Noris Biking auf dem Frankenschnellweg

SAMSTAG, 28. JUNI 2025, FRANKENSCHNELLWEG

#Demonstration, #Frankenschnellweg, #Nachhaltigkeit, #Noris-Biking, #Zukunft

Ein Kommentar von Theobald O.J. Fuchs
Sie lesen im Folgenden einen hochmodernen Artikel, sozusagen ein zeitgenössisches Presseprodukt mit höchstem Unterhaltungswert, hinter dem die vollwertige Information jedoch nicht zu kurz kommen soll. Wir beginnen mit einem Cliff-Hanger und reihen zahlreiche Aufmerksamkeit heischende Floskeln aneinander. Zum Beispiel Künstliche Intelligenz. Dieser der Text wurde nämlich NICHT mit Unterstützung einer sogenannten KI abgefasst. Außerdem gibt es eine Anti-Trigger-Warnung: In dem folgenden Text kommen keine kleinen süßen Hunde zu Schaden. 

Doch der Reihe nach: Dank des großen Erfolges der ersten derartigen Kundgebung im Juli letzten Jahres soll es auch dieses Jahr wieder ein NORIS BIKING geben. Am 28. Juni, parallel zum Sommerfest der Villa Leon, protestiert zum zweiten Mal ein breites und buntgeschecktes Bündnis vieler Gruppen und Initiativen gegen eine Autobahn mitten durch die dicht bevölkerten Viertel südwestlich des Plärrers bis Fürth einerseits, bis zum Hafen andererseits. 

Es demonstrieren unter anderem: VCD Fürth und Nürnberg, Bund Naturschutz, Nürnberg Autofrei, Die Grünen, ADFC, Nürnberg-Fürther Stadtkanalverein, politbande, heizhaus, die Bürgervereine St. Leonhard/Schweinau und Gostenhof, Muggenhof und Kleinweidenmühle, avanti e.V., Buntes Amt für Zukunft, Theater Mumpitz, Families for Future, fuss e.V., Essbare Stadt Nürnberg, tataa! Der Zukunftssalon, urban lab, Ende Gelände, NaturFreunde, Greenpeace, XR Nürnberg, BauLust, ÖDP, Projekt 31, Oldies, Families und Psychologists for Future, Bethang, GOkultur e.V., schleudergang, Die Linke, Wanderbaumallee Fürth, Aktivspielplatz Gostenhof e.V., et cetera und es werden täglich mehr – man checke es jederzeit auf www.norisbiking.de 

Aber was ist denn passiert? 
Es gab einmal einen Kanal, der im Südwesten die Stadt Nürnberg zärtlich berührte. Dann wuchs die Stadt, schluckte ihre Vororte Gostenhof, Schweinau und Sankt Leonhard und plötzlich verlief der Kanal, links und rechts von grünen Ufern und Apfelbäumen gesäumt, quer durch eine Großstadt. Inzwischen jedoch hatte jemand ganz anderes ganzwoanders die Eisenbahn erfunden und viele Strecken kreuz und quer durchs Land gebaut, so dass der Kanal gar nicht mehr richtig nützlich war. Im wirtschaftlichen Sinn natürlich. Zu langsam, zu schmal, zu altmodisch, zu viele Schleusen und zu viele Pferde, die die Schiffe zogen. Wunderschön war der Ludwigs-Kanal immer noch. Das kann man auch heute sehen, wenn man im Nürnberger Süden hinter der Gartenstadt Richtung Wendelstein und Schwarzenbruck aus der Stadt hinaus radelt. 
Dann kamen die Nazis und taten, was Nazis halt immer tun, nämlich viele Menschen töten und alles kaputtmachen. Zum Glück wurden die Nazis besiegt, aber im Krieg war der Kanal an ein paar Stellen beschädigt worden und das Wasser herausgelaufen. Weil man eine Zeit lang keine Kanonen und Panzer mehr benötigte, begann die deutsche Industrie damit, wie auf Speed Autos zu bauen. In immer größeren Stückzahlen, bis heute. Immer mehr Autos fuhren durchs Land, und schon bald begann ein teuflisches Spiel: die Straßen waren verstopft, also begannen die Fahrer*innen laut nach mehr Straßen zu schreien. Also baute man mehr Straßen, zum Beispiel auch auf der alten Trasse des Ludwig-Kanals, weil die ja für nichts anderes mehr genutzt wurde (außer Freizeit, Sport und Erholung im Grünen, und als Schafweide – aber das zählte nicht). Als die Leute die neuen Straßen sahen, kauften sie noch mehr stinkende Autos und fuhren immer längere Strecken. Der Bäcker an der Ecke machte zu, der Metzger, der Getränkehändler, der Baumaterialhändler, die Werkstätten – alles rückte immer weiter weg von den Wohnungen der Menschen, die deswegen immer öfter mit den Autos fahren mussten, um sich zu versorgen. 
Das Autofahren wurde die wichtigste Beschäftigung für alle Menschen, sogar in der Stadt, obwohl man ja meinen sollte, dass gerade in einer Stadt die Menschen überhaupt kein Auto brauchen müssten. Denn es sollte ja alles ganz nah sein und am selben Ort stattfinden – wohnen, arbeiten, einkaufen, Menschen treffen, ausgehen, joggen, lernen, ausruhen, gärtnern. Jedenfalls waren die Straßen bald komplett überfüllt und verstopft von immer mehr Autos, so dass wieder nach noch mehr Straßen gerufen wurde. Die Frage liegt auf der Hand: Was tun? Man möchte ja meinen, eben nicht immer so weiterzumachen, bis das ganze Land eine einzige riesige Straße ist. Die Stadt Nürnberg hat aber Angst vor den Autofahrern, und anstatt zu sagen, dass man sich einfach mal ohne Auto in der Stadt bewegen sollte, beschlossen einige Politiker, für die unvorstellbare Summe von 1.000.000.000 Euro* (eine Milliarde) den „Frankenschnellweg“ noch „leistungsfähiger“ zu machen, sprich, Platz für noch mehr Autofahrten zu schaffen. 

