Mummpitz Jugendclub: Theaterspielen ist ein Geschenk

MONTAG, 3. MAI 2021, THEATER MUMMPITZ

#Interview, #Jugendclub, #Kachelbau, #Kindertheater, #KURTi, #Lisa Stützer, #Theater, #Theater Mummpitz, #Theaterpädagogik

Schauspieler*in sein und selber auf der Bühne stehen – hört sich im ersten Moment vielleicht crazy an, ist es aber gar nicht. Die Theater unserer Region – Staatstheater, Pfütze, Mummpitz – haben alle eigene Jugendclubs. Seit März sind diese bayernweit in einem Jugendtheaterrat vernetzt und reden mit, wenn es darum geht, was überhaupt aufgeführt werden soll. Ein guter Anlass, um mal mit Lisa Stützer zu sprechen, Theaterpädagogin am Theater Mummpitz, und nachzufragen: Was bringt Theaterspielen überhaupt?

CURT: Lisa, wie funktioniert der Jugendclub denn während Corona überhaupt?
LISA: Zu Beginn der Spielzeit haben wir uns noch vor Ort im Theater getroffen. Das war großartig, für uns alle. Beim ersten Besuch sagte ein Jugendlicher zu mir, das sei sein schönster Abend seit April gewesen. Genau das merkte ich den Jugendlichen auch an. Von Anfang Dezember bis Mitte Februar mussten wir uns dann einen anderen Weg suchen, um in Kontakt zu bleiben und unser Thema weiter zu verfolgen.  Wir schickten unseren Jugendlichen jede Woche einen Brief nach Hause mit verschiedensten kreativen Anregungen. Die Aufgaben bestanden darin, Texte zu schreiben, ihre Rollen weiterzuentwickeln, oder sich Gedanken über mögliche Filmszenen zu machen.
Seit Mitte Februar treffen wir uns online zur regulären Jugendclubzeit, mittwochs von 16:00-17:30 Uhr, und entwickeln verschiedenste Szenen in unterschiedlichen Film-Settings. Da werden schon mal alle Pflanzen der Wohnungen zusammengetragen, damit ein königlicher botanischer Garten entstehen kann.
Allgemein kann ich sagen, es funktioniert. Wir haben einen Weg gefunden, der für unsere Jugendlichen stimmig ist. Aber einig sind wir uns auch darin, sich im Theater zu treffen und gemeinsam zu spielen, kann nicht ersetzt werden. Diese Erfahrungen, die leider zurzeit nicht möglich sind, werden von uns allen schmerzlich vermisst und wieder herbeigesehnt. Die besondere Berührung, das Empfinden, die Nähe, die das gemeinsame Theaterspiel hervorruft, kann durch die digitale Arbeit nicht hergestellt werden.

Ganz blöd gefragt. Was bringt Theaterspielen jungen Menschen? Warum sollte man das tun?
Theaterspielen ist ein Geschenk. Es schenkt einer*einem so viel. Selbstvertrauen, Ausdruck, Lampenfieber, Mut, Zugehörigkeitsgefühl und vieles mehr. Hier kann jede*jeder zeigen, was in einer*einem steckt, fernab von Schulleistung und Noten. Vor allem, wenn die Stücke gemeinsam geschrieben und erarbeitet werden, lernen die Jugendlichen ihren Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen und sie sicht- und hörbar zu machen. Davon können sie dann auch außerhalb des Theaters profitieren.

Jetzt gibt es einen bayrischen Jugendtheaterrat, u.a. mit zwei Vertreterinnen aus dem Mummpitz Jugendclub. Was bringt so ein Rat, was verspricht sich das Theater davon?
Der bayerische Jugendtheaterrat ist gerade am Entstehen. Samstag, den 20.03. haben sich dazu erstmalig interessierte Jugendliche getroffen und die ersten Schritte in Richtung Jugendtheaterrat gemacht. Aus anderen Bundesländern waren Vertreter*innen solcher Räte dabei und berichteten von ihren Erfahrungen und Strukturen.
Im Prinzip geht es um Partizipation, darum, die Jugendlichen mit ihren Meinungen und ihrer Sicht auf die Welt und das Theater zu beteiligen. Wir haben vor, sie näher an die Strukturen des Theaters heranzuführen, die bei Mummpitz ja nicht unbedingt gleich sind wie bei großen Mehrspartenhäusern. Über den Spaß am Spielen hinaus, wollen wir zeigen, was es bedeutet an einem Theater zu arbeiten. Und natürlich möchten wir von den Ideen der jungen Menschen profitieren!

Welche Themen sind Jugendlichen momentan besonders wichtig?
Gerade eben ist wie bei uns allen auch Corona das allumfassende Thema bei den Jugendlichen. Mit allem, was dieses Virus mit sich bringt: Angst, Einsamkeit, soziale Distanz, Abgeschlagenheit, Zukunftsängste. Darüber hinaus beschäftigen die Jugendlichen aber auch beispielsweise Themen wie Diversität, Gender, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Ernährung und die eigene Identität. Auch die Liebe in all ihren Formen darf natürlich nicht fehlen.

