Claudias Kinoempfehlungen im Sommer

DONNERSTAG, 31. AUGUST 2017

#Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Film, #Filmhaus Kino, #Kino

Klappt nicht mit der Liebe diesen Sommer – Scheiternde Adams, unentschlossene Frauen und entschlossene Frauen ergeben lauter Lovestorys, die nicht klappen, mitten im Sommer. Schon schade, und der Silberstreif am Horizont hat auch einen Haken.

MARIE UND DIE SCHIFFBRÜCHIGEN
AB 06.07. // IM FILMHAUS
Marie ist hübsch, er aber auch. Als Simeon der rote Geldbeutel einsam auf dem Gehweg anlacht, hat er gerade ein besonderes Gespräch mit einem Fremden geführt. Wim hat ihm einen ausgegeben und ihm dann von seinen Niederlagen erzählt. Mit dem roten Fundstück bahnt sich jetzt die nächste, ungewöhnliche Geschichte ihren Weg in Simeons Leben. Das dunkle Orakel eines Bärtigen macht ihn neugierig, wie natürlich auch die dunkelhaarige Schönheit, der er Hab und Gut und Geld zurückbringt, ja am Ende vielleicht gar ihre Persönlichkeit. Marie war mit Antoine, dem Bärtigen, zusammen, der nicht willens ist, sie freizugeben. Das Schöne an diesem Film sind die Rückblicke auf's Leben. Die angeblich gefährliche Marie sagt, dass es das Wichtigste sei, sich gekannt zu haben, bevor sich alle zum theatralischen Finale auf einer kleinen Insel einfinden und der Schriftsteller unter ihnen genug neuen Stoff bekommt über – Marie und die Schiffbrüchigen.
 



AUF DER ANDEREN SEITE IST DAS GRAS VIEL GRÜNER
AB 13.07. // IM CINECITTA
Hier verliert das Liebespaar wenig Zeit, nach drei Minuten landen Felix und Kathi im Bett. Dafür sind wir dabei, wie sich im Laufe der nächsten fünf Jahre ihre Leidenschaft in ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis verwandelt, zumindest bei Felix, der inzwischen Oberarzt ist und Kathi eigentlich nur noch versetzt. Kathi kann sich kaum noch beherrschen, wenn sie diesen jungen Künstler sieht, der so wahnsinnig … unabgenutzt ist. Plötzlich wacht sie auf, ist aber nicht zur Vernunft gekommen, sondern fünf Jahre zurückgeschleudert worden. An dieser Stelle grüßt der Film kein Murmeltier, Kathi dreht nur an ein paar Schrauben im Leben der Anderen und ihrem eigenen. Wäre ja blöd, die gleichen Fehler zweimal zu machen. Auf diesem Gebiet hat der Film mit dem wohl hässlichsten Plakat des Jahres eine coole Botschaft. Ich finde ihn einen gelungenen Beitrag zur verhassten Erkenntnis, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann – und schon die Briefkastenszene ist Geld wert.
 


MEINE GLÜCKLICHE FAMILIE
AB 13.07. // IM CASABLANCA
Man kann es ihr nicht übelnehmen. Manana hat eine Familie, die sehr, sehr laut und fordernd ist. Das Gemecker von drei Generationen in einer Wohnung hält man bereits nach Minuten nicht mehr aus und Manana ist immerhin 52, als sie verkündet, dass sie auszieht. Sie begründet nicht, auch bekommt sie keine Prügel vom Gatten. Statt dafür dankbar zu sein, wie ihr ihre georgische Umgebung rät, richtet sie sich in ihrem neuen Zuhause ein. Und? Es ändert sich nichts, nicht draußen bei ihren unsensiblen Freundinnen, nicht bei ihrer Familie. Die Welt dreht sich weiter. So, wie ich bei ihrem Namen immer das Singen anfangen möchte, so liebt Manana ihre täglichen Rendezvous mit den Blättern vorm Balkon. Achtet auf das stille Vergnügen in einem realen und bescheidenen Film. Am 13.07. bietet das Casablanca dazu ein Gespräch mit einem Georgien-Experten.
 


PARADIES
AB 27.07. // IM CASABLANCA
Dieses Drama hat Stil, präsentiert sich in edlem Schwarz-Weiß und mit sehr überzeugenden Akteuren. Im „Paradies“ tobt der Zweite Weltkrieg, es geht um das Verstecken kleiner, jüdischer Kinder, dem gefährlichen Leben im Widerstand. Alles bekannt, aber der russische Regisseur schafft mit 79 Jahren einen sehr besonderen Film, der einen sofort mitnimmt, auch wenn man diese Reise nach Frankreich nicht antreten will. Die drei Hauptdarsteller blicken in glänzend inszenierten Monologen auf ihre Geschichte zurück und bis zur Liebe ist es ein weiter Weg, der natürlich über Leichen führt. Ein eleganter Hingucker und gleichzeitig Lehrstück in Dramaturgie. Auch zeigt sich, wie eine kleine Idee, ein Kniff, der manchem erst zum Schluss bewusst wird, ein abgearbeitetes Thema zu neuer Emotionalität führen kann.
 


DAS GESETZ DER FAMILIE
AB 03.08. // IM CINECITTA
Nicht verwechseln mit dem georgischen Film von eben, auch wenn beide von Gesetzen in der Familie handeln, denen man sich unterordnen muss. Hier ist ein Mann im Mittelpunkt, der keine Lust mehr auf seinen Gangster-Clan hat. Sein Vater verbietet ihm Widerspruch, der unentschlossene Sohn möchte, dass die Frau gehorcht und die will, dass ihr Sohn ihre Befehle ausführt und schon haben wir wieder drei Generationen im Clinch. Keinem wird sein Wunsch erfüllt. Ein Vorstadt-England voller Schimpfworte, die man im Original größtenteils nicht versteht, mit einem Michael Fassbender, der eigentlich ein Guter sein will. Es kommt der Coup, der schiefgeht, die Kids fliegen von der Schule, es wird wohl nichts mit dem seriösen Leben. Der Film setzt auf Optik, auf Atmosphäre und smarte Verfolgungsjagden, weswegen er manchmal vergisst zu erzählen, was er eigentlich wollte. So droht Opa Brendan Gleeson in Metaphern und zum Schluss sitzen Papa Michael und Sohn samt Hundewelpen auf einem Baum. Das ist niedlich, aber sicher vielen eine Nummer zu rührselig.



MAGICAL MYSTERY
AB 31.08. // IM CINECITTA & CASABLANCA
Da will man sich mal in Superlativen ergehen, einmal von einem Film erzählen, der die beste Geschichte zum Thema "Meerschweinchen" hat, die ich kenne. Man will sagen, dass Charly Hübner, den ihr aus dem Fernsehen kennt („Polizeiruf 110“ und so was), die Rolle seines Lebens gefunden hat und endlich mal zeigt, wie er alleine einen Film mögenswert macht. Da kommt schließlich doch eine coole Liebesgeschichte um die Ecke und dann hat die einen solchen Starttermin. Wer merkt sich denn einen ganzen Sommer lang einen Filmtipp? Ich erinnere Euch in der September-Ausgabe, versprochen, und jetzt raus mit Euch.
 




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