Filmhaus: Tilda Swinton + The Man with the Schengen-Tattoo

DIENSTAG, 1. FEBRUAR 2022, FILMHAUS

#Arthouse, #Filmhaus Kino, #Kino, #Lateinamerika, #Nadav Lapid, #Tilda Swinton

Das Filmhaus, denkt man manchmal, ist wie eine Schachtel Pralinen, denn man weiß nur so begrenzt, was man bekommt, man ist immer wieder überrascht und alles schmeckt geil. In dieser Jahresanfangs-Schachtel zum Beispiel steckt viel Lateinamerika, genauso wie Tilda Swinton und ganz neue und ganz preisgekrönte Filmkunst aus Israel. Pralinenherz, was willste mehr?

Der Februar startet im Filmhaus traditionell mit den Lateinamerikafilmtagen. In diesem Jahr dauern sie vom 03. mit zum 09. Februar, in denen wir vier Spielfilme aus aus Argentinien, Chile, Bolivien, Mexiko und zwei Dokumentarfilme aus Paraguay und Mexiko zu sehen bekommen. Unter anderem den TEDDY-Bester-Spielfilm-Preisträger der Berlinale 2019 Breve Historie del Planeta Verde, in dem eine Transfrau, ein flamboyanter Tänzer und eine Bedienung den nicht alltäglichen Auftrag erhalten, ein außerirdisches Wesen auf dessen Planeten zurückzuschicken. Erstmals finden die Lateinamerikafilmtage in diesem Jahr übrigens hybrid statt, heißt: Mit Ausnahme von Was geschah mit Bus 670 laufen alle Filme auch online im kino3 (curt verlost zwei Streaming-Zugänge, Infos siehe unten!).

Den Monatsschwerpunkt widmet das Filmhaus allerdings einer schottischen Heroin des guten Films: Die Oscarpreisträgerin Tilda Swinton ist seit über drei Jahrzehnten Stilikone und herausragende Charakterdarstellerin, die jederzeit eine derartige Verneigung verdient hat. Im Schwung dieser Bewegung verneigt sich das Filmhaus gleich auch noch vor dem Regisseur Derek Jarman, Swinton-Entdecker und langjähriger Weggefährte, der am 31. Januar 80 Jahre alt geworden wäre. Die Hommage beinhaltet insgesamt 16 Filme mit Swinton (unter anderem Orlando, Only Lovers Left Alive, Memoria), zu denen auch vier gemeinsame Arbeiten mit Jarman gehören, die das Wochenende vom 10.02. bis 13.02. bestimmen (nicht nur, aber auch). Caravaggio z.B., ein opulenter Film, in dem Swinton in ihrer ersten Rolle überhaupt eine Prostituierte spielt, die mit dem titelgebenden Rennaissance-Maler und ihrem Mann in einer Dreiecksbeziehung lebt.

Am 24.02. startet außerdem der fast neueste Film des israelischen Regisseurs Nadav Lapid im Filmhaus, der 2020 auf dem Filmfest in Venedig Premiere feierte, wo Hauptdarsteller Yahya Mahayni den Orizzonti-Preis als Bester Hauptdarsteller gewann. Mahayni ist Der Mann, der seine Haut verkaufte, namtlich Sam, ein junger Syrer, der in den Libanon fliehen muss, obwohl er viel lieber zu seiner Geliebten Abeer nach Brüssel reisen würde. Hoffnung macht ihm nun nur noch seine neue Bekanntschaft, der international renommierte Künstler Jeffrey Godefroi, der Sam ein Angebot macht: Er würde ihm das Schengen-Visum gern in groß auf den Rücken tätowieren. Sam wähnt sich frei – und ist eigentlich zu einem hochpreisigen Objekt auf dem Kunstmarkt geworden. Eine politische Satire, verwoben mit der berührenden Fabel über Liebe, Freiheit und Identität, nominiert für den Oscar als bester internationaler Film.

Lapids allerneuster Film startet dann gut einen Monat später, am 21.03. Aheds Knie ist ein Film über einen Filmemacher in Israel, genannt X. X reist in ein abgelegenes Dorf, um dort seine neuste Arbeit zu präsentieren. In Gedanken ist er bereits bei seinem kommenden Projekt über eine palästinensische Aktivistin. Vor der Vorstellung soll er jedoch ein Formular unterzeichnen, mit dem er bestätigt, über bestimmte Themen nicht zu sprechen. X beginnt einen leidenschaftlichen Kampf für die Meinungsfreiheit in seinem Land und versucht zugleich Kontakt zu seiner Mutter aufzunehmen, die gegen eine tödliche Krebserkrankung ankämpft … Mit diesem selbstreflexivem Film hat Lapid seiner eigenen Wut Ausdruck verliehen und in gewisser Weise den Schmerz über den Verlust seiner eigenen Mutter verarbeitet. Ausgezeichnet mit dem Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes 2021.  

Obacht: Weil wir so gute Freunde der Filmkunst sind, dürfen wir zwei Zugänge für je sechs Monate zum Streamingportal kino3 verlosen. Im kino3 findet ihr jederzeit handverlesene Filmkunst, immer wieder mit direkten Bezügen zum Programm im Kino. Und immer special, geheimtippig oder einfach eh sehenswert.
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Filmhaus – das Nürnberger Haus für den guten Film.
www.kunstkulturquartier.de/filmhaus
kino3: www.filmhaus.nuernberg.cinemalovers.de

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