Gibt es besondere Momente, in denen du weißt, dafür machst du Theaterpädagogik?
Meist sind es die kleinen Momente, die ganz besonders sind. Ein kurzes Feedback einer Teilnehmerin oder eines Teilnehmers zwischen Tür und Angel, Gespräche mit Eltern oder Erziehungsberechtigten nach einer Präsentation. Oder auch in den theaterpädagogischen Stunden selbst, wenn alle in ihrem kreativen Tun versunken sind und eine Ernsthaftigkeit zu spüren ist, die so vielen oft nicht zugetraut wird.
Zuletzt die einzelnen Momente des vergangenen Samstags, als wir uns mit den anderen Theatern (Staatstheater, Pfütze, Gostner Hoftheater, Stadttheater Fürth und das Theater Mummpitz) vernetzt haben, um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Welt wieder theatral zu erobern und gemeinsam Aktionen in Nürnberg und Fürth geplant waren. Ich durfte die Jugendlichen unseres Jugendclubs aus der Ferne bei ihrem Spiel beobachten und dabei zusehen, wie sie von Minute zu Minute mehr in ihrem Tun aufgingen. In solchen Momenten sehe ich einzelne junge Menschen, die verschiedenen Gespräche im Vorfeld, die vorangestellten Übungen, das Lampenfieber und den Mut sich der Welt zu zeigen. Genau dafür will Theaterpädagogik machen!

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Theater Mummpitz.
Michael-Ende-Str. 17, Nbg.
Im Oktober beginnen die neuen Kurse, LampenFieber (8-12 Jahre)
und RollenRausch (13-20 Jahre).
 




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THEATER SALZ+PFEFFER. Nürnberg ist, das kann man alle zwei Monate im curt nachlesen, eine kulturell lebendige, umtriebige Stadt. Ständig ploppt irgendwo was auf, neue Kollektive, neue Orte, neue Festivals, plopp, plopp, plopp. Daneben, umso wichtiger, bestehen die Institutionen des Kulturlebens, die immer da sind und wie zuverlässige Maschinen Output produzieren, Woche für Woche und Monat für Monat. 
Das
Theater Salz+Pfeffer ist eine solche Institution, mittendrin gelegen, am Plärrer, und trotzdem fast versteckt, fast leicht zu übersehen. Das mehrfach preisgekrönte Figurentheater ist seit 25 Jahren an diesem Ort. So lange, wie es curt gibt! 
Wally und Paul Schmidt, die das Theater leiten, ziehen aber schon deutlich länger an den Fäden der Figuren. Wie das kam, Anfang der 80er, was die Magie dieser Kunst ausmacht, wie anders das Publikum nach Corona ist und noch viel mehr, haben sie uns im Interview erzählt.   >>
MAGAZIN  
 
Thomas Köck hat, das hört man eher selten, ein Stück geschrieben, das nicht zum Nachdenken anregen soll. Es zeige einfach nur die Fakten auf. Fast resigniert klingt dementsprechend der Titel: Und alle Tiere rufen: dieser Titel rettet die Welt auch nicht mehr zeigt die Konsequenzen der Existenz und Dominanz des Menschen auf diesem Planeten auf. Regie führt Christoph Dechamps, auf der Bühne steht Thomas Witte. Premiere am 19. April. Das nächste Gostner-Endzeit-szenario folgt dann im Mai: Monte Rosa erzählt von drei Bergsteigern auf den Weg zu den Gipfeln. Für diese drei zählt nichts als der Aufstieg, alle zwischenmenschlichen Beziehungen sind zweckmäßig gedacht. Theresa Dopler hat eine Dystopie geschrieben, in der das Konkurrenzdenken unserer Zeit auf die Spitze getrieben wurde. Premiere: 4. Mai.

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Gostner Hoftheater   
Austraße 70, Nbg.



Salz+Pfeffer
 
Mord im Theater Salz+Pfeffer! Beziehungsweise, schon im Theater Salz+Pfeffer, aber eigentlich in der kleinen Pension Monkswell-Manor in England. Zwei alte Damen hören von dem Fall im Radio und fühlen sich dazu berufen, der Sache nachzugehen und ihn aufzuklären, klar. 
Zum Glück bringen die beiden neben einer Menge englischen Humor auch ausreichend kriminalistisches Gespür mit. Mausefalle ist ein typischer Krimiabend nach Agatha Christie. Paul und Wally Schmidt schlüpfen selbst in die Rollen der ermittelnden Damen. Die verdächtigen Figuren stammen von Ralf Wagner und Uschi Faltenbacher. Termine: 16., 21. und 22. April. 
Und apropos alte Dame: Der Besuch der alten Dame nach Friedrich Dürrenmatt läuft im Salz+Pfeffer in April und Mai ebenfalls weiterhin. Ein Welterfolg des Nachkriegstheaters, in Puppen übersetzt in der Maskenwerkstatt Marianne Meinl.

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Theater Salz+Pfeffer
Frauentorgraben 73, Nbg.

 
 
Ungewöhnliche Produktionen, gerade im Tanzbereich, finden einen Ort in der Tafelhalle. Z.B., wenn man nicht nur mit Menschen performt, sondern auch drei autonom fahrende Soundroboter mit auf die Bühne holt. Mit zwei Tanzenden zusammen bilden die Robos in Alexandra Rauhs Tanz-Performance mit Soundinstallation Glitching Bodies einen Gesamtorganismus, der die Frage aufwirft, wer hier eigentlich von wem beeinflusst wird. Am 21. und 22. April nochmal anschauen. Und dann gleich am 23. April wiederkommen, wenn der liebe Herr Egi Egersdörfer in der Tafelhalle seine Geschichten aus dem Hinterhaus darbietet. Das Ensemble Kontraste ist außerdem gleich zwei Mal zu Gast: Am 29.04. mit Debussy, Bartok und Ravel für vier Hände, an Klavier und Schlagwerk. Am 07.05. dann lädt Schauspielerin Adeline Schebesch ins Dichtercafé, die uns mitnimmt auf Goethes italienische Reise. Dazu hören wir gerne Mozart. 

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Tafelhalle 
Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg.

 
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