Die große Kulturpreisträger*innen-2023-Umfrage 2023

FREITAG, 1. DEZEMBER 2023, NüRNBERG

#Dr. Marian Wild, #Eva Borrmann, #Interview, #Kultur, #Kulturpreis, #NUEJAZZ, #Pauline Füg, #Stadt Nürnberg, #Umfrage

The Class of 2023: Eine Autorin/Slammerin, ein Jazzfestival, eine Tänzerin/Choreografin, ein Kurator/curt-Kunstredakteur (!), eine migrantische Integrationsinitiative. curt gratuliert den Kulturpreisträger:innen des Jahres: Pauline Füg, NUEJAZZ, Eva Borrmann, Marian Wild und We integrate. Vor allem gratuliert curt aber dieser Stadt, die sich glücklich schätzen darf, so talentierte und engagierte Menschen in ihrer Mitte zu wissen. Da hat die Jury eine wirklich tolle Wahl getroffen! Das sagen wir als curt nicht nur, weil unser hauseigener Kunstschreiber Dr. Marian ausgezeichnet wurde und weil wir seit jeher Medienpartner des NUEJAZZ sind und Pauline in unserer Schreibkrise veröffentlicht hat und wir Evas Performances genauso wie die Aktionen von We integrate mehrmals im Heft haben durften ... sondern weil das im besten Sinne ein breiter Querschnitt durch Kultur in allen ihren Farben und Schattierungen und Ausprägungen ist! Deshalb hier noch einmal fast alle Preisträger:innen des Jahres in der exklusiven, kleinen curt-Jahresabschluss-Umfrage, yeah!

EVA BORRMANN
Drei Dinge, die du an Nürnberg sofort ändern würdest?
Den Plärrer. Mehr Gelder für die "Freie Szene”. Und das Stadtlogo bzw. die "Stadtklammer". (Anm. d. Red: die roten Balken unten und oben auf den städtischen Druck-/Werbemittel)
Was ist dein gastronomischer Geheimtipp für die Region, der wirklich noch geheim ist?
Der charmante Stadtpark Kiosk in Nürnberg!
Und das von meinen Steuergeldern! Warum braucht der Mensch überhaupt Kultur?
Der Mensch braucht Kultur, um sich zu entleeren um dann wieder hungrig in die Welt katapultiert zu werden. Die Steuergelder werden also benötigt, um uns am Leben zu erhalten – ein Defibrillator!
Wofür wird das Kulturpreisträger*innengeld verprasst, rausgehauen, verschleudert?
Für Ferien auf dem Reiterhof und einen PKW-Führerschein.

