Pole Dance im Souldance

MITTWOCH, 1. MäRZ 2017

#Sport, #Tanz

Studiohund Ewa, eine französische Bulldogge, körperlich eher unakrobatisch, liegt träge in ihrem Körbchen. Ewa hat Glück, dass sie ein Mädchen ist, denn Männer, sogar formidable Tänzer wie curt-Akrobat Mäusi Joppke, ist der Zutritt in diese heiligen Hallen nicht gestattet: das Studio ist ein exklusives Frauen-Universum!

Studiobetreiberin und Hundemama Mareen erklärt, warum das Y-Chromosom hier unerwünscht ist: „Je weniger man an hat, desto besser kann man sich an der Pole-Stange halten. Hier wird unter Frauen geübt und hart trainiert – da haben Männer leider einfach nichts verloren.“ Und so gibt es im Souldance trotz gelegentlicher Anfragen keine männlichen Poledancer, in dem geschützten Rahmen des Studios sollen sich die Damen schließlich wohl fühlen. Verständlich ist das schon, dennoch fühle mich diskriminiert, lasse mir aber, sehr professionell, meinen Kummer nicht anmerken.

Zum Pole Dance gehört Erotik dazu, das ist bekannt. Dass es sich aber auch um sehr akrobatischen Sport handelt, der intensives Trainieren bedarf, erkennt man, wenn man die Figuren und Moves (Tricks) sieht, die an den Edelstahlstangen absolviert werden. Zugegeben, intensives Training ohne männliche Ablenkung erscheint durchaus sinnvoll.

Im Dezember bezog das bereits 2013 gegründete Pole-Dance-Studio sein neues Refugium in der Turnheimerstr. 45. Die mit circa 400qm sehr großzügigen Räume in einem ehemaligen Autohaus mit Blick auf den Fernsehturm wurden komplett neu gestaltet, was den Betreiberinnen Mareen und Roxi ermöglichte, all ihre Vorstellungen und Wünsche umsetzen. Und so unscheinbar das Industriegebäude von außen wirkt, so hip und clean durchgestyled wird man in den Studioräumen empfangen. Erster Gedanke: Das wäre auch ein guter Club. „Das hören wir immer wieder“, grinst Mareen, die natürlich auch selbst Kurse gibt und 2016 den 1. Platz beim Pole Contest „Dance Filthy UK“ in der Kategorie Professionals erreichte. Das Trainerteam ist also international ausgebildet und hoch dekoriert, wie man den Urkunden und Fotos an den Wänden entnehmen kann – das spricht für sich.

In zwei Räumen sind Pole-Stangen installiert, in einem weiteren Raum wird Aerial Dance unterrichtet und trainiert. Hier kann man sich in Silks (Tücher), Hoops (Reifen) oder Hammocks (zu Schlaufen gebundene Tücher) luftakrobatisch austoben. curt-TV-Kollegin Steffi erklimmt zugleich mit Mareens Hilfe einen Hoop, kraxelt ein wenig herum und lässt sich den „Man in the Moon“ zeigen - eine Position, bei der man sich quer sitzend in den Ring platziert. Fünf  Minuten des Rumturnens bringen Steffi sichtlich ins Schwitzen, am nächsten Tag wird sie über Bauchmuskelkater klagen: auch die Hoops haben es in sich. Bei allen angebotenen Disziplinen werden Muskeln beansprucht, von denen man nicht wusste, dass man sie hat. Gelenkigkeit, Kraft und Ausdauer werden gesteigert und man entwickelt ein ganz neues Bewusstsein für den eigenen Körper – sicher auch dank der riesigen Spiegelwände, in denen man sich beim Trainieren kontrollieren kann.

Vor und nach dem Sport dürfen sich die Damen über ihre Umkleide freuen. Diese erscheint der Maske eines Film-Sets angemessen: große Schminkspiegel, alles hübsch hell und auf einem Spint wacht ein Plüscheinhorn. „Die Mädels lieben diese Umkleide“, freut sich Mareen, wird dabei von Steffi bestätigt, und auch ich als Kerl würde mich gerne sofort umziehen.

Es kommen die ersten – natürlich weiblichen – Pole-Schüler. Sie erspähen mich und sind verwirrt. Männer sieht man hier sonst nie. „Ich bin von der Presse, ich darf alles, auch Fotos machen“, entschärfe ich die Situation erfolglos. Mareen grinst, winkt die Damen an mir vorbei und ich packe Notizblock, Jacke, Hund und Kollegin und verabschiede mich widerwillig, aber zutiefst beeindruckt vom professionellen und schönen Studio, von der sehr netten Chefin und von diesem rein weiblichen, neuartigen Paralleluniversum mitten in einem Mischgebiet in Schweinau, das Männern wohl ewiglich verwehrt bleiben wird. Steffi hingegen wird wiederkommen und an Moves & Skills feilen, während wir Jungs von curt vergeblich davon träumen, erotisch-luftakrobatische Poldedancer zu werden.

SOULDANCE.
Turnheimerstr. 45, 90441 Nürnberg.
www.studio-souldance.de
Kurse für Einsteiger & Fortgeschrittene / Shows für Events buchbar




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#Sport, #Tanz

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TAFELHALLE. Es gibt ein neues Kunstkollektiv in Town, das einen tatsächlich sehr radikal eigenen Ansatz der Performance wählt: roams (wohl bekannt aus der Nürnberger Szene: Harald Kienle, Michaela Pereira Lima, Veith von Tsotzhousn und Maria Trunk) verbinden bildende und darstellende Kunst in einem drei Tage andauernden Tanz ums Holz.

