Erzähl mir was ... Blockdichter
#Filmhaus Kino, #Kolumne, #Lara Sielmann, #Lesung, #Literatur, #Museum für Kommunikation, #Z-Bau
Seit 2016 gibt es in Nürnberg die Literaturplattform „Blockdichter“, die (junge) Menschen animiert, politische Texte zu verfassen und sie dann veröffentlicht. Politische Literatur im Netz aus Nürnberg: Lara Sielmann war im Gespräch mit den beiden Redakteurinnen Mareike Schildbach und Andrea Marsing und freut sich über junges Engagement abseits des Mainstreams.
„Wir suchen die losen Fäden in der Hohlmasse, um sie zu einem Aufschrei zu flechten. Die losen Fäden, die ihr schafft: Prosa, Lyrik, Essays, Kommentare, Kritiken und sonst jedwede literarischen Ausgüsse.“, blockdichter.de
Unter diesem Aufruf steht die Literaturplattform „Blockdichter“. Ein online-Magazin aus Nürnberg, das es sich zur Aufgabe macht, politische Literatur zu publizieren. Hinter dem Projekt stehen die Studentinnen Mareike Schildbach, Andrea Marsing, Alicia Macan-Schönleben und Ilona Kósza. Kennengelernt haben sich die meisten von ihnen noch während der Schulzeit, „Wir haben uns damals viel über Philosophie und Literatur unterhalten und uns oft gestritten, darüber ist uns aufgefallen, dass da viel Potenzial drin steckt“, erzählt die Politikstudentin Mareike Schildbach. Die 20-Jährige ist Gründungsmitglied von Blockdichter und möchte damit aufwecken. „Jeder hat doch eine Meinung zu etwas, warum die nicht mal verbalisieren literarisch, schließlich bietet Literatur die Möglichkeit, sich konzentriert mit Inhalten auseinanderzusetzen.“ Und so hat die vierköpfige Redaktion 2016 angefangen Mails zu verschicken, um auf ihr Projekt aufmerksam zu machen. Und das mit Erfolg: Sie erhielten eine Reihe an Texten, einige davon sind auch aktuell auf dem Blog zu finden. Andere wiederum halten sie noch zurück, denn ihr eigentliches Anliegen, eine Zeitschrift mit den gesammelten Texten aus Nürnberg heraus zu verlegen, steht nach wie vor. „Wir würden gerne ein bis zwei Magazine pro Jahr veröffentlichen“, erzählt Andrea Marsing, die wie Mareike Schildbach Politikwissenschaften studiert. Seit letztem Jahr ist sie dabei, „Ich habe auch schon Texte geschrieben für Blockdichter, davor wusste ich gar nicht, ob ich das kann. Aber es macht großen Spaß.“ Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit sehen sie darin, auch Gleichaltrigen eine Stimme zu geben, sie zu politisieren, „Das Bild unserer Generation ist doch, dass wir uns hauptsächlich im Social-Media-Bereich bewegen, Schminktutorials schauen, Selfies machen und liken. Dabei nehmen die wenigsten Teil an etwas“, fügt die 21-Jährige hinzu.
Als Vorbilder für gute politische Literatur stehen für sie unter anderem die Gesellschaftromane aus dem 19./20. Jahrhundert, in denen konkret das öffentliche und private Leben abgebildet werden, „Und ich weiß nicht mal, was ein Drittel meiner Generation möchte oder verändern will“, sagt Mareike Schildbach.
