Gemeinsam gegen Menschenfeindlichkeit: Nürnberger Wochen gegen Rassismus
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Die Nürnberger Wochen gegen Rassismus finden statt, auch in diesem Jahr. 2021 lautet das Motto der Wochen „Solidarität. Grenzenlos.“ Vom 15. bis 28. März 2021 beziehen verschiedene Gruppen mit einer Vielzahl an Projekten und Veranstaltungen Stellung gegen gruppenbezogenen Hass. Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Islamfeindlichkeit haben in unserer Stadtgesellschaft keinen Platz! Die Veranstaltungen teilen sich in kontinuierliche und einmalige Events. Vieles in diesem Jahr natürlich online. Wir picken hier ein paar Perlen raus.
Wie so viele standen auch die Wochen gegen Rassismus vor der Hausforderung, ihr Programm jetzt irgendwie coronagerecht anzubieten und kreative, schöne Lösungen zu finden. Kein Problem z.B. sollte das Konzept des Nachbarschaftshauses Gostenhof darstellen: Eine 30-Meter-Outdoor-Ausstellung. Die Bilder am Zaun des Nachbarschaftshauses in der Adam-Klein-Straße widmen sich dem Thema Alltagsrassismus, und wie wir ihn überwinden können. Entlang schlendern und Anregungen mitnehmen!
Im öffentlichen Raum und im Internet werden die Kunstwerke der Schüler*innen von 20 Nürnberger Schulen zu sehen sein. Hinter dem Hashtag #CourageSchulenFuerSolidaritaet_Nbg2021 verbergen sich die Schulen ohne Rassismus, die sich anlässlich der Wochen gegen Rassismus mit dem Bezirksjugendring und dem Loni-Übler-Haus zusammengetan haben. An verschiedenen Projekttagen setzen sich die Schüler*innen mit den Themen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Solidarität auseinander. Infolge dieser Auseinandersetzung entstehen Kunstwerke und Plakate.
Das Nürnberger Staatstheater als Arbeitgeber international geprägter Menschen beteiligt sich an den Wochen mit einer Videobotschaft. Gerade im Ballett-Business gehört das Verlassen der Heimat für viele zum normalen Karriereweg. 22 Tänzer*innen aus zehn Ländern sprechen darüber, wie sie sich in der neuen Heimat, also hier, zurechtfinden und was die Gemeinschaft des Ensembles für sie bedeutet. Außerdem hat das Staatstheater in Zusammenarbeit mit seiner Schultheatergruppe das Hörspiel BeEurope produziert, das von Held*innen im Kampf gegen Rassismus erzählt. Zum Hörspiel gehört auch das turbulente Making-of, denn eigentlich war natürlich ein Theaterstück geplant.
Wie und wo Rassismen überall historisch verankert sind, zeigt ein Blick in eine der musealen Institutionen dieser Stadt: Das Spielzeugmuseum feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag und bereitet anlässlich der Wochen gegen Rassismus einen Clubhouse-Vortrag mit Diskussion zur Ausstellung „Rassistisches Spielzeug und antirassistisches Spielzeug“ vor: am 18.03., abends. Dieser Blick in die Spielzeug-Vergangenheit täuscht freilich nicht darüber hinweg, dass das Thema Rassismus nicht überwunden und historisch, sondern leider ziemlich aktuell ist. Das sehen wir drastisch an Anschlägen wie in Hanau und subtiler versteckt bei Kundgebungen wie denen der Corona-Leugner.
Der Junge Stimme e.V. plant deshalb für den 21.03. seine Kundgebung „Gemeinsam gegen Rassismus“ am Kornmarkt, an der sich diverse Vereine, Verbände, Organisationen beteiligen werden. Am Tag darauf freuen wir uns auf eine Livestream-Lesung auf Initiative des Begegnungszentrums BRÜCKE-KÖPRÜ in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Jakob. Jalda Rebling, Kantorin der jüdischen Gemeinde von Berlin, erzählt ihre Familiengeschichte, die die holländische Autorin Roxane van Iperen in einem 2020 erschienenen Buch festgehalten hat. Rebling ist die Tochter von Lin Jaldati, die sich mit ihrer Schwester bis 1944 vor den Nazis verstecken konnte. Die beiden überlebten das Konzentrationslager und wurden Zeugen von Anne Franks Tod.
Ebenfalls am 22.03. findet die Kundgebung der Seebrücke Nürnberg vor dem Rathaus statt: Betroffene erzählen dabei von ihren
Erfahrungen im Zusammenhang mit Abschiebeverfahren durch die Ausländerbehörden und von Rassismus durch die Polizei. Verschwörungserzählungen im Netz werden am 28.03. zum Thema, wenn das Theaterkollektiv schmarmintelligenz in Zusammenarbeit mit der Luise Cultfactory zum Zoom-Theater lädt. Die Theatergruppe hat sich die Frage gestellt, wem man eigentlich noch vertrauen kann, hat Enthüllungsvideos gesichtet, Chatgruppen durchforstet und mit Expert*innen gesprochen. Das Ergebnis dieser Recherche feiert um 18 Uhr Premiere.
Auch der 1. FC Nürnberg beteiligt sich an den Wochen gegen Rassismus – und zwar in Form von digitalen Führungen bzw. eines Webinars. Der Historiker Leo Stöcklein bringt uns die Geschichte des verlassenen Bahnhofs Märzfeld näher, der als Ausgangspunkt für Deportationen jüdischer Bürger*innen Nordbayerns genutzt wurde. Im Zuge dessen kommt auch die Geschichte des Fußballclubs und sein Umgang mit jüdischen Mitgliedern im Dritten Reich zu Sprache. Stöckleins Webinar findet am 16.03. statt, am 24.03. wird das Thema noch einmal vom Club-Historiker Bernd Siegler vertieft. In Sieglers digitaler Führung wird es also sow hl um vorauseilenden Gehorsam des Vereins, als auch um widerständige Tendenzen gehen. Die Rückschau dient als Ausgangspunkt, um sich das Heute anzuschauen: Wie thematisiert der Club seine Vergangenheit und auf welche Weise versucht er Rassismus und Antisemitismus aktiv entgegenzutreten?
Das komplette Programm der Wochen ist damit, wie gesagt, nur angerissen. Einige Formate befanden sich zum Redaktionsschluss noch in Planung, andere, wie eine humorvolle Ausstellung, u.a. mit Karikaturen von Gymmick, werden tendenziell erst im April durchgeführt.
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Nürnberger Wochen gegen Rassismus
Das komplette Programm unter:
www.menschenrechte.nuernberg.de
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