Staatstheater: Premierenflut im März

MONTAG, 26. FEBRUAR 2024

#Ballett, #Premieren, #Schauspiel, #Staatstheater Nürnberg, #Theater, #Wallenstein

He did it again: Jan Philip Gloger, Schauspiel-Chef am Staatstheater, scheint einen Narren an Schiller gefressen zu haben und lässt seiner großen Don-Karlos-Inszenierung direktamente einen Wallenstein folgen. Ganz offensiv demonstriert das Staatstheater: Wir können nicht bloß digitale Zukunftssachen und quirlige, laute Gegenwartsstoffe, wir können auch Klassiker. 

Der Wallenstein, dieses monumentale Stück, gehört ja irgendwie auch nach Nürnberg, wo dieser Feldherr des Kaisers im Dreißigjährigen Krieg in Wirklichkeit seine große Schlacht gegen den Schwedenkönig Gustav Adolf kämpfte. In Schillers Drama geht es um einen Mann, dessen Überzeugungen, wenn er denn je welche hatte, ins Wanken geraten sind. Er spielt ernsthaft mit dem Gedanken, zum Feind überzulaufen, was nicht geheim bleibt, weshalb er als Heerführer abgelöst werden soll – ausgerechnet von seinem besten Freund, Octavio Piccolomini. Und dann ist Wallensteins Tochter auch noch mit Piccolominis Sohn am Anbandeln. Warum ein solches Stück jetzt? 
"Weil die Welt voller schrecklicher Kriege ist", sagt Jan Philipp Gloger. "Das kann man mit diesem Stück natürlich nicht abbilden. Aber der Text untersucht in frappierender Weise, was mit Menschen geschehen kann, die in der emotionalen, ökonomischen, sozialen Maschinerie gefangen sind, die ein Krieg hervorbringen kann." 
Das komplette Interview lest ihr HIER. Leicht betroffen macht die jüngste Nachricht, die uns aus Glogers Haus erreicht: Der Schauspiel-Chef verlässt Nürnberg zur Spielzeit 25/26 nach sechs erfolgreichen Jahren. Er geht ans Wiener Volkstheater. Nicht die schlechteste Adresse, curt gratuliert zu dieser Berufung.

Nach wie vor zu sehen im Staatstheater ist das Werner-Schwab-Stück Übergewicht, unwichtig: Unform, in dem ein schönes Paar in einer Kneipe auf fäkalphilosophierende Gescheiterte trifft. Ein derber Sprachtornado, der vom Staatstheater wegen expliziter Gewalt und Sexualität ab 18 Jahren empfohlen wird und jetzt ganz frisch ausgezeichnet wurde: Die Inszenierung von Rieke Süßkow ist eine von zehn Aufführungen, die von den Berliner Festspielen zum 61. Theatertreffen eingeladen wurde. Es ist das erste Mal, dass eine Nürnberger Inszenierung diesen Ritterschlag erhält. Herzlichste Gratulation! Übergewicht ... ist damit offiziell bemerkenswert – und steht noch bis Juli auf dem Spielplan. 

Im März folgt dann eine regelrechte Premierenschwemme im Staatstheater. Los geht das am 14.03. mit Ave Joost, einem Stück, das von der Videobloggerin Malin erzählt, die wiederum von einem Zwillingspaar erzählt, das vor Jahren in einer verlassenen Molkerei lebte, wo Malin dann tatsächlich auf Joost trifft, einen heruntergekommenen, aber interessanten Mann. Das neue Stück von Caren Jeß wird in der Uraufführung in Nürnberg inszeniert von Branko Janack. 

Gleich am Tag darauf, 15.03., folgt die nächste Premiere: Andersen oder Was bleibt? von Cosmea Spelleken nach Hans Christian Andersen. Das wird wieder was ganz Anderes: Die Regisseurin Cosmea Spelleken, Nachwuchsregisseurin des Jahres 201, zuletzt mit Odysseus.live in Nürnberg, nimmt sich die Märchen von Hans Christian Andersen (siehe Die kleine Meerjungfrau, Der standhafte Zinnsoldat, etc.), geht ihnen auf den Grund, bzw. an den Kern, verquickt sie mit der Liebesgeschichte des Dichters selbst und macht daraus eine intermediale Inszenierung. 

