Filmhaus: Ausverkauft auch ohne Millionenbudget

DONNERSTAG, 22. FEBRUAR 2024, FILMHAUS

#Barbie, #Filme, #Filmhaus, #Kino, #Oppenheimer

Bei den Rückblicken auf das vergangene Kinojahr standen überall zwei Filme im Mittelpunkt, die zusammen auf den Namen BARBENHEIMER (Oppenheimer + Barbiehörten. Und tatsächlich war es ein erstaunliches Phänomen, dass sich im Sommer 2023, also zu einer Zeit, in der das Kino normalerweise gegen Grillen, Musikfestivals und Freibad den Kürzeren zieht, für zwei, drei Wochen alles um diese beiden Filme drehte. Aber was hat es dem Kino auf Dauer gebracht? Die wirklich begeisterten Stimmen zu beiden Filmen waren eher selten, es ging eher darum, „dabei zu sein“. Im Oktober und November waren die großen Kinosäle dann eher spärlich gefüllt und das, obwohl der Herbst üblicherweise die Kinohauptsaison ist. War BARBENHEIMER also die vielbeschworene „Rettung des Kinos“? Oder doch nur ein Strohfeuer?

Was an diesem Phänomen gerne übersehen wurde: der Hype kam nicht von ungefähr. Es gab für beide Filme riesige Werbebudgets, bei BARBIE waren es 140 Millionen Dollar. Das sind Gefilde, in die sonst nur AVATAR, STAR WARS & Co. vordringen. Zugleich war BARBIE für viele Besucher*innen der erste Film, für den sie seit der Pandemie mal wieder ins Kino gegangen sind. Es wäre für die Zukunft ein trauriges Bild, wenn Leute nur noch ins Kino gehen, wenn sie mit millionenschwerer Dauerwerbung zugeballert werden. Doch abseits vom Strohfeuer BARBENHEIMER gibt es ein Kinoleben, das vielleicht nicht zum Bürogespräch in der Mittagspause wird, das jedoch zeigt, wie neugierig und begeisterungsfähig Kinogänger*innen sind. Seit der Pandemie hat sich das Publikum in den Arthouse-Kinos deutlich verjüngt und selbst wenn sich die kleineren aktuellen Filme gerade manchmal schwertun, ist die Liebe zur großen Leinwand ungebrochen. Besonders deutlich wird das bei älteren Filmen, dem sogenannten Repertoire, wie es das Filmhaus Nürnberg schon seit eh und je anbietet. Die britische Tageszeitung The Daily Telegraph rief im November den „repertoiry cinema boom“ aus und sah darin „den überraschendsten Medientrend des Jahres“. Nicht nur wenn große Filmklassiker auf die Leinwand zurückkehren, auch bei Nischenfilmen und wiederentdeckten Perlen sind die Kinosäle voll, ob mit jungen oder alten Zuschauer*innen, ob in Montreal, London, Bordeaux oder Bratislava. Ein Trend, der auch bei uns sichtbar ist. 

Das Interesse für diese Filme kommt natürlich nicht von ungefähr. Neben der Faszination, die ein Film häufig nur im Kino entfalten kann, dürfte einer der Hauptgründe die wachsende Unzufriedenheit mit den Streamingplattformen sein, denn wo können wir an ältere oder unbekannte Filme ohne große Umstände herankommen? Noch in den 1990er Jahren waren Repertoire-Filme im Nachtprogramm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens präsent, heute sind sie im Dschungel 
der zahllosen Streaminganbieter schwer oder gar nicht zu finden. Das mangelnde Angebot treibt sogar die Preise für manche gebrauchte DVD – ein Medium, das manche schon für Tod erklärt haben – in schwindelerregende Höhen. Es scheint sich also eine gegenläufige Bewegung zu den allmächtigen Plattformen und ihrer Algorithmen abzuzeichnen. Der US-Journalist Kyle Chayka vom Magazin New Yorker hat dazu gerade ein Sachbuch veröffentlicht: „Filterworld. How Algorithms Flattened Culture“ setzt sich kritisch mit der digitalen Kulturindustrie und wie diese unser Leben verändert auseinander. Das hat bei ihm wenig mit Kulturpessimismus zu tun, eher mit der Frage, wie sich persönlicher Geschmack im Zeitalter des digital gefilterten Contents bilden kann. Chayka ist überzeugt, dass wir zur Geschmacksbildung nicht darum herumkommen, uns mit den Dingen aktiv auseinanderzusetzen, anstatt sie nur zu konsumieren. Er hebt auch die Bedeutung von Kurator*innen hervor (eine Aufgabe, die wir als Filmhaus-Team sehr ernst nehmen!) und dass diese nicht gleichzusetzen sind mit Gatekeeper*innen. Womit uns die Findung eines eigenständigen Geschmacks belohnt, so Chayka, ist ein freudvollerer, nachhaltiger und zufriedenerer Umgang mit Kultur. 

