Zukunftsforum: Genug für alles(s) durch Suffizienz
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Für ein besonderes Event kooperieren die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (Ohm) und der gemeinnützige Verein Forum 1.5 Mittelfranken: für das Zukunftsforum in Nürnberg. Das Thema des Forums ist Suffizienz, das Motto lautet „Genug für alle(s)!“. Klingt schlau und ein wenig kryptisch, der Blick ins Programm macht aber schnell klar, worum es geht – und verspricht eine große Vielfalt.
Am 22. Mai startet die Psychologin Lea Dohm im Katharinensaal mit einer Lesung – in Kooperation mit dem Bildungszentrum, am Freitag wird das Thema in Keynotes und Workshops diskutiert. Am Freitagabend trifft der Kabarettist Oliver Tissot zwei Wissenschaftler, um mit ihnen die positive Seite der Genügsamkeit unterhaltsam schmackhaft zu machen. Und am Samstag, 24. Mai, gibt es eine bunte Mischung aus Impulsen und Workshops, bevor am Sonntagabend das Event mit einem Filmabend im Caritas-Pirckheimer-Haus abgeschlossen wird.
Im Gespräch erklären der Vereinsvorsitzende PD Dr. Klaus Geiselhart (FAU), die Referentin für Nachhaltigkeit an der Ohm, Dr. Carolin Lano, und Studierende der Ohm, weshalb sie das Projekt gemeinsam auf die Beine gestellt haben.
Wie kommt es zu dieser Kooperation?
Klaus Geiselhart: Die Ohm ist eines der institutionellen Mitglieder, die uns am meisten unterstützt. Carolin Lano ist seit der Vereinsgründung am 29. Oktober 2021 dabei, ebenso wie Beatrice Dernbach, die außerdem in unserem wissenschaftlichen Beirat aktiv ist und bereits zahlreiche unserer Veranstaltungen moderiert hat. Da die aber immer in Erlangen stattgefunden haben, lag es nahe, auch einmal nach Nürnberg zu gehen. Die Unterstützung, die wir gerade an der Ohm erfahren, ist fabelhaft.
Carolin Lano: An der Ohm freuen wir uns sehr darüber, dass wir unser Engagement beim Verein nun auch in Form einer Veranstaltung präsentieren können. Da wir eine Hochschule für angewandte Wissenschaft sind, gehört der Transfer von Erkenntnissen aus Forschung, Studium und Lehre in die Praxis seit jeher zu unserer DNA. Das Format der Veranstaltung trägt dem ebenfalls Rechnung, denn es geht nicht um einen rein akademischen Fachdiskurs, sondern um das Leben vor unserer Haustür.
Celina Merdian: Wir Studenten hatten im Wintersemester 24/25 die Möglichkeit, bei der Organisation der Workshops für das Zukunftsforum mitzuhelfen. Die Chance, bei einer solchen Veranstaltung dabei zu sein und diese in Kooperation mit dem Forum 1.5 Mittelfranken zu gestalten, bekommt man nicht jedes Semester. Es war eine einmalige Gelegenheit auch praktische Erfahrungen zu sammeln, die ich mir nicht entgehen lassen wollte.
Der Begriff Suffizienz ist kaum bekannt oder wird häufig mit Verzicht oder Verbot gleichgesetzt. Warum genau dieses Thema?
Klaus Geiselhart: Unsere Welt ist voll von Verboten. Man darf nicht bei Rot über die Ampel gehen! Du sollst nicht töten! Kürzlich hat Bayern das Gendern im öffentlichen Dienst verboten. Suffizienz ist etwas ganz anderes. Es ist die Frage danach, ob es uns nicht besser gehen würde, wenn wir etwas weniger konsumieren oder Energie verbrauchen. Wie wäre das umsetzbar? Hierfür braucht es viele neue Ideen und die wollen wir beim Zukunftsforum gemeinsam entwickeln und sammeln.
Carolin Lano: Wir leben auf einem Planeten, dessen natürliche Ressourcen endlich sind. Wenn es darum geht, Ressourcen zu sparen, ist häufig die Rede von Effizienzsteigerung. Nimmt die Effizienz zu, kann dies allerdings unerwünscht zur Folge haben, dass auch der Verbrauch steigt, so dass sich die Einsparung langfristig gar nicht bemerkbar macht – das bezeichnet man auch als Rebound-Effekt. Bei der Suffizienz geht es wirklich darum, weniger zu verbrauchen.
Luis Hertl: Ein gutes Beispiel ist unser Kleiderschrank: Viele von uns besitzen Unmengen an Kleidung, von denen wir einen großen Teil kaum tragen. Statt alte Kleidung weiterzuverwenden oder durch Upcycling neue Lieblingsstücke daraus zu machen, landen sie oft im Müll. Suffizienz bedeutet hier nicht Verzicht, sondern kreativ und nachhaltig mit dem umzugehen, was bereits vorhanden ist.
Celina Merdian: Mir war der Begriff Suffizienz auch nicht bekannt. Ich wusste, dass es grundsätzlich etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Deshalb fand ich es interessant, dass es eine ganze Veranstaltung zu diesem Thema geben wird. Das hat mich neugierig gemacht.
Das Programm bietet eine bunte Mischung aus klassischen Konferenzformaten (Vorträge und Podiumsdiskussion) und Mitmachaktionen, aber auch zahlreiche künstlerische Beiträge. Was ist die Idee dahinter?
