Claudias Kinoempfehlungen im Juni

FREITAG, 1. JUNI 2018

#Babylon Kino, #Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #E-Werk, #Film, #Filmhaus Kino, #Kino, #Meisengeige

Andre Männer, andre Sitten! – Wenn Jungs dieser Welt sich oder andere besser kennenlernen wollen, tun sie dies diesen Monat an so ungewöhnlichen Orten wie im Schwimmbecken, in der Schlachterei oder in der dunkelsten Nacht.

ZWEI IM FALSCHEN FILM
AB 01.06. // CASABLANCA
Marc Hosemann und Laura Tonke in einem Beziehungsfilm. Das passt für hübsch hippes Beziehungsgeplänkel. Doch hier kratzt keiner nur an der Oberfläche und erfreut sich an der Hauptstadt als Erzählgrundlage. Auch wenn er sie Heinz nennt, sind die zwei ein super Team, an der Spielkonsole und auch sonst. Er mag seinen Job im Copy Shop, sie ist Synchronsprecherin und zwischen all dem Sollten wir nicht? und Warum bist du nicht eifersüchtig? gibt es in diesem sehr richtigen nicht falschen Film starke Sätze nebenbei, wie ein Gratisgeschenk. Ist es ein Kompliment, wenn er sagt: Ich seh lieber das, was du siehst, als dich. Regisseurin Laura Lackmann hat die Statements gut durchgebraten platziert, drehte zuvor den schwer zu verfilmenden Roman „Mängelexemplar“. Als dieses sieht das Paar seine Beziehung im achten Jahr und fleht die Krise fast herbei. Dass die dann etwas zäh ist – normal. Ein super Film, der nahe an der Realität parkt, aber immer mal überrascht, auch mit dem gruseligsten Viererabendessen, an das ich mich erinnern kann. 
 



SWIMMING WITH MEN
AB 07.06. // CINECITTA
Ich hatte mehr erwartet. Denn SWIMMING WITH MEN erinnert an die Lieblingskomödie „Ganz oder gar nicht“. Ehrlicherweise kann ich mich an keinen Inhalt erinnern, weiß nur noch, dass es um Männerstrip ging und lustig war. Auch hier schwimmen Männer aus der Bahn, finden auf fast märchenhafte Weise zueinander. Sie sind ein Verein der Verzweifelten, wollen der Welt entfliehen und tauchen unter. Im Hallenbad, unter Anleitung zum semiattraktiven und semisynchronen Wasserballett. Auch wenn sie ihre Regeln wie no asking no telling oder What happens in the pool stays in the pool bald brechen und auch Privates teilen, geht es doch um gepflegte Sitten, Disziplin und Zufriedenheit mit sich selbst, egal mit welchen Mitteln. Wenn ein Mann das passende Hobby gefunden hat, dann klappt es auch wieder mit Ehe und Job. Schön, aber bitte nicht mit einem Brunfttanz ohne Wasser, aus purer Lust an der Übertreibung. Der Schluss schmerzt in den Augen wie Chlorwasser.
 


CAMINO A LA PAZ
AB 7. JUNI // FILMHAUS + E-WERK
Ernste Zeiten für den Mann im synthetischen Wollpulli. Sebastián hat kaum Geld und in Buenos Aires liegt es nicht auf der Straße. Doch ebendort wird er es verdienen. Der Zufall macht ihn zum Fahrer und mit dem alten Jalil hat er einen ersten Stammgast, der ihn beauftragt, ihn zu seinem Bruder nach Bolivien zu fahren. Okay, Deal. Dass der eine auf Knoblauch, der andre auf Zigaretten als Proviant beharrt, ist ja noch ganz heiter. Klar kann der junge Ziellose vom alten Fokussierten lernen, doch eigentlich würde er ihn lieber aus dem Auto werfen, so viele Mitfahrer wie Jalil einlädt. Der Wagen ist das Einzige, was Sebastián gehört. Doch der gewiefte alte Herr mit der schwachen Blase setzt sich immer durch, und der junge staunt über seine erste Begegnung mit dem Islam. Denn der Senior ist gläubiger Moslem und will an einen religiösen Ort reisen. Sie sind in einem Road Movie Richtung Toleranz unterwegs, und wenn der mitgenommene Hund dem Fahrer unmotiviert an der Schulter knabbert, ist das eine von mehreren Einstellungen von vorne durch die Windschutzscheibe, die ohne Dialog funktionieren. Reingehen, rausgehen, lächeln.
 


