curts Bücherstapel 06/07: Neuerscheinungen aus der curt Region
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Politische Autobiographie, geschichtsbewusste Spaziergänge und Dokumentation einer Kunst-Aktion
Nasser Ahmed: Und dennoch stehe ich hier
Er will unser nächster Oberbürgermeister werden – und bietet nun im Verlag Nürngerger Presse die Möglichkeit, ihn auf 225 Seiten sehr persönlich kennenzulernen. Nasser Ahmed erzählt in Und dennoch stehe ich hier seine Geschichte, vom Aufwachsen als schwarzes Arbeiterkind im sozialen Wohnungsbau in St. Peter bis an die Spitze der in Nürnberg besonders traditionsreichen SPD. Es geht um die Frage nach Heimatgefühl, um gute Nachbar:innen, um Vorurteile und das Überwinden von Grenzen. Was hat er zwischen Südstadtbolzplatz und Stadtrat über das Leben gelernt? Nasser Ahmed hat Umwege, Herausforderungen und Hindernisse erfahren, ganz andere als seine weißen Politik-Kolleg:innen. Sein Buch ist dennoch eine persönliche Liebeserklärung an die Stadt, um deren höchstes Amt er sich 2026 bewirbt. Mit Sicherheit ein kluger PR-Schachzug, dabei aber auch eine interessante Lebensgeschichte.
VNP, 225 Seiten, 17,90 Euro
Doris Katheder, Astrid Betz, Anja Prölß Kammerer, Sabrina Weyh: Erinnern nicht vergessen
Mit ihrer Geschichte wird die Stadt Nürnberg für immer leben müssen – hört sich irgendwie banal an, ist in dem Fall aber die komplizierteste und verantwortungsvollste Aufgabe. In den Nachkriegsjahren sind im Stadtbild zunehmend Denkmäler entstanden, die an die NS-Zeit und jüngere Naziverbrechen erinnern: das Synagogendenkmal, das Denkmal für die Sinti und Roma, das Mahnmal für die Opfer der NSU-Gewalttaten ... Wie oft geht man ihnen vorbei, ohne sich ihre Bedeutung zu vergegenwärtigen. Dabei werden diese Formen des Erinnerns immer wichtiger werden, je weniger Zeitzeug:innen es gibt. Erinnern nicht vergessen nimmt seine Leser:innen mit auf einen Spaziergang durch Nürnberg und seine jüngere Geschichte und sensibilisiert für das Gedenken an verschiedene Opfergruppen des NS-Regimes. Ein Buch, das uns diese schwierige Stadt und ihre Geschichte noch einmal neu entdecken lässt. Inklusive Interviews mit Zeitzeug:innen und Historiker:innen.
Ars Vivendi, 160 Seiten, 18 Euro
Karin Falkenberg, Jean-Francois Drozak: Das Raubkunst-Spiel
Der Menschenrechtspreis aus dem Nürnberger Rathaus: kommt mit. Die Wagner-Büste vorm Opernhaus: in den Sack! Überall, wo es identitätsstiftend wird für die Fränk:innen, tauchen People of Color in Safari-Uniformen auf und entwenden Kunstgegenstände. In der Nordkurve werden die Objekte unter dem Titel Franken wird Kolonie präsentiert. Hier wurde in 2022/2023 auf interventionistische Weise etwas umgedreht. Din kluges Konzept, dem das Publikum schnell auf die Schliche kam. Doch plötzlich änderte die Künstler:innengruppe die Spielregeln: Die Raubkunst soll doch nicht zurückgegeben werden, zumindest nur, wenn die bestohlenen Einrichtungen eine Rückgabe schriftlich begründen können. Gemeinsam mit dem Spielzeugmuseum und dem International Council of Museums veröffentlicht der Nordkurve e.V. nun eine Dokumentation dieser Aufsehen erregenden Intervention.
Michael Imhof Verlag, 60 Seite, 12,95 Euro
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