NDF: Jenaplan und der Academy Punk

DONNERSTAG, 18. JULI 2019, STELLWERK

#Bildung, #Business, #Interview, #Jenaplan, #Kino, #Nürnberg Digital Festival, #Schule, #Vortrag

Am Jenaplan-Gymnasium Nürnberg wurde erstmals eine völlig neue Form von digital gestützter Bildungsmethode der Punk Academy aus Berlin in einem Pilotprojekt getestet. 18 Schüler aus der Mittelstufe nahmen am Spiel „Mensch gegen Maschine“ teil und mussten über vier Wochen hinweg mit maximal 30 Minuten am Tag diverse Aufgaben lösen, die von den Schülern anfangs als nicht bewältigbar eingeschätzt wurden.

DIGITALE ZUKUNFT TRIFFT AUF BAYERISCHES GYMNASIUM

Von den Schülern mussten Websites und andere komplexere Dinge in der digitalen Welt erstellt werden – ohne Anleitung durch einen Lehrer. Am Ende des Projekts hatten sich alle 18 Schüler diese Kompetenzen in Teams selbst beigebracht und ihre Aufgaben bewältigt.

Wir haben mit Dominic André Stühler, dem Gründer der Punk Academy, und Moritz Fürsattel aus der 9. Jahrgangsstufe des Jenaplan-Gymnasium Nürnberg, gesprochen:

CURT: Dominic, wie muss man sich die Punk Academy vorstellen?

DOMINIC: Die Punk Academy ist eine Lernfirma, die das Ziel hat, die Fähigkeiten zu vermitteln, die in der sich verändernden Welt des 21. Jahrhunderts immer mehr benötigt werden. Laut der letzten McKinsey-Studie wird im Jahr 2030 jeder vierte Arbeitsplatz von Maschinen und Algorithmen übernommen. Gleichzeitig verändern sich die Jobs, die wir heute kennen, massiv. Je mehr Jobs von Maschinen erledigt werden, desto mehr werden die Fähigkeiten gebraucht, die nur der Mensch kann: kreativ sein, zusammenarbeiten, kommunizieren, Dinge initiieren usw. Aber diese Fähigkeiten kann man nicht einfach in einem Seminar oder aus einem klugen Buch lernen. Man kann sie nur aus der praktischen Erfahrung heraus erwerben, am besten mit Feedback durch einen Coach: Nur im Führen einer Gruppe lerne ich Führung. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Bildung zu revolutionieren und Umgebungen zu kreieren, in denen Leute scheitern und eine Basis von Erfahrung aufbauen dürfen, auf der sie sich entwickeln können. Um dies multiplizierbar zu machen, haben wir mit Einsatz von komplexer Software und KI (Künstliche Intelligenz) die Punk Academy entwickelt.

Welche Unternehmen nutzen eure Methode?

Wir dürfen mittlerweile mit Kunden wie der Allianz, adidas, Ikea, Zalando u.a. zusammenarbeiten. Daran sieht man, dass das Thema dieser sogenannten „People Skills“ enorm wichtig wird. Der logische Schritt für uns war, in den Bereich der schulischen und universitären Bildung zu gehen, wo wir jetzt hier in der Region mit der FAU und dem Jenaplan-Gymnasium Nürnberg die ersten Pilotprojekte umsetzen.

Warum gerade das Jenaplan-Gymnasium Nürnberg?

Um eine derart revolutionäre Idee zu testen, müssen Rahmenbedingen geschaffen sein, die uns die Möglichkeit geben, ein enges Reporting zwischen Schülern und Lehrern aufzubauen, um daraus die optimale Methode für die Schulen zu schaffen. Die Leute vom Jenaplan-Gymnasium Nürnberg konnten das bieten, so dass das Projekt in einem Test bereits letztes Jahr gestartet und optimal umgesetzt werden konnte.

Was ist bei den Kindern anders als bei den Erwachsenen?

Erwachsene sind sehr schwer aus der Komfortzone zu holen, es ist schwierig, Veränderungen im Verhalten zu initiieren. Kinder kennen keine Begrenzungen ihrer Komfortzone und stellen sich viel schneller neuen Herausforderungen. Dass nach vier Wochen alle 18 Kids ihre eigene Website gebaut hatten, obwohl definitiv nur bei wenigen eine große Affinität zur IT da war, hat uns selbst sehr überrascht

Könnt ihr auch Schüler „abholen“, die eher passiv sind?

Zwei Dinge sind notwendig, um jemanden entwickeln zu können. Man muss tatsächlich Bock haben, etwas auszuprobieren. Also Motivation haben, die unbedingt eine Freiwilligkeit voraussetzt. Das Zweite ist die Umgebung, in der man Neues ausprobieren kann, ohne eine schlechte Note zu bekommen oder negativ aufzufallen. Das ist der Kern unserer Methode: die „Sandbox“, in der wir die Schüler mit unserer KI-gestützten Software coachen und sie sich im Team organisieren lassen.

Was sagten denn die Lehrer dazu?

(Schmunzelt) Die Lehrer waren teils skeptisch gegenüber den tätowierten Berlinern, die selbst nur schlechte Abiturnoten hatten und kein Studium abgeschlossen haben. Ich glaube aber, dass wir auch die großen Skeptiker überzeugt haben, sich solch neuen Ansätzen zu öffnen. Die Motivation der Schüler und die tollen Resultate waren einfach zu überzeugend.

Moritz, wie habt ihr Schüler das Projekt erlebt? War es stressig?

MORITZ: Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, da man einfach verschiedene Dinge lernt, die man normalerweise nicht in der Schule lernen würde und durch das Projekt coole Einblicke in verschiedene Dinge bekommen hat.

Was habt Ihr mitgenommen und was war anderes als in der Schule?

Wir haben eher Prinzipien gelernt, wie man sich Dinge selbst beibringt, wie man Websites erstellt, wie man am besten im Team arbeitet . Und andere Methoden, wie man vorgehen kann.

Websites zu erstellen ist ja nicht für alle Schüler interessant …

Die eine oder andere Challenge war nicht das Ding aller, aber es hat den meisten Spaß gemacht hat. Am Ende haben ja auch alle mitgemacht und dann eine Webseite erstellt.

Könnt Ihr das, was Ihr bei der Punk Academy nun gelernt habt, auch im Unterricht nutzen?

Auf jeden Fall. Ich denke, auch generell im Leben, außerhalb der Schule. Wir haben gelernt, wie wir uns selber etwas beibringen können.

Würdet Ihr gerne weitermachen?

Ich fände es klasse, wenn es weiter ginge, dann hätten wir Schüler noch weitere Möglichkeiten, auch noch andere Dinge in diesen Themenbereichen mitzunehmen. Es wäre cool, wenn die Punk Academy auch im normalen Unterricht in ein paar Ansätzen vertreten wäre!


Event @ Nürnberg Digital Festival:
WIE PUNKS IN NÜRNBERG DIE SCHULE REVOLUTIONIEREN
am 18. Juli, 18 Uhr, im Stellwerk, Nürnberg.
www.jenaplangymnasium.de
www.punk.academy


 




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