Neue Musik, von curt verhört
DIENSTAG, 27. OKTOBER 2015
#CD-Vorstellung, #Musik
Neuerscheinungen am Tonträgermarkt im November – für Euch von unserer Musikredaktion kurz besprochen und sanft gestreichelt!
CLAPTONE: CHARMER
(Different / Pias)
Claptone auf Albumlänge. Nun ja, das Aushängeschild des Berliner House Labels Exploited passt wie Arsch auf Klo in unsere Zeit. Keine Ecken, keine Kanten und deshalb auch keine Angriffsfläche. Alles so schön bunt hier. Man kann Claptone nichts vorwerfen, sie sind eben Kinder unserer Zeit und genauso klingt dieses Album auch. Ein wenig Seele hätte dem Ganzen gut zu Gesicht gestanden.
No Soul, Hausfrauen-House, #2015
NEON INDIAN: VEGA INTL. NIGHT SCHOOL
(Transgressive)
Neon Indian kommt aus Mexico und war einer der Protagonisten der Chill-Wave Bewegung. Angeblich ist sein neustes Werk auf einem Kreuzfahrtschiff entstanden, was man der Platte nicht anhört. Wobei ich mich frage, wie ein Album denn klingen soll, welches auf einem Kreuzfahrtschiff entstanden ist?! Das Album ist ein kleines, verrücktes elektronisches Pop-Ding, das wirklich Spaß macht. Mir zumindest.
Captain Future, Disco, Traumschiff
DEERHUNTER: FADING FRONTIER
(4AD)
Seit nunmehr 14 Jahren gibt es Deerhunter und der Sound der Band hat sich immer ein klein wenig der Zeit angepasst, ohne sich dem Zeitgeist anzubiedern. Das neue Album ist deutlich eingängiger als sein Vorgänger, was durchaus positiv zu verstehen ist. Schöner, schräger Pop für Erwachsene. Aber keine Angst, von Antenne Bayern sind Deerhunter immer noch Lichtjahre entfernt.
Adult, Reverb, Jäger
!!!: AS IF
(Warp)
!!! machen da weiter, wo sie vor unglaublichen 19 Jahren angefangen haben. Der Sound ist noch immer stark von den 70ern beeinflusst, der Funk omnipräsent. Das ist alles so verdammt catchy, tanzbar und gut. Das will ich in der Indie Disco hören. Und jetzt ab ins Auto und rauf auf die Autobahn, denn fürs Tanzen ist es leider noch viel zu früh.
NAYTRONIX: MISTER DIVINE
(City Slang)
Das Solodebüt des Tune Yards-Bassisten ist so ein wenig wie sich einen Mars Riegel quer in den Mund zu schieben. Erst mal bekommt man eine Maulsperre, aber dann schmeckt's gar wunderbar. Irgendwo zwischen Elektro-Pop und brasilianischen 70er Easy Listening Sound schwingt die Platte umher. Leicht verdaulich ist anders, aber so ein Mars Riegel will ja auch erst mal verdaut werden.
Modern, Retro, Rio
BEACH HOUSE: THANK YOUR LUCKY STARS
(Bella Union)
Das muss man sich trauen. Innerhalb von 8 Wochen veröffentlichen Beach House zwei Alben. Nun hier also das Zweite. Beach House haben ihren Trademark Sound und das ist mehr als die meisten Bands in ihrer Karriere schaffen. Das neuste Werk scheint mir etwas definierter im Sound, sprich man hat sich für eine direktere Produktion entschieden, was erfreulich ist. Die Songs sind immer noch geschmackssicher. Ein Hauch mehr Überraschung wäre allerdings schön gewesen.
Weniger Hall, Mehr Punch, feige.
#CD-Vorstellung, #Musik