FRANK WUPPINGER / NUEJAZZ FESTIVAL
Drei Dinge, die du an Nürnberg sofort ändern würdest?
Autos sind bequem und manchmal kommt nicht daran vorbei, mittlerweile ist die Stadt aber derart von Autos verstopft, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen: flächendeckendes Tempo 30, Parkplätze stark reduzieren.
Als Lehrer würde ich eine Klassenobergrenze von 15 Schülern:innen in der Grundschule und 20 Schüler:innen ab der Grundschule einführen. Für eine viel bessere Wissensvermittlung und weniger Stress für Lehrkräfte.
Als dritten Punkt würde ich sofort ein massives Begrünungskonzept für die Stadt erarbeiten lassen und große Regenwasserspeicher anlegen. Dafür könnte man die wegfallenden Parkplätze verwenden.
Was ist dein kultureller, gastronomischer Geheimtipp, der wirklich noch geheim ist, bzw. war – bis jetzt?
Ich kann nur jedem empfehlen mal im Café La Ola vorbeizuschauen: Leckerer Kuchen, angenehmes Ambiente, entspannte Jazzmusik. Zwei bis drei Mal im Monat finden auch spannende Konzerte von super Musikern der hiesigen Jazzszene statt. Bei freiem Eintritt und anschließender Hutsammlung.
Warum braucht der Mensch überhaupt Kultur?
Kultur ist der Kit, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Der Hirnforscher Prof. Stefan Kölsch stellt sogar die These auf, dass es die Menschheit ohne die Musik gar nicht durch die Evolution geschafft hätte. Nur durch sie haben wir eine so hohe Kooperationsbereitschaft erlernt, dass wir uns als Gruppe gegen die Widrigkeiten der Natur behaupten konnten. Nur die Musik schafft es, dass tausende Menschen gleichzeitig den gleichen Song singen. Kein anderes Lebewesen auf der Welt kann das! Kultur schafft Gemeinschaft. Fühlen wir uns in einer Gemeinschaft eingebunden, geht’s uns gut und das wiederum macht uns und unsere Gesellschaft ein Stück weit gesünder.
Darüber hinaus definieren wir uns über die Kultur: Wer ist der berühmteste Nürnberger? Na klar, Alfred Dürer. Dürer muss seinen guten Namen ja sogar für zahlreiche Projekte, Unternehmen, etc. ... hergeben. Z.B. für den Flughafen, einem Wirtschaftsunternehmen. Ob ihm das wohl heute recht wäre? Gefragt hat ihn wohl keiner.
Kultur bedeutet Gemeinschaft, Gesundheit, Diskurs, Schönheit, Renommee, Wirtschaft, Offenheit, Freiheit, Ordnung, Disziplin, Protest, Anpassung u.v.m. All das brauchen wir genauso wie die Sonne zum Leben. Ich fürchte diejenigen, die Kulturförderung infrage stellen, haben das noch nicht so richtig verstanden, was aus der Kultur alles herauswächst. Kulturförderung ist eben nicht messbar, sie kommt aus dem Herzen und deshalb ist das für viele schwer einzuordnen. Hier liegt noch viel Aufklärungsarbeit vor uns.
Wer hat noch keinen Kulturpreis, sollte aber dringend einen haben?
Als Jazzer ganz klar: die Tante Betty Bar.
Wofür wird das Kulturpreisträger*innengeld verprasst, rausgehauen, verschleudert?
Da bin ich ganz nüchtern: Das Kulturpreisgeld fließt in den großen Festivaltopf und puffert ein paar Mehrkosten, die unvorhergesehen entstanden sind. Z.B. die extrem hohen Hotelkosten, wenn eine Messe in der Stadt parallel veranstaltet wird, 2.500 Euro. Es kann nicht im Interesse der Stadt und der Bürger sein, Kulturförderungen auszuschütten, die dann für extrem hohe Hotelkosten ausgegeben werden. Nicht nur ich würde mich sehr freuen, wenn Frau BM Prof. Julia Lehner mal die Initiative ergreifen würde, um dieses Thema zu lösen. Z.B. durch einen Kultur-Härtefall-Fonds für städtisch geförderte Projekte. Vielleicht würde man ja bei der Messe und der Hotellerie Ansprechpartner finden, die einen solchen Fonds unterstützen. Ich denke, die Messe verfügt über die nötigen Mittel.
Warum bist du noch hier, in Nbg, und nicht in Berlin?
Ich bin in München/Gauting geboren und aufgewachsen und war immer schon sehr verbunden mit dem Land, den Seen und den Bergen. Als ich nach Nürnberg kam, gingen mir die Berge und die Seen ganz schön ab. Aber bald schon habe ich auch die schöne fränkische Natur in vielen Wanderungen erkundet. Auch das multikulturelle Gostenhof hat mir wirklich sehr gut gefallen. Hier habe ich mich gleich irgendwie zu Hause gefühlt. Ich bin dann in die Musik– und Kulturszene hineingewachsen und habe hier meinen Platz gefunden. Nach einer Weile kamen die Kinder und die Familie dazu, da möchte man dann auch niemanden mehr aus seinem gewohnten Umfeld reißen. Für mich ist Nürnberg also zur zweiten Heimat geworden und ich sehe es als eine Bereicherung an, mittlerweile sowohl in Nürnberg, als auch in München gleichermaßen zu Hause zu sein.