Klaus Geiselhart: Wissenschaft ohne Erfahrung ist tot, ebenso wie Erfahrung ohne Reflexion uns kein Stück weiter bringt. Wir wollen beides verbinden. Ideen streuen, unser Publikum dazu auffordern, den Versuch zu machen, sie umzusetzen. Und die Kunst hilft, so hoffen wir, diese Erfahrungen auf einer emotionalen Ebene zu integrieren.
Carolin Lano: Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte gab es so viel Wissen darüber, wie unser Handeln sich auf das Klima und die planetaren Grenzen auswirkt. Es stellen sich nur die Fragen: Was fangen wir mit diesem Wissen an? Wie kommen wir ins Handeln? Unsere Antwort darauf ist ganz praktisch: Einfach ausprobieren und mitmachen!
Celina Merdian: Uns war es wichtig, dem Bildungsauftrag des Forum 1.5 Mittelfranken gerecht zu werden, aber auch Spaß und Lockerheit in die Thematik zu bringen. Vor allem die von uns Studierenden organisierten und gestalteten Mitmachaktionen sollen das Thema Suffizienz für alle Altersgruppen und an ganz konkreten Beispielen den Besuchern näherbringen.
Welche Zielgruppen sprecht ihr an? Gibt es Altersbeschränkungen?
Klaus Geiselhart: Nein, selbstverständlich gibt es keine Altersbeschränkung. Wir laden alle ein! Das sind ganz unterschiedliche Zielgruppen. Die Vorträge sind für eine interessierte Öffentlichkeit, die auch mitdenken möchte. Für die Workshops am Freitag wurden jeweils ganz eigene Zielgruppen definiert und eingeladen. Der Samstag ist der Tag, an dem wir alle gemeinsam Suffizienz erleben wollen. Auch Kinder und Jugendliche können gerne mitkommen und Theater spielen oder bei der Band Rythms of Resistance mittrommeln, in den Workshops leckeres Essen kochen oder aus alten Klamotten neue machen.
Carolin Lano: Auch nach oben gibt es kein Limit. Gerade die ältere Generation kennt Suffizienz vielleicht noch ganz praktisch aus dem eigenen Lebensalltag. Klar war die Nachkriegszeit von Entbehrungen geprägt und es gab eine gewisse Notwendigkeit, nicht verschwenderisch mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Aber es ist auch eine Frage der Überzeugung und einer Einstellung zum Leben.
Celina Merdian: Beim Zukunftsforum gibt es für jede Altersgruppe etwas Interessantes zu entdecken. Die verschiedenen Formate, die wir für euch entwickelt haben, bieten viel Abwechslung. Wir hoffen, euch nicht nur neue Perspektiven zu vermitteln, sondern auch zum Diskutieren und Mitmachen anzuregen.
Wie können sich die Besucherinnen und Besucher einbringen? Und was sollen sie am Ende mitnehmen?
Klaus Geiselhart: Wir schreiben unserem Publikum nicht vor, was es mitnehmen soll. Wir wollen die Menschen inspirieren. Unsere Lebenswelt ist nicht so, wie sie ist, weil es keine andere natürliche Möglichkeit gibt. Sie könnte ganz anders sein und wir wünschen uns, dass sich unsere Besucher trauen, alternative Visionen zu denken.
Carolin Lano: Das Besondere an dem Format liegt genau darin, dass es offen ist für den Mitgestaltungswillen des Publikums. Wir liefern kein fertiges Angebot, sondern lassen gemeinsam mit unseren Gästen etwas entstehen. Ich erwarte mir von der Veranstaltung viele bereichernde Begegnungen und einen inspirierenden Austausch.
Luis Hertl: Workshops wie das Upcycling oder der Tauschhandel leben von unseren Besucherinnen und Besuchern. Hier können sie sich aktiv einbringen, indem sie nicht mehr getragene oder ungeliebte Kleidung mitbringen – zum Tauschen oder um daraus etwas Neues zu gestalten.
Celina Merdian: Traut euch Fragen zu stellen und eure Meinung und Gedanken mitzuteilen. Ob euch das Thema Suffizienz vorher schon bekannt war oder ganz neu ist, spielt keine Rolle. Wir alle können voneinander lernen und uns inspirieren lassen. Ihr könnt in den Workshops mitarbeiten und eure Werke als Erinnerung an das Zukunftsforum mit nach Hause nehmen.
Wir bei curt halten es so: Suffizient bei allem, was uns, unser Equipment und unser Büro betrifft. Dafür um so maßloser bei unserer Liebe zu Stadt und zu euch – und dabei sind wir immer krass bescheiden. Das Zukunftsforum wird daher genau unser Ding!
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Zukunftsforum 2025
– verstehen, erleben, verändern & mitwirken
Do. 22.05. – So., 25.05., Katharinensaal Nbg, TH Ohm Nbg
forum1punkt5-mfr.de / www.th-nuernberg.de
Suffizienz ist die Vision, dass ein besseres Leben bei weniger Ressourcenverbrauch und weniger Umweltverschmutzung möglich ist. Neben Effizienz und Konsistenz ist sie das dritte elementare Standbein einer nachhaltigen Transformation. Suffizienz ist eine unverzichtbare gesellschaftliche Aufgabe und erfordert Praktiken und Rahmenbedingungen, die ein lebenswertes Leben für alle unter Wahrung der planetaren Grenzen ermöglichen.
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