Cineastenträume und Gegenwartsrelevanz: Das Filmhaus in Dezember und Januar

MITTWOCH, 1. DEZEMBER 2021, FILMHAUS

#Afghanistan, #Arthouse, #Filmhaus Kino, #Kino, #Nürnberg, #Sea Eye, #The Archers

Das Filmhaus macht erstmal weiter, immer auf Sicht und mit Blick auf die entscheidenden Zahlen, die es so gibt und die den Unterschied machen zwischen Kino und Couch. Wirklich wirtschaftlich ist so ein Betrieb mit max. 25 Prozent Auslastung natürlich nicht, aber darum geht es an diesem Ort nur sekundär. Inhalt ist wichtig, wichtiger denn je. 



Und weil das Filmhaus diese Inhalte so verlässlich, unbestechlich und sympathisch liefert, hat es in diesem Herbst gleich zwei Preise abgesahnt. Curt gratuliert von Herzen a) zum Kinopreis des Kinematheksverbundes mit besonderer Würdigung der kreativen Reaktion auf die Corona-Herausforderung (Stichwort kino3, das nicht in Vergessenheit geraten sollte und nach wie vor wunderbar vor sich hinstreamt!) und b) den Wolfram-von Eschenbach-Förderpreis des Bezirks Mittelfranken.

Womit das Filmhaus gleich zwei Preise verdient hat, davon kann man sich täglich überzeugen und auch einfach blind aber geimpft hineinspazieren. Im Dezember widmet sich das Kino im Monatsschwerpunkt einer der wichtigsten Partnerschaften der Filmgeschichte: Michael Powell und Emeric Pressburger, die beiden Köpfe hinter der Produktionsfirma The Archers. Zwischen 1937 und 1957 schufen Powell und Pressburger zahlreiche bildgewaltige, magische und in ihrer Experimentierfreude fast avantgardistische Kinofilme, stilistisch untypisch für ihre Zeit und gerade deshalb so wegweisend. Im Filmhaus werden zehn dieser Filme zu sehen darunter, der bekannteste, ein Balletfilm, Die Roten Schuhe (1948), aber auch das satirische Epos Leben und Sterben des Colonel Blimp (1943). Ein Cineastenträumchen!

Wo die Kinogeschichte so prominent zum Zuge kommt, darf das Bewusstsein für die Gegenwart keinesfalls verloren gehen. Das Filmhaus kann auf Zeitgeschehen immer wieder beeindruckend schnell reagieren. Am 07.12. werden die afghanischen Filmemacherinnen Sahraa Karimi und Sahra Mani in Nürnberg zu Gast sein. Was auch heißt: Sie können zu Gast sein, weil ihnen die Flucht vor den Taliban gelang. Am 13.12. folgt dann der Besuch von Vertreter*innen der NGO Sea-Eye, die den Film Route 4 mitbringen, eine vielfach ausgezeichnete Dokumentation über die tödliche Flucht der Menschen übers Mittelmeer und die Arbeit auf dem Rettungsschiff Alan Kurdi.

Neben den Schwerpunkten und den Gästen bleiben die Neustarts die dritte wichtige Säule des preisgekrönten Kinos. Keine Massenware, sondern sorgfältig Ausgewähltes, teilweise Filme, auf die wir sonst verzichten müssten. Darunter die Doku Die Zähmung der Bäume über einen irren georgischen Milliardär, der alte, riesige Bäume sammelt und reihenweise entwurzeln lässt. Oder der Spielfilm Kinderheim Kabul von Shahrbanoo Sadat, die dritte afghanische Regisseurin, deren Arbeit wir dank Filmhaus kennenlernen dürfen. Sie erzählt die Geschichte des 15-jährigen Quodrat, der in den 80er-Jahren in eines der damals von den Sowjets betriebenen Kinderheime gesteckt wird.

Filmkunst aber, das wissen die Programmmacher*innen zum Glück, entsteht auch im direkten Umfeld des Filmhauses. Am 19.12. zeigt das Kino die Hörstück-Trilogie der Nürnberger Künstlerin Mina Reischer, eine collagenhafte Suche nach der Schaffung einer eigenen Identität aus zertrümmerten Zusammenhängen. Und Filmentdecker Stephan Grosse-Grollmann hat sich einmal mehr auf die Suche nach Nürnberg in historischen Filmaufnahmen gemacht. Die Ergebnisse seiner Suche sind am 12., 19. und 29.12. sowie am 05.01. zu sehen.

Ein kleiner, zweckmäßig optimistischer Blick in den Januar von hier aus: Die Reihe Maple Movies tourt durch Deutschland und macht Halt in Nürnberg. Baum- und Flaggenkenner*innen wissen: Dieser Schwerpunkt gilt dem kanadischen Film. 

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Filmhaus Nürnberg
Königstraße 93, Nbg.




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