Klingt gut, oder? 
Als Filmhaus Nürnberg bauen wir darauf, dass unser Kinopublikum zur Geschmacksbildung Lust hat, auch Filme ohne große Werbebudgets und ohne Empfehlungsalgorithmen zu sehen. Wir schließen weiterhin Lücken im Kinoangebot der Stadt, bereiten liebevoll Filmreihen vor und bieten Einführungen, die den Film kontextualisieren. Wie vielfältig und anregend das sein kann, zeigen die nächsten Wochen mit einer Werkschau des thailändischen Filmkunst-Stars Apichatpong Weerasethakul, älteren Filmen von DUNE-Regisseur Denis Villeneuve, aktuellem Kino aus Lateinamerika oder SHOWING UP, dem vielgelobten neuen Werk von FIRST COW-Regisseurin Kelly Reichardt. 

---

FILMHAUS NÜRNBERG
Alle Infos und Termine gibt es unter www.filmhaus.nuernberg.de




Twitter Facebook Google

#Barbie, #Filme, #Filmhaus, #Kino, #Oppenheimer

Vielleicht auch interessant...

Im FILMHAUS Nürnberg gibt es mit der Freund*innen-Karte schon längst eine Art Kino-Abo. Ab dem 15. August startet jedoch ein ganz neues deutschlandweites Modell, bei der nicht nur das Filmhaus dabei ist: CINEVILLE. Mit im System sind in Nürnberg außerdem das Casablanca, das Filmhaus, die Meisengeige und das Metropolis. Arthouse-Kinos in Fürth und Erlangen werden auch bald folgen!  >>
Aus Netflix und chillen wird – zum Beispiel – Stadtpark und auch chillen, aber dort vor einer riesigen Leinwand und nicht vor eurem popeligen Laptop, der mit jeder Mediathek heillos überfordert ist. Das Sommernachtfilmfestival macht auch in diesem Jahr, was es am besten macht: Open-Air-Kino als atmosphärisches Event im gesamten Stadtgebiet plus Fürth, Erlangen und Schwabach. Nicht weniger als 118 Vorführungen an elf Orten stehen im Programm!   >>
NÜ/FÜ/ER. Sommer + Nacht = Filmfestival. Eine Rechnung, die aufgeht und selbst überzeugteste Drinsider jedes Jahr ins Freie lockt: Das SommerNachtFilmfestival steht an und sorgt mit fein kuratiertem Filmprogramm erneut für Smartphones in Flugmodus und Popcornliebe unter Sternenhimmel. Vom 31. Juli bis 24. August packt das atmosphärische Open-Air-Kino an elf verschiedenen Locations im Stadtgebiet Nürnberg, Fürth und Schwabach seine Leinwand aus. Freut euch schon mal auf zig tolle Filmvorführungen, interessante Regisseur:innen-Talks und aufregendes Übernachtungskino.  >>
FILMHAUS. Wenn eine Filmemacherin es versteht, ihre Filme mit einer gehörigen Prise Respektlosigkeit zu garnieren und sie zugleich zu einem ästhetischen Genuss voller grandioser Bilder zu machen, dann sollte sie eigentlich einen festen Platz in der Filmgeschichte haben. Lina Wertmüller wurde diese Ehre leider nicht zuteil. In den 1970er Jahren ein Aushängeschild des italienischen Kinos, ist sie heute nur noch Spezialist*innen ein Begriff. Höchste Zeit, dieses einzigartige Filmkünstlerin mit dem Hang zu auffälligen Brillen wieder zu entdecken!  >>
FILMHAUS. Festivals für Kinderfilme gibt es bestimmt einige, aber meistens sind es doch die Erwachsenen, die aussuchen, was da läuft. Nicht so beim Little Big Films im Filmhaus, dem ältesten Kinderfilmfestival, das von Kindern organisiert wird. Elf Filmfans zwischen 9 und 13 waren an der zehnten Ausgabe von Litte Big Films beteiligt, die am 15.07. und 16.07. stattfinden wird. Ihre Festivalzeit begann bereits im Februar mit einem Ausflug zur Filmsichtung bei der Berlinale. Knapp 80 Kinder waren seit 2014 insgesamt an Little Big Films beteiligt, einige von ihnen sind mittlerweile selber Filmemacher.