STERNENJÄGER
AB 14. JUNI // CASABLANCA + CINECITTA
Ich seh den Sternenhimmel. Du auch? Weil der in der Stadt nur ein Schatten seiner selbst ist, jagen Fotografen an abgelegenen Stellen der Erde die schönsten Glühformationen am Firmament. Dazu erklären sie ihre Philosophie, wie zum Beispiel die, dass ein Stern ein Blick in die Vergangenheit ist. Am liebsten habe ich dabei Rufus Beck, dem Erzähler, zugehört. Der spricht immer so, dass ich mich wie eine Neunjährige fühle, die gerade staunend die Welt begriffen hat. Für diesen Film haben sich viele Männer einsame Nächte um die Ohren geschlagen, gewartet, genossen und gelitten, um irre Gemälde zu entdecken. Noch mehr als das Polarlicht habe ich das Zwielicht in dieser Doku geschätzt, die freilich ein Erlebnis für alle Ungeduldigen ist, denn es passiert vieles im Zeitraffer. Streiten kann man darüber, wie sinnvoll eine Sonnenfinsternis im Kino ist, aber sonst eine tolle Tour, für die ich ein großes Kino wählen würde.
 


AM STRAND
AB 21. JUNI // BABYLON FÜRTH
Sie begegnen sich in den Sechzigern, ein unbeholfener Junge und ein Mädchen, das andere hätte haben können und sollen. Doch sie mag ihn und er mag sie, weil sie Chuck Berry nicht kennt und auch sonst konservativ wie keine ist. Es passiert eine Liebesgeschichte, die spröde wirkt. Aus der gegenseitigen Rücksichtnahme entstehen Probleme. In Rückblenden lernen wir die beiden kennen und dadurch ihre Beziehung zueinander verstehen. Früher ging alles langsamer, was total schön ist und der Grund, warum sich AM STRAND Zeit lässt. Vielleicht war es gut, zum Anderen sieben Meilen laufen zu müssen und dabei zu merken, wie man sich freut. Viele Grüße aus einer Zeit, in der Romantik noch kein Schimpfwort war – dennoch keine Garantie für eine gelingende Ehe.
 


HALALELUJA
AB 21.JUNI // MEISENGEIGE
Mann, das sind Geschenke. Raghdan Aziz, ein junger Pakistani, der in Irland lebt, bekommt vom Papa eine Schlachterei, alles schön halal, kombiniert mit einem Schnellkurs in Marketing und Ausbluten. Vegetarier ist er zwar nicht, übel wird ihm trotzdem beim Gedanken an seine Zukunft mit diesem Start-up. Er war glücklich mit seiner irischen Freundin und mit seinen Kifferfreunden auf dem Surfboard. Der Junge gewinnt in dieser tollen Culture-Clash-Komödie an Profil, denn der Humor hat viele Ecken und Nischen und so hat man echt Spaß mit der Crème de la Crème der Langzeitarbeitslosen des Ortes, übrigens der Geburtsort des Regisseurs. Schön, dass endlich jemand zum Thema Integration selbstverständliche Witze hinkriegt. Das machen die hier, angeführt vom noch unbekannten, aber sehr schönen Nikesh Patel.
Nur ich krieg das mit dem Filmtitel nicht hin ohne Rechtschreibfehler: Halalelujah, Halalejuia, Halaleluja, sucht Euch was aus …
 
 




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