Und dann 21.03. folgt auf zwei Mal Gegenwarts-Uraufführungs-Theater der ganz alte Schinken: Wolfram von Eschenbachs Parzival, aber garantiert in einem ganz neuen Gewand. Ein junger Mann sehnt sich danach in strahlender Rüstung in die Welt hinauszugehen und den Heiligen Gral zu finden, der ewiges Glück verspricht. 

Während im Opernhaus nebenan Richard Wagners Parsifal anläuft, blickt im Theater der Regisseur Kieran Joel auf einen Helden, der mit den Problemen der Gegenwart konfrontiert wird. Joel inszenierte in Nürnberg zuletzt Der Damm

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Staatstheater Nürnberg 
www.staatstheater-nuernberg.de 




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THEATER ERLANGEN. Ein Spektakel zum Auftakt, trotz allen Sparzwangs in Erlangen: Am 20.09. feierte einer der größten Klassiker der Theaterliteratur Premiere in Erlangen, Schillers Die Räuber. Regie führt Matthias Köhler, Mitglied des Leitungsteams am schauspiel erlangen, und bekannt für einen Fokus auf queere Themen und eine von popkulturellen Referenzen geprägte Ästhetik. Die Geschichte um zwei Brüder, ein Populist auf dem Weg an die Macht, ein Revolutionär, der dieser Macht entgegensteht, ihre Familie und das Erbe des Vaters, hat Köhler in die nahe Zukunft und ein autoritär regiertes Deutschland verlegt. 

Die zweite Premiere der Spielzeit ist ebenfalls bereits durch: Bar Omega, ein Projekt, das aus dem Ensemble gewachsen ist. Marie Hanna Klemm (Tanz und Performance) und Hannah Weiss (Musik und Schauspiel) laden ein in ihre Sci-Fi-Jazzbar jenseits von Zeit und Raum, in der sich Suchende begegnen, die von der Fragilität des Held:innentums erzählen. Ein sinnlicher Tanz-und-Musik-Abend. 

Als Wiederaufnahme kehrt zunächst The Sky is der Himmel zurück, ein absurdes Spiel über drei Wissenschaflter:innen, die im letzten Atomreaktor dessen Abklingen überwachen, bis sie von der Menschheit gebraucht werden. Außerdem Ewig Sommer nach dem dystopischen Roman von Franziska Gänsler und Ich, Akira, das Stück aus der Perspektive des Attila-Hildmann-Hunds. 

Mit
Klingt gut startet am 19.10. eine neue Reihe, die Literatur und Musik zusammenbringt. In der ersten Ausgabe trifft Musik von Dmitrit Schoschtakowitsch auf den Roman Der Lärm der Zeit von Julian Barnes.

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www.schauspiel-erlangen.de  >>
Kultur  14.06.-18.07.2025
THEATER ERLANGEN. Wir berichteten an dieser Stelle bereits von einer anstehenden Premiere über den Hund von Attila Hildmann. Wer zum hier veröffentlichten Termin in Erlangen war, wird sich gewundert haben: Ich, Akira ist verschoben worden. Neue Premiere: 14.06., jetzt aber wirklich toi, toi, toi! Im Juni kommt aber auch das phänomenale Live-Hörspiel nach Douglas Adams zurück in die Garage des schauspiel erlangen: Per Anhalter durch die Galaxis ist eine Arbeit des Live-Hörspiel-Experten Eike Hannemann. Das Interview, das wir im April 24 mit ihm anlässlich der Premiere geführt haben, findet ihr hier. Und auch die Produktionen Bewohner, ein Figurentheater nach Aufzeichungen des Psychiaters Christoph Held, und Ewig Sommer, eine Tanz-Theater-Uraufführung nach dem Roman von Franziska Gänssler, gibt es vor der Spielzeitpause noch ein paar Mal zu sehen. 
Am 05.07. feiert dann noch das Stück der Bürger:innenbühne seine Premiere und zwar nicht im Markgrafentheater, sondern unter freiem Himmel im Heinrich-Kirchner-Skulpturengarten. Mensch.sein ist das Ergebnis einer Spielzeit-begleitenden Forschung mit dem Ziel, herauszufinden, was den Mensch so im Allgemeinen und Speziellen ausmacht. Beim Spaziergang durch den Skulpturengarten bekommt das Publikum die Gelegenheit, die eigene Spezies einmal aus ganz anderer Perspektive zu betrachten – und weil wir als Menschen schließlich auch alle Experten im Menschsein sind, werden wir alle selbst etwas zum Erkenntnisgewinn beitragen. Festes Schuhwerk nicht vergessen, dieser Theaterabend ist ein Parcours!   
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