Staatstheater 22/23: Wir planen eine voll ausgelastete Spielzeit

MITTWOCH, 4. MAI 2022, STAATSTHEATER

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Da hocken’s und wissen natürlich ganz genau, dass das an diesem Tag keine Pressekonferenz wie einstmals üblich ist: Staatstheater Intendant Jens-Daniel Herzog, Geschäftsführer Christian Ruppert, Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger, Ballettdirektor Goyo Montero, Theaterpädagogik-Leiterin Anja Sparberg und, zugeschaltet von der Dresdner Semperoper, Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz. Die Spielzeit 22/23 am Staatstheater Nürnberg soll, so optimistisch wagt Jens-Daniel Herzog sich aus der Deckung, eine Spielzeit ohne Ausfälle und Einschränkungen werden. Das hatte man zwei Jahre nicht.

Aber nicht nur deshalb soll es eine besondere Spielzeit werden: Nürnberg feiert 100 Jahre Staatsphilharmonie, 15 Jahre Goyo Montero als Ballettchef und mit mindestens einem weinenden Auge den Abschied von Joana Mallwitz. Herzog: „Sie wird noch einmal zeigen, warum wir ihr nachtrauern werden.“

Philharmonie
In ihr letztes Jahr in Nürnberg fällt also auch die Festwoche der 100-Jahr-Feier im Herbst. Gleich zum Eröffnungskonzert wird die soeben zu diesem Anlass gegründete Junge Philharmonie, ein Nachwuchsorchester, zu hören sein. Für das Abschlusskonzert schreibt die Gegenwartskomponistin Lera Auerbach eine Auftragsarbeit für Nürnberg. Dazwischen werden in der Festwoche auch verschiedene Orte in der Stadt bespielt werden. Mit unter anderem vier Gastdirigent*innen und Beethovens Neunter zum Neujahrskonzert liege eine aufregende Spielzeit vor dem Nürnberger Musikpublikum.
Das letzte Konzert unter der Leitung von Joana Mallwitz steht dann im April im Programm: Die vierte Symphonie von Mahler plus verschiedene Überraschungen, nämlich die Highlights der vergangenen vier Jahre mit der Dirigentin, die künftig das Konzerthausorchester in Berlin leiten wird. „Es wird“, so Jens-Daniel Herzog, „eine Zeit vor und nach Joana Mallwitz in Nürnberg zu schreiben sein.“

Staatstheater
Seinen Vertrag verlängert hat hingegen Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger. Die Spielzeit am Theater steht unter der Überschrift „Mythos und Musik“. Gloger: „Legenden erschaffen Wirklichkeit und Propaganda. Wir gehen dieser ambivalenten Kraft auf den Grund.“ Zum Beispiel mit Odysseus.live, inszeniert von der Digitalexpertin und Nachwuchsregisseurin des Jahres 2021 Cosmea Spelleken. Oder gar mit den Nibelungen, einem Mammutprojekt, das die funktionierende und zunehmende Verzahnung der Nürnberger Sparten unter Beweis stellen soll.     
Im Mai feiert dann ein neuer Text über eine vergessene Nürnberger Band Premiere, entdeckt und recherchiert vom Hausautor Philipp Löhle: Orbit – Geschichte einer Band. „Eine kuriose und berührende Geschichte über diesen hidden champion aus Nürnberg“, so Gloger, der zudem neun weitere Uraufführungen und frische Texte und dabei einen Schwerpunkt auf Autorinnen ankündigt, unter anderem: Theresia Walsers Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel und Sascha Marianna Salzmanns Im Menschen muss alles herrlich sein.
Während die Spielzeiteröffnung mit Schillers Don Karlos einem monolithischen Klassiker gewidmet wird, soll gleichermaßen das Neue und zwar das Digitale am Theater verankert werden. Nicht nur im Zuge von Odysseus.live, sondern auch mit der Rückkehr des Ensembles des Online-Experiments P.A.N.s lab: Mythos P.A.N. wird eine Art Fortsetzung des ganzen. Gloger: „Wird dürfen die Selbstdarstellungsbühnen im Internet nicht der Verblödung überlassen, weil uns sonst eine ganze Publikumsgeneration wegbricht.“
Auch im Theaterensemble sind Abschiede zu verkraften. Michael Hochstrasser verabschiedet sich zum Ende der Spielzeit in die Rente, für zwei junge Kolleg*innen funktioniert Nürnberg als Sprungbrett: Pauline Kästner wechselt ans Düsseldorfer Schauspielhaus, Maxmilian Pulst hat in dem Sinne nun alles erreicht, er geht ans Wiener Burgtheater. Don Karlos ist die letzte Chance, ihn in Nürnberg live zu sehen.

Ballett
Goyo Montero kann sich darauf verlassen, in dieser Spielzeit entsprechend gewürdigt und auf sämtliche Podeste gehoben zu werden. Seine Engagement hier sei, so Herzog, eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Der Choreograf kündigt für 22/23 unter anderem die von ihm inszenierten und seit Jahren vorbereiteten Goldberg Variationen nach Johann Sebastian Bach: „Ein Wendepunkt in unserer Arbeit.“  16 Gast-Choreograf*innen sollen mit dem Nürnberger Ballett arbeiten, wobei Montero insbesondere den Israeli Hofesh Schechter hervorhebt und als einen der renommiertesten Choreografen der Gegenwart bezeichnet. Für seine Verdiente wurde er unter anderem in den britischen Ritterstand erhoben, schau, schau.

Oper
Jens-Daniel Herzog, nicht nur Intendant des ganzen Hauses sondern eben auch Leiter der Staatsoper hat sich, wie er sagt, einen Mount Everest der Oper vorgenommen: Frau ohne Schatten von Richard Strauss, Text Hugo von Hoffmansthal. Eine Uraufführung bekommt das Opernpublikum im November mit Turing, der Geschichte des Mathematikers, Pioniers, Erfinders der Enigma Alan Turing, der für seine Homosexualität verfolgt und in den Suizid getrieben wurde. Martin Platz singt die Rolle, die nicht-singend zuletzt Benedict Cumberbatch verkörperte.
Naturgemäß eng ist die Verzahnung der Sparten zwischen Oper und Philharmonie. Es freue ihn also besonders, sagt der Chef, die beste Oper überhaupt, Rossini nämlich, in den Händen von Joana Mallwitz zu wissen.

Und sonst so?
Corona hat dem Staatstheater freilich zugesetzt. Der Betrieb läuft auf 100 Prozent, rein dürfen bisweilen nur 25 Prozent. Heute ist die Zurückhaltung des Publikums bei manchen Produktionen noch immer spürbar. Die vorgestellte Spielzeit sei aber durchfinanziert, sagt Herzog: „Wenn wir voll durchspielen können. Wir planen eine voll ausgelastete Spielzeit.“
Das sei auch wichtig, um Menschen nicht zu verlieren. „Was das Publikum mag, ist Verlässlichkeit“, sagt Geschäftsführer Christian Ruppert. „Dass es im Herbst wieder eine Maskenpflicht geben wird, ist absehbar. Die Idee, das Kulturleben wieder auszuschalten, kommt bei uns aber nicht vor. Das können und wollen wir uns nicht mehr vorstellen.“

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Staatstheater Nürnberg




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