Junges Theater für alle: licht.blicke

11. OKTOBER 2019 - 24. OKTOBER 2019, NüRNBERG

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Junge Menschen fürs Theater zu begeistern, hört sich massiv schwer an, ist aber ein Leichtes für dieses Licht.blicke-Festival im Gostner. zum zehnten Mal schon kommen hier all die wichtigen Themen auf die Bühne. Hoch politisch wird es in diesem Jahr zugehen: Flucht, Vertreibung, aber auch Internet, Narzissmus, das große Abenteuer Leben eben. internationale Theatergruppen bringen brisante Stücke nach Nürnberg.

Das vom Gostner Hoftheater organisierte Festival bespielt mittlerweile zahlreiche Veranstaltungsorte. Dazu gehört natürlich, Überraschung, das Gostner Hoftheater, genauso aber auch der Hirsch, die Werkstatt 141 auf AEG, die Kammerspiele des Staatstheaters, die Tafelhalle und und und. Los geht‘s am 11. Oktober um 16 Uhr vor der Dreinigkeitskirche in Gostenhof mit einer Tanzperformance von PLAN MEE aus Nürnberg. Dahinter stecken Eva Bormann und das Ensemble Tanz. Spring Break Revival erzählt die Geschichten von drei jungen Frauen in einer rauschhaften Nacht. Wiederholt wird die Performance noch einmal am darauffolgenden Samstag um 12.30 Uhr.

Die eigentliche Festivaleröffnung findet dann am Dienstag, 15.10., statt. Das erste Stück kommt aus München: Nothing Twice, eine Produktion der Schauburg, zu sehen im Hubertussaal. Wobei „Stück“ in dem Fall vielleicht gar nicht so präzise ist: Nothing Twice ist vielmehr ein Schaukampf zwischen Text und Bild, bei dem Grafitti-KünstlerInnen auf BreakdancerInnen auf SchauspielerInnnen treffen. There Is A Noise heißt die erste internationale Produktion im Programm, sie stammt aus Dänemark und Norwegen, von den beiden Performerinnen Freya Sif Hestnes und Marina Popovic. Hestnes und Popovic werden sich im Gostner gemeinsam mit dem Publikum an einen Tisch setzen – der auch ein Kriegsschauplatz ist. Sie machen sich auf Spurensuche, in der Familiengeschichte, und erzählen von Flucht und Vertreibung. Aufführung in englischer Sprache, falls danach Redebedarf besteht, schließt sich ein Künstlergespräch an.

Auch die Berliner vom Grips Theater wuchten schwere Themen. Dschabber, zu sehen im Z-Bau, erzählt von Fatima, die wegen islamophober Graffitis die Schule wechselt und an der neuen auf Jonas trifft, der sie einerseits nervt, mit dem sie andererseits aber etwas verbindet.

Die weiteste Anreise hat mit Sicherheit der Argentinier und Ein-Mann-Orchester Santiago Moreno. Moreno hat zusammen mit der Französin Delphine Bardot das Stück Le Folles erarbeitet, das vom Widerstand der Mütter erzählt: Die Diktatur treibt in den 70er-Jahren die Frauen auf die Straßen von Buenos Aires. Moreno und Bardot machen daraus poetisches Erinnerungstheater mit Musik, optischen Illusionen und magischen Appraten. Aufführungsort: Theater Salz + Pfeffer.

Einen der großen Klassiker der Weltliteratur bringen die Belgier von der Compagnie Karyatides mit: Les Misérables von Victor Hugo. Die Compagnie macht aus dem großen und großartigen Roman über die Elenden Frankreichs im 19. Jahrhundert, den Traum von Gerechtigkeit und Revolution, ein Stück mit kleinen, handgearbeiteten Puppen, zu sehen im Theater Mummpitz. Die Aufführung findet in Französisch statt, allerdings mit deutschen Übertiteln. Ähnlich klassisch: Robinson Crusoe. Der ewige Insulaner kommt in den Hubertussaal. Das Berliner Theater an der Parkaue setzt den Roman zusammen mit norton.commander.productions um. Dabei geht es nicht nur darum, wie es der Schiffbrüchige schafft, zu überleben, sondern auch um das Problem, dass der weiße Mann damals wie heute Macht ausübt über den Nichtweißen, in dem Fall der Eingeborene „Freitag“. Und nicht, das wäre ja in dem Fall auch denkbar, umgekehrt.

Und auch das Ensemble des organisierenden Gostner Hoftheater hat zum licht.blicke-Festival natürlich etwas vorbereitet. Den Preis um den längsten Titel gewinnen die Lokalmatadore schonmal: Caligula und das Mädchen auf der Treppe handelt von Luka, dem seine Eltern gehörig auf die Nerven gehen. Zum Glückt gibt‘s Eileen, die ähnliche Probleme plagen. Warum also nicht umziehen, auf den Treppenabsatz vorm Haus ...?

Und weil die licht.blicke eben in der Tat zum zehnten Mal stattfinden, soll bei allem schlauem Theaterkucken das Feiern nicht zu kurz kommen. Die Jubiläumsparty am 18.10. im Hirsch ist ein Festival im Festival mit einer Ego-Pop-Performance von Maas Theatre & Dance, Rap aus Nürnberg von Back to Present und im Anschluss Beats für die gemeinsame Tanzperformance von Publikum, SchauspielerInnen und Team von Nastaran Razawi Khorasani, Philipp Gonzales & 49% Wunst. Etwas gesetzter dagegen wird die Abschlussparty am 24.10. im Theatercafé, bei der die licht.blicke-Schülerjury ihre Favoriten kürt, durch den Abend führt und das Gesehene noch einmal Revue passieren lässt.

Das ganze Programm beinhaltet noch sehr viel mehr. Mehr Stücke, mehr Rahmenprogramm, mehr Beteiligte, mehr Orte. licht.blicke kleckert sicher nicht. Und zeigt eben, wie das geht und wie unterschiedlich das sein kann: Frisches, junges Theater, das uns etwas über die Welt erzählt, und gar nicht blöd ist. Wir sind auch nicht blöd, sondern, logisch, Medienpartner.

LICHT.BLICKE. THEATERFESTIVAL FÜR JUNGES PUBLIKUM
Vom 15. bis 24. Oktober, verschiedene Spielorte in Nürnberg.
Tickets: VVK 9,50,- (Erwachsene) / 7,50,- (ermäßigt) /
Tageskasse 11,-/8,- / 5er-Karte: 37,-/27,-.
gostner.de/licht-blicke




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