Konkret handelt sich bei der Aufführung roams: adventures um ein Bühnenstück mit einem wachsenden Bühnenbild, das selbst Kunstwerk und Protagonist ist. Dieses Bühnenbild von Harald Kienle wiederum setzt sich aus Klanghölzern zusammen, die von Veith Michel bespielt werden, gibt also auch einen Sound ab und verändert sich unterm Einfluss der Choreografie der Performenden Pereira Lima, Markl und Bess. Inhaltlich dreht sich das experimentelle Stück um das Ursprüngliche, das die Gesellschaft zusammenhält, symbolisch verbildlicht im Holz. Das Spiel drum herum ist auch eines mit dem Risiko, die Performenden setzen ihr eigenes Bühnenbild aufs Spiel: Wird es zusammenkrachen wie ein Jenga-Turm? “Das Fallen, das Zusammenkrachen, das Ungeplante ist stets Teil des Prozesses”, sagt Maria Trunk aus dem Produktionsteam. 

Die drei Aufführungen von roams_adventures bauen aufeinander auf und funktionieren jeweils für sich. Sie sind sind in allen Sprachen, Kulturen und Generationen verstehbar. Das Publikum wird Teil eines skuplturalen Erlebens und eines Dialogs zwischen Raumkörpern, Menschen, Hölzern und Klängen. 

Spannendes Projekt, alle Infos hier:

roams: adventures
20.-22.11., Tafelhalle


Konzept, künstlerische Leitung & Produktionsleitung: Michaela Pereira Lima & Harald Kienle
Regie: Nicole Schymiczek
Performance: Michaela Pereira Lima, Miriam Markel, Barbara Bess
Video: Linda Havenstein
Sound: Veith Michel
Lichtdesign: Gunnar Tippmann und Saša Batnozic
Grafik: Steffi Probst
Klangstapler:innen: Moritz Kienle, Natacha Cayrol, Chan Bess, Lola Pereira Lima
Ground Control: Maria Trunk
Coaching: Katharina Tyllack
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Kultur  11.10.-23.11.2025
TAFELHALLE. Zwei Mal Heiß, zwei Mal Blumenroth. Hä? Das musikalisch-literarisch-geistreiche ensemble Kontraste hat nach 30 Jahren erstmals eine neue Leitung! Namentlich: Luise Heiß (Gesang), Philipp Heiß (Klavier), Jeany Park-Blumenroth (Violine) und Hendrik Blumenroth (Cello). Das Konzept heißt natürlich weiterhin Kammermusik und genreübergreifende Formate, dafür gab es 2020 den großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg. Innerhalb dieser Idee hat sich die neue Leitung vorgenommen, auch neue Akzente zu setzen und relevante Gegenwartsthemen mit den Mitteln der klassischen Musik aufzugreifen. Das eK-Spielzeitmotto Upon Weightless Wings verspricht eine gewisse Leichtigkeit und Vogelperspektive. Los geht's für das eK am 11.10. mit dem Anstoß: Wir hören zwei Oktette, einmal, inspiriert vom Südtiroler Weingut Lageder, von Gregor A. Mayrhofer, einmal romantisch und geheimnisvoll von Franz Schubert. Im Anschluss wird stilecht mit Lageder-Wein angestoßen. Am 19.10. wird die beliebte eK-Reihe Dichtercafé fortgesetzt: Der Österreichische Autor, Schauspieler und Regisseur Oliver Karbus liest Robert Seethalers Ein ganzes Leben. Eine Geschichte vom Überleben im Bergdorf. Dazu Musik von Alfred Schnittke und dem in Auschwitz ermordeten jüdischen Komponisten Viktor Ullmann. Am 16.11. folgt dann ein Kammermusik-Abend als epische Klangreise: Nikolai Kapustin löst mit seinem Klavierquintett die Grenzen zwischen Jazz und Klassik auf, Erich Wolfgang Korngold, zwei Mal Oscar-prämiert, erweist sich in seinem frühen Klavierquintett als farbintensiver Romantiker und Johannes Brahms zeigt mit seinem Klavierquartett, was komplexe Tonkunst ist. Leidenschaft! Pathos! Rhythmus! heißt das Programm. 

Den Kulturpreis, wie gesagt, hat das ensemble Kontraste schon. Am 10.11. holen die diesjährig Ausgezeichneten ihre Preise im Rahmen der großen Kulturpreis-Gala in der Tafelhalle ab, Unter anderem mit dem Orchester Ventuno und dem Literaturhaus. Spektakulär kündigt sich das dreitägige, experimentell-theatrale Projekt roams_adventures von Michaela Pereira Lima, Harald Kienle und Nicole Schymiczek an. Ab 20.11. entsteht ein Bühnenbild aus Holz, dem von Michael Veith Töne abgerungen werden, die von Tänzeri:innen wiederum in Bewegung übersetzt werden. Die Zuschauenden können ihre Perspektive und die Dauer ihres Zuschauens selbst wählen. 

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Tafelhalle  
   

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