Die besten Geschenke sind Bücher – noch besser aus der Region. Teil 1
#Andreas Thamm, #Arenz, #Ars Vivendi, #Bücher, #Elli Kolb, #Helmut Haberkamm
Und Platz 1 für die beste Geschenkidee geht auch in diesem Jahr wieder an: das Buch! Warum? Aus allen Gründen: Lesen macht schlau und holt uns raus aus der hyperbeschleunigten Wirklichkeit. Mit unserem Einkauf im lokalen Buchhandel tragen wir zum Erhalt einer attraktiven Innenstadt bei. Und am Ende freuen sich auch die noch Kulturschaffenden, die das alles geschrieben haben. Das ist der besonders dicke X-Mas-Special-Bücherstapel für euch.
Elli Kolb: Das Leuchten des Himmels an dunklen Tagen
Rasend produktiv: Nur ein Jahr nach ihrem Debüt 9 Grad liefert die Fürther Autorin ihren zweiten Roman nach. Auch in Das Leuchten des Himmels an dunklen Tagen bleibt sie ihrem Herzensthema treu: Psychische Gesundheit. Der Roman handelt von Romy, die eine herzerwärmend enge Beziehung zu ihrem Großvater pflegt. Als der stirbt, fehlt Romy jeglicher Halt und sie fällt in ein Loch. Nur Jakob, den sie in einer rauschhaft vernebelten Partynacht kennengelernt hat, bringt etwas Licht in ihr Dunkel. Gemeinsam kümmern sie sich um eine kranke Taube, Egons Lieblingstier. Elli Kolb gelingt es, diese schwierigen und sehr innerlichen Themen mit einer gewissen Leichtigkeit und, ganz wichtig, Humor aufzugreifen. Ihre Figuren wirken lebensecht, vielleicht auch, weil Kolb weiß, wovon sie schreibt: Sie engagiert sich in der Fürther Stadttaubenhilfe.
Bastei Lübbe, 240 Seiten, 22 Euro
Alexander Megos/Andreas Thamm: Frei am Fels
Er war zwei Mal bei Olympia, hat drei Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen und gehört zu den, sagen wir mal, grob geschätzt, fünf besten Felskletterern der Welt: Alex Megos aus Erlangen. Diese Karriere, die mittlerweile geprägt ist von Reisen zu den schwersten Routen überall auf der Welt und den Konkurrenzsituationen im Weltcup, hat ihren Ursprung in frühester Kindheit. Als ein besonderes Talent auf die Wand traf. Seitdem hat sich Megos mit unvorstellbarer Konsequenz diesem Sport verschrieben. Zusammen mit curt-Redakteur Andreas Thamm beschreibt er in dieser Autobiografie, was für ein Leben das ist, was seine eindrücklichsten Erfahrungen im Fels waren und wie er selbst sich mental weiterentwickeln musste, um überhaupt klarzukommen. Frei am Fels soll nämlich mehr sein als nur ein Sportlerbuch: Megos gewährt auch Einblicke hinter die Profisport-Kulissen und spricht erstmals über seine Erfahrungen mit Magersucht und Therapie.
Edel Sports, 288 Seiten, 22 Euro
Beat Wyrsch: Brennende flügel und lächerliche Vampire
Gutes Timing, sagt man da: Sein Baby wurde grad 50 Jahre alt und Beat Wyrsch, Mitbegründer der Pocket Opera Company und Leiter derselben von 1974 bis 2007, legt seine Erinnerungen vor. Wyrsch, Kulturpreisträger der Stadt Nürnberg, aber auch „Bieler des Jahres“, hat trotz dieser langen Amtszeit nicht nur in Nürnberg gewirkt. Er hat in Salzburg unter Karajan gelernt, in Basel, Freiburg, Münster, Edinburgh Theater gemacht, Gastspiele führten ihn bis nach Mexiko und New York. Ein bewegtes Leben für die Kunst mit der Oper als Zentrum und voller verwirrender, überraschender und bereichernder Erfahrungen.
