"Oh mein Gott!" - NN-Kunstpreisträger André Debus im Interview

FREITAG, 19. JULI 2019

#André Debus, #Kunst, #kunstpreis

Die KollegInnen von den Nürnberger Nachrichten haben was übrig für Kunst, insgesamt 27.000 Euro. Am vergangenen Donnerstag wurde im Kunsthaus der Kunstpreis vergeben. Urban Hütter holte sich mit einer skulpturalen Arbeit die 8.500 Euro für den ersten Platz. Platz zwei teilen sich zwei Selbstporträts von Simon Kellermann und André Debus. Debus spricht im curt-Interview über Stürze, Arbeit und Delfine. 

Das Bild trägt den Titel „beschädigter Künstler“ und ist ein Selbstportrait. Was ist dem Künstler passiert?

Der Künstler ist an einem Novembermorgen nichtsahnend aus der abschüssigen Einfahrt seines Hauses gefahren. Leider war diese vereist und die folgende Kurve eng. Helme helfen übrigens nichts, wenn man direkt auf dem Gesicht landet. Eine Luxuszahnärztin begrüßte den Künstler mit: „Oh mein Gott!“. Zum Glück fand sich ein besonnener Zahnarztkollege, der den Zahn erfolgreich wieder anklebte. So konnte das Markenzeichen des Künstlers gerettet werden.
 
Wenn man Ihre Vita liest, wird aus der Malerei so etwas wie eine Rettung (aus dem Baumarkt). Was wäre ohne die AdBK aus André Debus geworden?

Nach erfolglosen Versuchen als Chemielaborant, Verkäufer und Hausmeister habe ich meine damaligen Arbeitgeber vor mir errettet und die Akademie heimgesucht. Bleibende Schäden habe ich an der AdBK nicht hinterlassen. Ganz im Gegenteil. Während des Studiums habe ich dort eine Zeit lang als Hausmeister gejobbt. Wenigstens in diesem Zeitraum durfte ich einen gewissen Anteil an der Sauberkeit der Wege und Gänge auf dem Gelände haben. Heute arbeite ich übrigens wieder drei Tage die Woche im Verkauf. Samstags hat man gute Chancen mich an der Kasse eines einschlägig bekannten Künstlermaterialfachmarktes zu treffen.
  
Zwei Selbstportraits unter den ersten drei: Ist sich selbst malen 2019 ein Erfolgsrezept?

Die Ausstellung ist tatsächlich sehr viel figürlicher geworden. Waldlandschaften scheinen out zu sein. Bauchnabelschau war schon immer en vogue unter Malern, aber Preise gewinnt man damit eher selten. Auch die Bilder verkauft man nur schwer. Wer will schon mein blutverschmiertes Grinsen über seiner Wohnzimmercouch hängen haben? Oder das schlammbedeckte Antlitz von Kellermann über der Anrichte? Wer 2019 mit Selbstportraits noch was abräumen möchte muss sich langsam ranhalten. Das Jahr ist schon halb vorüber. Ich setze auf lieber auf 2020 – man munkelt Delfinbilder seien im Aufwärtstrend.

--
Die Ausstellung ist noch bis 1. September 2019 zu sehen, Di.–So. 10–18, Mi. bis 20 Uhr, Eintritt frei.

 

KUNSTHAUS
Königstraße 93
90402 Nürnberg

Mehr Infos zur Location »




Twitter Facebook Google

#André Debus, #Kunst, #kunstpreis

Vielleicht auch interessant...

MUSEUM FüR KOMMUNIKATION. Gamer*innen wissen es: Lara Croft, Super Mario oder der Werwolf im Fantasy-Rollenspiel – Avatare, also steuerbare Figuren, sind wichtige Elemente in digitalen Spielen. Sie tragen zum Erzählen von Geschichten bei, verkörpern verschiedene Identitäten und mit ihnen können Handlungen in der jeweiligen Spielwelt ausgeführt werden.
Noch bis Frühjahr 2023 dreht sich im
Museum für Kommunikation alles um Avatare – in der Ausstellung „WhoAmIWantToBe – Avatare in digitalen Spielen“. Sie entstand in Kooperation mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg und präsentiert studentische Arbeiten rund um die virtuellen Personifikationen aus medien- und kulturwissenschaftlicher Sicht. Wir haben uns mit Dr. Peter Podrez, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theater- und Medienwissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg, und Museumsdirektorin Dr. Annabelle Hornung unterhalten.
 
 >>
NEUES MUSEUM. Marian Wild im Gespräch mit Holger Rieß. Fotos: Instagramer*innen der @igers_nürnberg
Die Gegenwart wirft alte Gewissheiten zunehmend über Bord. Da scheint der „kontroverse Tabubruch“, nämlich Kunst und Design im direkten Gegenüber zu zeigen, im Rückblick tatsächlich recht niedlich. Seit 2020 präsentiert das Neue Museum in seinem Erdgeschoss mit der „Mixed Zone“ eine direkte Mischung aus Kunst und Design, die im Frühjahr 2022 mit der aktuellen Ausstellung „Double Up!“ in die bildgewaltige, zweite Runde ging.  >>
202304140_Biennale_Zeichnungen
20210318_machtdigital
20210201_Allianz_GR
20230601_Retterspitz
20230512_NbgDigFest_Image
20221001_GNM
20230528_Herzo_Festival
20230508_Stefan_Grasse
20230525_Jazz_am_See
20220201_berg-it
20230518_Kirchentag
20230528_Klassik_am_See
20230504_Lockedout_Sk