Filmestival der Menschenrechte: Kunst ist Lebensgefährlich
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Ausladende Kostüme, rasierter Kopf und Augenbrauen: Wenn Gena Marvin im Zuge ihrer Performances in die Öffentlichkeit geht, wirkt sie wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt: schön, schillernd, bedrohlich queer. Der Fakt, dass sie in Russland performt, macht aus der Kunst ein politisches und lebensbedrohliches Statement. Queendom, Agnija Galdanowas Dokumentarfilm über Gena Marvin, eröffnet am 15.10. in der Tafelhalle das diesjährige Internationale Nürnberger Filmfestival der Menschenrechte (NIHRFF). Die Regisseurin ist anwesend.
Insgesamt 41 Filme aus 41 Ländern haben es ins Programm des Festivals geschafft. Sie sollen in Zeiten rechter Hetze und unter Druck stehender Menschenrechte ein deutliches Zeichen der Solidarität und des Respekts in die Welt senden. Das NIHRFF ist Deutschlands größtes und ältestes Menschenrechtsfilmfestival. In diesem Jahr zeigt es auch drei Deutschlandpremieren in Anwesenheit der Regisseur:innen:
My Dear Théo (Alisa Kovalenko, Ukrainisch mit dt. Untertiteln)
Im Februar meldet sich die ukrainische Regisseurin Alisa Kovalenko freiwillig: Als Soldatin zur Verteidigung gegen die russischen Streitkräfte. Ihren fünfjährigen Sohn Theo lässt sie zurück, als sie mit Gewehr und Kamera in die Krieg zieht. In intimen Videotagebüchern und poetischen Briefen, die an einen zukünftigen Théo gerichtet sind, fängt Alisa die verheerende Realität und den banalen Alltag des Krieges ein. Gleichzeitig reflektiert sie die Entscheidung zu dienen. Die Aufnahmen zeigen Chaos und Zerstörung, aber auch tiefe Menschlichkeit unter Kamerad:innen, der Film ist gleichermaßen Liebeszeugnis einer Mutter und Kriegsdoku.
Splitter aus Licht (Mila Teshaieva, Marcus Lenz Ukrainisch, Russisch mit dt. Untertiteln)
Nachdem sie den Schrecken der russischen Besatzung überlebt haben, bauen die Bewohner:innen von Butscha ihre Stadt wieder auf. Trotz schlimmster Kriegserfahrungen haben sie sich Hoffnung und Solidarität bewahrt. Doch während hier aufgebaut wird, finden anderswo nach wie vor Zerstörungen statt und die Traumata führe auch zu Spannungen untereinander. Dem Regieteam ist es gelungen, in Butscha, einem Ort schrecklichster Kriegsverbrechen, die Stunde Null einzufangen. Der Film folgt fünf Protagonist:innen drei Jahre lang und bewegt sich auf dem komplexen Terrain von inneren Konflikten, Traumata und der Sehnsucht nach Gerechtigkeit.
The Visual Feminist Manifesto (Farida Baqi, Arabisch mit engl., dt. Untertiteln)
Kontrollierende Blicke, denen man bei jedem Schritt im öffentlichen Raum ausgesetzt ist, heimliches Schleichen in die heimische Wohnung, Solidarität in der Gemeinschaft von Freunden ... The Visual Feminist Manifesto sammelt Eindrücke aus dem Frauenleben und widersetzt sich, irgendwo zwischen Spielfilm und Doku allen Genrezuordnungen. Die unbenannte arabische Stadt wird zum Resonanzraum feministischer Hoffnung, die Botschaft ist aber universell.
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Internationales nürnberger Filmfestival der Menschenrechte
Im Cinecittá, Filmhaus und Künstlerhaus + Eröffnung in der Tafelhalle
Checkt auch das umfangreiche Rahmenprogramm!
15. bis 22. Oktober, in Nürnberg
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