MARIAN WILD
Drei Dinge, die du an Nürnberg sofort ändern würdest?

Mehr Bäume und entsiegelte Flächen für die Altstadt, Wiederaufbau der alten Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz, Umstellung der Fußgängerampeln auf reguläre Grünphasen und der Verkehrsampeln auf "Bettelampeln".
Was ist dein gastronomischer Geheimtipp für die Region?
Das ist kein Geheimtipp mehr, aber das Kokoro am Klarissenplatz hat einfach großartiges Sushi.
Warum braucht der Mensch überhaupt Kultur?
Weil nur Kultur in der Lage ist, Menschen und Gesellschaften nachhaltig und konsumfrei zusammenzubringen.
Wofür wird das Kulturpreisträger*innengeld verprasst?
Für Sushi – siehe oben. Und für den Rest kauf ich mir ein paar warme Socken.
Wer hat noch keinen Kulturpreis, sollte aber dringend einen haben?
Einen? Unser Weber vom curt sollte natürlich alle fünf auf einmal kriegen.
Warum bist du noch hier, in Nbg, und nicht in Berlin?
Berlin ist eine große Liebe, die ich gerne besuche. Aber wir sind nicht für eine exklusive Beziehung gemacht. I lost my heart in Nuremberg.

PAULINE FÜG
Drei Dinge, die du an Nürnberg sofort ändern würdest?

Prinzipiell wichtig ist für mich: barrierefreie und inklusive Kultur weiterzudenken, die freie Szene zu fördern und Frauen zu empowern, Kunst und Literatur zu machen!
Was ist dein (Geheim-) Tipp für die Region?
Mhhh, also, da ich beruflich viel in Städten unterwegs bin, gehe ich in meiner Freizeit gerne raus in die Natur. Ich bin ein großer Fan von Parks und ganz besonders haben es mir das Fränkische Seenland und der Dennenloher Schlosspark angetan.
Warum braucht der Mensch überhaupt Kultur?
Hehe, dann lieber die Steuer dafür nehmen als für LKW-Maut verschwenden! Im Ernst: Der Mensch IST Kultur. Unser ganzes Leben, alles was wir tun, wie wir essen, was uns wichtig ist, wie wir Gedanken verarbeiten … all das ist Kultur. Und die Auseinandersetzung mit allem, was der Mensch macht, ist so wichtig, vor allem und insbesondere, wenn sie künstlerisch ist. Ich habe als Künstlerin die Chance, durch meine Kunst Dinge zu benennen, zu kritisieren, aufzuzeigen und so hoffentlich auch Aha-Erlebnisse im Publikum zu generieren. Im Grunde bin ich wahrscheinlich Idealistin und will die Welt mit Kunst zu einer besseren machen.
Wofür wird das Kulturpreisträger*innengeld verprasst?
Reisen! Ich liebe es, neue Kulturen und Länder kennenzulernen. Einen Teil des Preisgeldes musste ich schon für einen Rückflug von Island ausgeben. Die Reise war schon geplant und mein eigentlicher Rückflug wäre am Tag nach der Verleihung gegangen … ich musste also einen neuen Flug buchen, um dabei zu sein. Ich versuche im Jahr einen Monat auf Reisen zu gehen und zu schreiben.

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Kulturpreisträger*innen 2023

Eva Borrmann:
Tänzerin, Choregrafin, Chefin von Plan Mee
@plan_mee

Frank Wuppinger  
Musiker, NUEJAZZ-Festivalleiter
@nuejazz

Marian Wild  
Kurator, Kunsthistoriker, curt-Kunstexperte
@marianwild

Pauline Füg  
Autorin, Poetry Slammerin
@pauline.fueg

We integrate e.V.
Priscilla Hirschhausen schaffte es leider nicht, unsere Fragen zu beantworten, lässt aber lieb grüßen!




 




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