25 Jahre Filmhaus im Künstlerhaus: Das lange Jubiläumswochenende im September
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Am 29.09.2000 öffnete das Filmhaus Nürnberg im Künstlerhaus in der Königstraße 93 seine Pforten. Vorausgegangen war eine Odyssee der Nürnberger kommunalen Filmarbeit durch provisorische Spielstätten wie die Filmvilla und das Cinecittà. Erst der Umzug ins stadteigene Haus am Eingang zur Innenstadt, wo mit dem ehrenamtlich betriebenen Kommkino e.V. zudem eine zweite zentrale Institution der Nürnberger Filmkultur beheimatet ist, ermöglichte eine kontinuierliche und exponiert sichtbare Programmarbeit.
Die Früchte ernten fränkische Filmfreund:innen sowie die gesamte Nürnberger Kulturszene bis heute. Seit einem Vierteljahrhundert präsentiert das Filmhaus ein vielschichtiges Programm, erkundet Haupt- und Seitenwege der Filmgeschichte, präsentiert übersehene Höhepunkte des Gegenwartskinos, ist Heimat zahlreicher Festivals und Veranstaltungsreihen wie dem Nuremberg International Human Rights Film Festival (NIHRFF) und dem Filmfestival Türkei Deutschland.
25 Jahre Filmhaus im Künstlerhaus – Zeit, Bilanz zu ziehen, vor allem aber auch: Zeit, zu feiern. Fünf Tage lang, vom 25. bis zum 29. September, lädt das Filmhaus zu einem langen Jubiläumswochenende. Und präsentiert sich dabei in all seinen schillernden Facetten. Stummfilmklassiker stehen neben aktuellem Autorenkino und Programmen für ein junges bis sehr junges Publikum, Regisseur:innen und Filmhistoriker:innen sind zu Gast und geben Einblick in ihr Metier. Das Filmhauscafé und die atmosphärische Dachterrasse laden zum Verweilen und zum Austausch ein.
Genuin filmische Welten
Es beginnt mit einem Film, mit dem auch im September 2000 die neue Spielstätte des Filmhauses eingeweiht wurde: In Jean Vigos L’Atalante (1934) begeben wir uns auf einen die Seine befahrenden Frachtkahn, auf dem ein frisch verheiratetes Ehepaar sich sein eigenes Reich eingerichtet hat. Wie das Schiff jeden Morgen zu neuen Häfen aufbricht, bekommen auch Jean und Juliette bei ihren Liebesirrungen selten festen Boden unter die Füße. L’Atalante gehört zu jenen zeitlosen Meisterwerken, die jede Generation von Kinogänger:innen noch einmal ganz neu für sich entdecken kann. Vigos Film zeigt, wie das Kino die Wirklichkeit über sich selbst hinaustreiben kann, in Bildern, die gleichzeitig in der Gegenwart der französischen 1930er Jahre verwurzelt sind und eine neue, genuin filmische Welt erschaffen. Die Schriftstellerin und Kinoenthusiastin Esther Kinsky wird den Film am Donnerstag den 25.09. im Filmhaus vorstellen.
Filme, die einerseits ihrer Gegenwart verpflichtet sind und andererseits, in einem Akt der poetischen Spekulation, über sie hinausweisen, dreht auch Christian Petzold. Das Filmhaus begleitet das Schaffen des deutschen Ausnahmeregisseurs bereits seit Jahrzehnten. Umso schöner, dass sein neuster Streich, Miroirs No. 3, ganz kurz vorm Jubiläumswochenende Premiere feiert. Paula Beer brilliert in dem in Cannes uraufgeführten Drama ein weiteres Mal in der Hauptrolle; sie spielt eine Pianistin, die nach einem Unfall Zuflucht bei einer Familie findet, deren dunklen Geheimnisse auf vielfältige Weise in den Film hineinwirken.
Ein letzter Romantiker
Wie Petzold ist auch Dominik Graf dem Filmhaus seit Jahren eng verbunden, und zwar nicht nur als ein aufregender Filmemacher, sondern auch als ein intimer Kenner der Filmgeschichte jenseits ausgetretener Pfade. Am Jubiläumswochenende ist er erneut zu Gast und stellt einen persönlichen Lieblingsfilm vor: Sidney Pollacks Der elektrische Reiter (1979) handelt von einem Rodeo-Reiter (Robert Redford), der sich gegen die Geschäftemacherei in seiner Branche zur Wehr setzt und gemeinsam mit einer Reporterin (Jane Fonda) auf den Spuren der klassischen Westernhelden durch ein Amerika streift, das längst nicht mehr so wild und rau ist, wie er selbst es gern hätte. Dennoch möchten weder er noch der Film ihre romantischen Träume komplett begraben.
Das sind erst drei von vielen Highlights, die die Besucher:innen an den fünf Jubiläumstagen erwarten. Außerdem stehen, unter anderem, auf dem Programm: Eine Aufführung der neuesten Fassung des Stummfilm-Monuments Metropolis, präsentiert vom Restaurator Martin Koerber persönlich; ein innovatives Filmbildungsformat, das Kindern die hautnahe Begegnung mit analogen Filmstreifen ermöglicht; und nicht zuletzt präsentiert am Montag, den 29.09., Julian Radlmaier, ein in Nürnberg aufgewachsener Regisseur, der im Filmhaus seine Liebe zum Kino entdeckte, seinen neuen Film Sehnsucht in Sangerhausen. Wer nach all dem immer noch nicht genug hat, darf beruhigt sein: Die Jubiläumsfeier “50 Jahre Filmhaus” kommt bestimmt. curt gratuliert!
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Filmhaus Nürnberg – 25 Jahre
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