Verlag Die Brotsuppe, 216 Seiten, 32 Euro
Helmut Haberkamm: Der Baron im Blauen Haus
Der insbesondere als Mundartdichter bekannt gewordene Helmut Haberkamm ist, das kann man wahrscheinlich so sagen, auf literarisches Gold gestoßen: auf die Geschichte des in Hüttendorf bei Erlangen geborenen Johann Kalb. Haberkamm erzählt nach, wie aus diesem Bauernsohn ein Brigadegeneral der Französischen Armee und Freund George Washingtons wurde. Als Washington ein Heer von Freiwilligen in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg anführt, steht de Kalb an seiner Seite. Und fällt 1780 in South Carolina. In Amerika wird er als Held verehrt, Städte und Distrikte wurden nach Kalb benannt. Hier war sein Name quasi vergessen. Haberkamm hat diese faszinierende Biografie in einen packenden Roman gegossen.
Ars Vivendi, 144 Seiten, 20 Euro
Harald Kaiser: Das fränkische Lokalderby
Schon vor einem Jahrhundert galt es als das Spiel der Spiele, zumindest im deutschen Fußball: der Glubb gegen Fädd. 274 mal trafen die Vereine der beiden in Hassliebe und auch geografisch verwachsenen Städte aufeinander. Mal ging es für die einen gut aus, mal für die anderen und jedes Mal waren alle mit großer Emotion dabei. Der kicker-Journalist Harald Kaiser widmet sich in seinem Sachbuch der wechselvollen Geschichte dieser ewigen Rivalität: von umstrittenen Elfmeter, Torschüssen im Urwald, derbys im Dritten Reich, handfesten Skandalen und unheimlichen Geisterspielen. Exklusiv im Buch finden sich Interviews mit Verantwortlichen, Ex-Spielern und Fans, von Miro Klose bis Volker Heißmann und ein Gespräch der beiden Oberbürgermeister. Ein Buch wie ein Denkmal für eine letzte Bastion der Fußballromantik.
Ars Vivendi, 190 Seiten, 20 Euro
Tim Sünderhauf: Die Wölfe unter uns
Der Erlanger Autor Tim Sünderhauf ist bislang durch PR-Arbeiten, Filmjournalismus und das Buch Nürnberg. 55 Meilensteine der Geschichte auffällig geworden. Jetzt ist sein hochinteressantes Romandebüt erschienen: In Die Wölfe unter uns nimmt er die Leser:innen mit ins entlegene Fichtelgebirge. Noch entlegener als heute, weil: im Jahr 1630. Johanns calvinistische Familie versucht in einem Dorf ein neues Leben aufzubauen. Johann wundert sich: Was ist mit den Kindern des Dorfes passiert, zwei wurden getötet, der Rest ist verschwunden. Zusammen mit dem hünenhaften Wildhüter Hildner macht er sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Wolfsmann. Ein historischer Roman mit mystischen Krimielementen.
DTV, 368 Seiten, 13 Euro
Susanne Schulz: Der Unheilige Mond
Eine fränkische Kleinstadt kurz vor der ersten Mondlandung. Alles geht seinen gewohnten Gang, im Friseursalon, im Bäcker, der Buchhandlung ... Bis Ingrid verschwindet und eine neue Unruhe ins Dorf einzieht. Der neunjährige Ferdi streift derweil über die Felder und stößt immer wieder auf das Schweigen der Erwachsenen. Als müssten Dinge verborgen bleiben, die noch nicht so lange her sind. Die Regisseurin und Dramaturgin, bis 2020 Intendantin am Theater Ansbach, Susanne Schulz, hat ihren erstem Roman geschrieben, eine Geschichte über das Fortwirken der unaufgearbeiteten Nazivergangenheit, auch im ländlichen Raum und über die Idylle, unter der ein Abgrund schlummert.