Wie irre ist das denn? 
Dieser für viele vollkommen obsolet und unsinnige Ausbau einer Autobahn quer durch die Wohnviertel soll 15 Jahre lang dauern und ungefähr nächstes Jahr beginnen. Wer das bezahlt? Na, diese Frage ist einfach: Wir! Genauer gesagt: alle, die arbeiten und Steuern zahlen. Da man Geld nur bedingt vermehren kann und es egal ist, ob das Geld aus der Kasse der Stadt oder aus München oder Buxtehude oder sonst woher kommt, ist klar: von dieser Milliarde Euro werden keine Schulen und Spielplätze gebaut, keine Wälder gepflanzt, keine Rentner oder Behinderte unterstützt, keine Wasserleitungen und keine Straßenlaternen repariert, kein Amt digitalisiert, kein Altbau und kein Tierheim saniert, kein Museum subventioniert, kein Theaterstück inszeniert, keine Ausstellung kuratiert, kein Festival gedingsiert usw. Ihr versteht, was ich meine! 

Tja, und nun diese Kundgebung 
Alle Menschen, groß und klein aus nah und fern, sind eingeladen, am letzten Samstag im Juni emissionsfreie Runden auf dem Frankenschnellweg zu drehen. Kommt zahlreich mit dem Fahrrad, mit Lastenrädern, Inlinern, Skateboards, Rollern, Tandems und so weiter! Oder flaniert ganz entschleunigt zu Fuß, es gibt ganz viel Platz für alle! 

Wie schon letztes Jahr wird es viele Aktionen geben: Sport und Spiel, Musik, Tanz und Kunst werden die riesigen ausschließlich dem Kraftverkehr gewidmeten Flächen beleben und einen Nachmittag lang aufzeigen, wie eine bessere Welt aussehen könnte. 
Solchermaßen lautet die zentrale Botschaft der Veranstalter:innen: 
„Ein breites Bündnis aus der Mitte der Stadtgesellschaft wird an diesem Tag ein kraftvolles Zeichen für eine gesunde, klimagerechte Entwicklung unserer Stadt setzen, für eine Zukunft, die allen Menschen in Nürnberg Lebensqualität bietet und vielgestaltig-zeitgemäße Mobilität gewährleistet.“ 

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Noris Biking – Der FSW muss weg!
große Demo gegen den Frankenschnellweg am Samstag, 28. Juni, 16 bis 20 Uhr
zwischen Rothenburger Straße und Jansenbrücke Runden radeln für eine bessere, menschenfreundliche und unendlich sinnvollere Nutzung der viele Hektar großen Fläche, die bisher unter Beton begraben liegt – für ein gesünderes Klima und weniger Verkehr in einer lebenswerteren Stadt. Ist für uns alle wichtig - curt ist dabei!

www.norisbiking.de
Infos gegen den Ausbau gibt es auch hier: zurueck-auf-los.de

* Quelle: www.nuernberg.de/internet/soer_nbg/fsw_kosten.html




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