Claudias Kinoempfehlungen im Mai

MITTWOCH, 8. MAI 2019

#Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Film, #Kino

Aufatmen nach dem düsteren Kino-April. Diesen Monat gibt es trotz der Überschrift nicht nur Melancholie und Tränen. Ich gebe mich frühlingsfrisch bei der Auswahl der Filme und die Waage kippt eindeutig Richtung gute Laune. 

LIEBESFILM
AB 02.05. // CASABLANCA
Mann, Junge, was bist denn du für einer? Lenz lebt in Berlin und macht so vor sich hin, am nächtlichen Party-Lagerfeuer schmilzt ihm schon mal die Sonnenbrille, und auch wenn er Ira wahrscheinlich nur noch schemenhaft erkennt, schenkt er ihr ein verstrahltes Kompliment. In Zeiten wie diesen genug: Die beiden kommen zusammen. Und trennen sich wieder als es – in Lenz' Augen – ernst wird. Sein WG-Kumpel bezeichnet Ira als „verhaltensauffällige Freundin“. Wer hat schon eine Frau, die mit kugelsicherer Weste zur Arbeit geht. Klar kennen wir diese Love Stories, bei denen mindestens einer den easy way out sucht, und klar wissen wir, dass die Botschaft immer ist: Du musst Verantwortung übernehmen. Aber der Film prahlt nur kurz mit seinem Berlin-
Leben, bald präsentiert er stolz wie ein kleines Kind seine seltsamen Ideen, integriert das Weltgeschehen ins eigene Badezimmer. So lässt sich Lenz beraten von all denen, die normalerweise in den Nachrichten sind. Klingt komisch, ist aber super. LIEBESFILM steuert aufs Klischee zu, um es zu umschiffen und hat ein tolles Timing. Sehr cooler Beitrag in diesem Kinomonat! 

DAS SCHÖNSTE PAAR
AB 02.05. // CASABLANCA & CINECITTA
Luise Heyer ist gerade Kritikers Darling. Beim Deutschen Filmpreis wurde sie für ihre Rolle hier und als Hape Kerkelings Mutter in „Der Junge muss an die frische Luft“ nominiert. Neben ihr fielen mir für diesen ernsten Film viele deutsche Schauspieler ein. Maximilian Brückner nicht. Doch es ist egal, denn nach nur wenigen Minuten gibt es kein Nachdenken über Brückner und Heyer mehr. Denn Sven Taddicken inszeniert sein „schönstes Paar“ so gut, dass wir einfach nur noch mittendrin sind im Sommerurlaub der beiden – und bei dieser Vergewaltigung, die aus dem Nichts passiert. Zwei Jahre später geht der Film lückenlos weiter. Mit einer unglaublichen Nähe zu seinen Figuren. Der Alltag bahnt sich seinen Pfad, mühsam. An jeder Ecke Realität. Es ist kein „Was würdest du tun?“, wenn Malte nach einem Konzert den  Täter (unfassbar: Leonard Kunz) beim Imbiss trifft. In Deutschland, dort wo er wohnt mit seiner Frau, die dieser Junge gequält hat. Malte will Rache, ihn irgendwie treffen, findet raus, wo er wohnt. In manchen Zeiten macht man alles falsch und kann doch nicht anders. Ein phänomenaler Film, bei dem wir auch noch die wunderbare Jasna Fritzi Bauer zu sehen bekommen. Aber nicht einmal was man erwartet in einem Trauma-Drama. Der schönste Film passiert diesmal gleich zu Beginn. Obwohl es sensationell weitergeht.

UNDER THE TREE
AB 16.05. // CASABLANCA
Keine Pappel und kein Appel, aber das Herz hängt ihr dran. Vielleicht will Inga auch einfach nur böse sein. Denn ihre Familie hängt schief, während der Nachbar sein Leben neu begonnen hat mit einer jungen Frau. Da zählt es zu den letzten Freuden einer alternden Dame, dass der eigene Baum so groß ist, dass er die Terrasse der anderen in Dunkelheit taucht, während die Sonne scheint. Im Grunde willigt Ingas Mann, das Weichei, bereits ein, den Baum beschneiden zu lassen. Doch wo wär dann der Film? Neben dem Rosenkrieg wehrt sich Sohn Atli zunehmend ungehalten gegen das Scheitern seiner Beziehung. Man steigert sich hoch im Streit mit den Mitmenschen, bewacht im Zelt oder per Kamera den Außenbereich des Hauses und macht sich komplett zum Affen. Das Problem des isländischen Films ist, dass er uns zu Beginn mehr verspricht, als er halten möchte. Es beginnt mit einem echten Brüller und damit legt man den Ton fest. Aber der Film ist viel ernster und auch lahmer als sein Auftakt. Und, seien wir ehrlich, sehr absehbar. Michael Hanecke mag Pate stehen, aber das Ergebnis ist weit entfernt.

