Claudias Kinoempfehlungen

DONNERSTAG, 1. SEPTEMBER 2016

#Cinecitta, #Claudias Welt, #Filmhaus Kino, #Kino, #Kommkino, #Meisengeige

Ich sag mal Puh, und das sag ich für alle Filme. In diesem Monat heisst es tough sein. Hatte schon den Hochzeitsfilm mit Zac Efron erwogen, um einen Happen Heiterkeit reinzubringen. Mich aber dagegen entschieden.

FADO
AB 01.09. // FILMHAUS
Immer diese Beziehungsfilme. Laune machen die nicht, insbesondere wenn ein Pärchen wieder versucht zusammenzukommen , obwohl man selbst als Außenstehender merkt, das hat keinen Zopf, Freunde. Aber Fabian ist seiner Ex nach Portugal nachgereist und sie findet das ja irgendwie ganz süß. Außerdem hat er gesagt, er hat sich geändert. Welchen Part er bearbeiten sollte, wenn er Doro wieder an seiner Seite wünscht, kristallisiert sich langsam heraus. Erst mal zimmert er ein neues Bett, Doro weiß nicht, ob sie diese Art Kümmern wieder haben will. Und er wär eigentlichauch gern cooler. Aber der von Golo Euler famos Gespielte ist ein stiller blasser Junge, der mit seiner Eifersucht kämpft – und die wird in diesem feinen Debüt sichtbar gemacht. Das ist schwer präsentierbar, doch FADO spielt subtil mit dem Zuschauer. Vielleicht hat Fabian ja recht. Wenn man den Film begreift – und das mag manchem schneller gelingen als mir – taumelt man im schönen Lissabon einem bitteren Ende entgegen. Ein großes, schreckliches Ding: Misstrauen und Angst, in Bilder gegossen in der immer noch schönsten Stadt der Welt.

 



MAHANA
AB 01.09. // CINECITTA
Die Frage in MAHANA ist: Wer schert besser? Wer schert schneller Schafe? Eine Familienfehde um Ehre und Geld im Neuseeland der 60er Jahre von dem großen Regisseur Lee Tamahori, der mit „Die letzte Kriegerin“ einen der für mich besten Filme verantwortet. Nun kehrt er also zurück nach Neuseeland, wo man an der Ostküste noch tief in alten Maori-Traditionen verwurzelt ist. Alle machen, was Großvater Tamihana befiehlt. In diese Drei-Generationen-Geschichte mit festen Regeln mischt sich der 14-jährige Simeon mit etwas so Unverschämtem wie Vernunft. Er widerspricht. Und als würde das nicht zu genug bösem Blut führen, macht er auch noch auf Romeo und findet Feindestochter Poata super. Der Enkel agiert klüger als der Kerl bei Shakespeare. Doch das schützt ihn nicht vor Strafe. Alt sagt an, die Jungen machen. Wie soll da Platz für Veränderung sein? Das interessiert Lee Tamahori nicht, er will von Liebe in allen Formen sprechen und von ihrer Kraft. Jede Minute ist unberechenbar und die Bilder wie vom besten Teil der Welt. Ohne Klage tut man, was zu tun ist, in einem Gebilde, das für uns ebenso weit weg ist wie Neuseeland: in deiner Familie.
 


LA ISLA MINIMA - MÖRDERLAND
AB 07.09. // KOMM KINO
Auch hier drehen wir die Zeit zurück, landen 1980 in einem Kaff in Spanien. Zwei Polizisten suchen zwei Mädchen. Doch sie sind nicht ausgerissen, sondern tot. Mühsam ist es, die nächste Kleinigkeit herauszufinden. Verfolgungsjagden laufen ins Leere. Alles ist Handarbeit und unfassbar brutal. Ein völlig neues Krimigefühl. Die Langsamkeit mündet nicht in Langeweile, das liegt wohl an Bildern, die ich in einem Film so noch nicht gesehen habe. Das nennt man wohl hypnotisch.  
 


ENTERTAINMENT
AB 15.09. // FILMHAUS
Würde man erwarten, zu bekommen, was drauf steht, wird es schwierig. Denn ENTERTAINMENT ist eine Anti-Komödie, die jedoch beim Sundance Festival gefeiert wurde. Sie handelt von einem Comedian, der mit tiefhängenden Mundwinkeln und einer schlimmen gelben Kappe oder wahlweise einer noch schlimmeren Frisur durch die Wüste tingelt, um in abgehalfterten Bars sein noch abgehalfterteres Programm runterzureißen. Am Abend versucht er telefonisch Kontakt zu seiner Tochter herzustellen. Tags macht er Kultur. In der Wüste! Bizarres Ding, bei dem John C. Reilly als Cousin mit einem Businessplan in der Tasche mitmischt und jede Sympathie wie einen Verlustvortrag verspielt.
 


DIE LETZTE SAU
AB 29.09. // MEISENGEIGE  
Es gibt so Tage, da bricht erst das Bett durch, später verreckt der Traktor und dazwischen passieren die unerfreulichen Dinge. So geht es dem Bauer Huber. Als würde ein Buch aufgeschlagen, wird uns von Herbert Knaup die Geschichte erzählt. So eindrucksvoll, dass es keine acht Minuten dauert, bis ich diesen anarchischen Tierfilm liebe. Im Anschluss kam die Szene mit der geschlachteten Sau so unerwartet, dass ich Wegschauen nicht geschafft habe. Da Hubers Wohlfühlkredit (Zitat Banker: „Das ist kein Betrug, das ist ein stimmiges Produkt.“) seiner Aufgabe nicht gerecht wird und es für ihn schlimmer kommt, als man das so gemeinhin erwartet, entwickelt sich das Ganze zu einer Art landwirtschaftlichem "Falling Down". Filme, die mich umhauen, passieren ungefähr so oft wie ein Komet in mein Fahrrad einschlägt. Möglich ist es. An diesem Ding hätte man gerne mitgearbeitet und könnte sich als was Besonderes fühlen, wenn man nur die Sau gefüttert hätte, die den Huber auf seinem Weg begleitet. Traktorflucht und Imkerwut, was hat dieser Aron Lehmann für Ideen? Diese setzt er so intelligent um, dass sein Stil eben nicht nach 30 starken Minuten verebbt. Golo Euler und Rosalie Thomass sind das härteste Liebespaar der Gegenwart. Und dazu spielen Ton Steine Scherben. Mann, ist das Leben schön. Danke, Herr Lehmann!
 




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