Herodot Verlag, 290 Seiten, 18 Euro
Ewald, Sigrun und Helwig Arenz: Unser verrücktes Weihnachtsfest
Schon für den Band Unsere kleine Welt haben die schreibenden Geschwister erfolgreichst mit dem ars vivendi Verlag zusammengearbeitet und schmunzelige Familienanekdoten ausgebreitet. Das verlangte nach einer Vertiefung! Besonders turbulent geht es familiär doch immer an Weihnachten zu. Das ist bei Arenz nicht anders. In Unser verrücktes Weihnachtsfest erzählen sie mit viel feinem Sprachwitz von großen und kleinen Bescherungen, schweißtreibenden Minuten im Dessous-Laden, Feiertagseinkäufen, Premiumversand, kurz: Weihnachten mit der buckligen Verwandtschaft.
Ars Vivendi, 238 Seiten, 22 Euro
Martin Droschke, Katharina winter: Franken Escape Room
So etwas gab es in Franken noch nie: Ein Escape Room, der überall sein kann, im Freibad, im Wohnzimmer, am Stammtisch ... denn er ist ein Buch. Martin Droschke (Text) und Katharina Winter (Fotos) haben einen fränkischen Thriller entworfen, dessen Kapitel immer in Rätseln münden. Dabei schlüpft der/die Lesende in die Rolle von Chris Piller, der, noch schwer angesoffen, in einem der unzähligen Kellergewölbe der Region erwacht. Ein spannender Denksport-Marathon, Literatur mit Gaming-Qualitäten, die man sich am besten in der Wirtshaus-Runde vornimmt.
Emons, 84 Seiten, 15 Euro
Siegfried Straßner: Leem aus Leem
Fränkische Lyrik Ist das nicht rückwärtsgewandt, volkstümlich und gestrig? Die Antwort lautet: Nein. Fränkische Lyrik gibt‘s auch in frisch, progressiv und heutig. Den Beweis erbringt Siegfried Straßner in diesem Buch mit 77 Gedichten im, wie der Autor selbst erklärt, „feinstem Bastard-Fränkisch“. Straßners Fränkisch trägt mühelos verschiedenste Untertöne: Es sprechen die Dummen, die Nostalgischen, die Aufgeklärten, die Empörten, die Weltweisen. Der springende Punkt ist jedoch ein anderer: Der Autor unterwandert frech die Erwartungen, die man an eine sogenannte Mundart-Poesie mit sich herumträgt. Anti-konservativ und zeitkritisch sind seine Betrachtungen nämlich. In der Bilanz sind die ausgeführten Gedanken einige Jahrzehnte jünger, als man von einem erwarten würde, der in drei Monaten in Rente geht. Diese gesamte Rezension von Theo Fuchs findet ihr hier.
Ars Vivendi, 108 Seiten, 18 Euro
Birgit Mair: Ernest Glaser – ein Berliner Jude überlebte den Holocaust in Shanghai
Die Nürnberger Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair hat eine Lebensaufgabe: Nicht nur der Kampf gegen Rechtspopulismus und Verschwörungstheorien, sondern vor allem das Sammeln und Aufbewahren der Geschichten von Holocaust-Überlebenden.
Es gibt wahrscheinlich wenige Menschen in Deutschland, die mehr Überlebende getroffen und interviewt haben. Ihr neuestes Buch hat sie einem Einzigen gewidmet, denn Ernest Glasers Geschichte ist anders: Seine Familie überlebte in Shanghai, der einzigen Stadt der Welt, in die man ohne Visum reisen durfte, wo die Glasers durch die japanische Kolonialmacht aber auch
ghettoisiert wurden. Nach dem Krieg emigrierte Ernst in die USA. Mair traf den heute 101-Jährigen in Kalifornien. Entstanden ist ein beeindruckendes Zeitzeugnis, illustriert mit vielen historischen Familienfotos und ergänzt mit historischen Erläuterungen.
Selbstverlag, 20 Euro + 3 Euro Versand oder: Buchhandlung Korn&Berg am Hauptmarkt
Zur Reportage von curt-Redakteur Andi Thamm über Birgit Mairs wichtige Arbeit
#Andreas Thamm, #Arenz, #Ars Vivendi, #Bücher, #Elli Kolb, #Helmut Haberkamm
