KLASSE DEUTSCH    
AB 16.05. // CASABLANCA 
Keine Ahnung warum die Doku in schwarzweiß ist, aber es ist eine gute Idee. Vielleicht bringt es etwas Ruhe in die bunte Welt der Ute Vecchio, deren Aufgabe es ist, Jugendliche aus dem Ausland auf die Schule in Deutschland vorzubereiten. In ihrer Vorbereitungsklasse ist sie viel mehr als eine Lehrerin. Aus allen Kulturen kommen sie und landen in diesem Kölner Klassenzimmer, um sich „zu integrieren“. Wer keine Ahnung hat von all dem, worüber Politik und Stammtische palavern, kann sich in diesem Film einen Überblick verschaffen, worum es eigentlich geht. In guten Momenten fragt man sich, ob der Regisseur eine unsichtbare Kamera hatte. Manchmal posen sie aber auch, schließlich mögen sie nichts mehr als Ablenkung, wer will sich schon mit Grundrechenarten und Albert Schweinsteiger beschäftigen, oder mit einem Mädchen Lesen üben? Wer mehr von Traumberufen und Abschiebung hören will: am 17. Mai um 18 Uhr ist Regisseur Florian Heinzen-Ziob zum Gespräch im Casablanca. 

ONCE AGAIN
AB 16.05. // CINECITTA
In Indien ruckt sich was. Es ist nicht mehr alles Bollywood und Märchen-Megakitsch. Erst im Winter sahen wir mit „Die Schneiderin der Träume“ einen tollen Liebesfilm aus Mumbai. Jetzt geht es eine Generation zurück, mit Tara, einer Mutter, die nur einmal „Nein“ sagt, dann hat ihr erwachsener Sohn zu wissen, was Sache ist. Tara hat einen Catering Service und ein Restaurant, darin wird das Land nicht müde, seine besten Geschichten über das Essen zu erzählen. Über die Gerichte lernen sie sich kennen, der einsame alternde Filmstar und die Köchin. Sie telefonieren schon seit einem Jahr, doch ansonsten lässt sie ihn natürlich ordentlich zappeln. Schließlich weiß sie um die Klassenunterschiede. Die sind aber weniger Thema als das reale Leben eines Superstars, wenn er mal keine Selfies mit seinen Fans macht. Davon erzählt der Film sehr schön. Denn alle werden mit reingezogen, wenn eine Person des sogenannten öffentlichen Lebens gerne in der Nähe eines anderen wäre, und alle anderen haben etwas dazu zu sagen. Schon scheiße, alles heimlich machen zu müssen. 

HIGH LIFE 
AB 30.05. // CASABLANCA 
Morgengrauen und Abendröte hin oder her, sowohl Robert Patterson als auch seine „Twilight“-Partnerin Kristen Stewart sind gute Schauspieler. Das konnte man in elf Jahren an etlichen Stellen sehen. Auch bei HIGH LIFE, einem Science-Fiction-Werk. Die Regisseurin Claire Denis feierte an dem Tag, als ich die Kritik schrieb, ihren 71. Geburtstag. Die Frau kann was, sie bucht das Weltall als einen magischen Ort, an dem bei ihr sofort alles stimmt. Ich war reingebeamt ins Leben auf dem Raumschiff, das Schwerverbrecher beherbergt. Weit entfernt von unserem Sonnensystem lebt da Monte (Pattinson) mit seiner kleinen Tochter Willow. Sie sind Teil eines Experiments. Die schöne Wissenschaftlerin heißt Juliette Binoche, auch das hilft. Besessen von ihren Ideen der Reproduktion schwebt sie zwischen Wahnsinn und Isolation. Derbe Sprache, Zärtlichkeit und große Ruhe machen das Weltalldrama zu einem grandiosen Film, den man einfach nur sehen möchte. 




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