Eröffnet wird Little Big Films am 15.07. um 11.30 Uhr mit dem norwegischen Animationsfilm
Sowas von super, in dem Hedwig von einem Moment auf den anderen den Job ihres Vaters übernehmen und Superheldin werden muss. Die beiden elfjährigen Synchronsprecher*innen Aurelia van Cauwelaert und Hans Heinrich Hünnebeck kommen für das Festival nach Nürnberg. Genauso wie Rosa von Leeuwen, der Hauptdarstellerin im Film Kiddo. Der handelt von der elfährigen Lu, die in einer Wohngruppe lebt, weil ihr Mutter eine berühmte Schauspielerin in Hollywood ist. Eines Tages taucht sie wieder auf und die beiden starten einen abenteuerlichen Roadtrip nach Polen. Ein sehr ernstes Thema verhandelt der Film mit dem Titel Comedy Queen: Die 13-jährige Sasha ist wütend auf ihre Mutter – weil sie sich das Leben genommen hat. Um ihren Vater trotzdem wieder zum Lachen zu bringen, fasst Sasha ein Ziel: Sie will, sie muss Comedy Queen werden.

Der Zeichentrickfilm Titina erzählt von einem italienischen Luftschiff-Ingenieur, der mit dem Abenteurer Roald Amundsen und der titelgebenden Hündin zum Nordpol aufbricht. Die deutsche Synchronfassung feiert in Nürnberg Premiere, zu Gast sind die Sprecher*innen Oona Diz Butzmühlen, Silvestre Diz Butzmühlen, Yascha Finn Nolting und Thomas Witte. In The Ghastly Brothers – Lilith und die Geisterjäger lernen wir eine paranormale Detektivin kennen, die gegen ihren Willen aufs Internat geschickt wird. Dort spukt es natürlich, doch zusammen mit den kauzigen Ghastly Brüdern kann Lilith ihre Mitschüler*innen von dieser Plage befreien.

Dounia und die Prinzessin von Aleppo erzählt von einem Mädchen, das in einer magischen Stadt aufwächst, Aleppo. Doch als ihr Vater von Soldaten festgenommen wird, muss Dounia bei ihren Großeltern leben und wenig später aus der Stadt fliehen. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause hilft der Familie Dounias Zauberkraft und ihr grenzenloser Optimismus. Und zuletzt: Sweet As, die Geschichte von Murra, die bei einer alleinerziehenden Mutter aufwächst und von ihrem Onkel zu einer therapeutischen Fotoexkursion überredet wird. Auf dieser erlebt Murra Herzschmerz, findet Freund*innen fürs Leben und stößt auf die Wurzeln ihrer Ahnen.

___
Little Big Films #10
Das Kinofestival von Kindern für Kinder
15. und 16. Juni im Filmhaus, Eintritt frei!  >>
20241001_Salz_Pfeffer
20241001_Staatstheater
20241001_pfuetze
20241001_Einblick
20240601_ebl
20241001_VAG_Nightliner
20241001_Kaweco
20241001_Staatstheater_Erlangen
20241104_curt_XMAS
20230703_lighttone
20241001_Retterspitz
20241001_GNM_hallo_nature
20240801_mfk_PotzBlitz