Schaut man sich im deutschsprachigen Literaturraum um, findet man einige Zeitschriften, die jüngere Gegenwartsliteratur publizieren wie „Edit“ aus Leipzig, „Bella Triste“ aus Hildesheim oder „Jenny“ aus Wien, deren Schwerpunkte jedoch weniger auf dem Politischen liegen. Etwas anders sieht es bei dem deutsch-österreichischem Magazin „PS – Politisches Schreiben “ aus. Literarisch wie essayistisch beleuchtet und hinterfragt „PS“ kritisch die deutschsprachige Gegenwartsliteratur und die Bedingungen, unter denen sie passiert und veröffentlicht wird. Somit wäre allerdings auch noch Platz für ein Magazin, das einen rein politischliterarischen Ansatz hat, und das kann ja genau so gut aus Nürnberg kommen. Passen würde es auch als literarisch-poltisches Zeichen, dass sich in Franken sehr wohl für Literatur interessiert wird. Alles, was den Studierenden noch fehlt, ist eine Förderung. Bei der Stadt haben sie sich schon vorgestellt – und abgeneigt war diese erstmal nicht …
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LARAS EMPFEHLUNGEN IM VORLESEMONAT MAI:
curt präsentiert: „Gegenwartsliteratur im Z-Bau“
THORSTEN NAGELSCHMIDT: DER ABFALL DER HERZEN
FREITAG, 04.05., 20:30 // Z-BAU
Der ehemalige Frontsänger und -texter der Band Muff Potter begibt sich in seinem zweiten Roman auf eine Reise zurück in die Vergangenheit zu seinem 20-jährigem Ich. Im Fokus steht der Sommer ´99 in Rheine – damals, als ein Jahrhundert zu Ende ging, man im Regional-Express noch rauchen durfte und nur Angeber ein Handy hatten. Dann änderte sich alles, plötzlich und unvorhergesehen verwandelte sich seine Welt in einen Scherbenhaufen. Thorsten Nagelschmidt hat einen Roman über Liebe, Freundschaft und Verrat geschrieben. Über einen letzten großen Sommer und die Spurensuche 16 Jahre später.
Obacht: Letzte Lesung vor der Sommerpause. VVK AB 11,30, AK 13,-.
Am 11.10. kehrt „Gegenwartsliteratur im Z-Bau“ mit Manuel Möglich und „Alles auf Anfang“ zurück.
ERNST STROUHAL UND CHRISTOPH WINDE: BÖSE BRIEFE – EINE GESCHICHTE DES DROHENS UND ERPRESSENS
MITTWOCH 16.05.,19:00 // MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION, NBG
Sie kommen aus dem Dunkel der Anonymität und können zerstö-rerisch in das Leben eines Menschen eindringen: Droh- und Erpresserbriefe sind eine weit verbreitete und sehr spezielle Art der Korrespondenz. Hier wird erstmals das Phänomen der bösen Briefe und ihre weit zurückreichende Geschichte beleuchtet: Die Autoren analysieren die sprachlichen Strategien, mit denen die Opfer eingeschüchtert werden sollen und nehmen Einblick in das verborgene Archiv dieses dunklen Teils der Briefkultur. Entlang von tragischen, aber auch komischen Beispielen beschreiben sie das Maskenspiel der Täter ebenso wie das Gegenspiel der Kriminalisten, welche ihnen mit immer neuen Methoden auf die Schliche zu kommen versuchen. Eintritt frei.
NÜRNBERGER AUTORINNENSTIPENDIUM: DREHBUCH
FREITAG, 18.05., 20:00 // FILMHAUS IM KUNSTKULTURQUARTIER, NBG.
Fast ein Jahr haben Anne Daschkey, Fentje Hanke, Jasper Diedrichsen, Fabian Oswald und Tabea Zeltner geschrieben, verworfen, entwickelt – und jetzt ist es so weit: Auszüge aus den ersten Drehbuchfassungen für einen 90-minütigen Kino- oder Fernsehfilm zum Thema „grenzenlos“ werden von Nachwuchstalenten des Theaterjugendclubs des Staatstheaters Nürnberg vorgestellt. Nach der Lesung gibt es Zeit zum Gespräch, bevor mit „Lux Krieger des Lichts“ von Daniel Wild gezeigt wird – ein bereits realisierter und bei den Hofer Filmtagen mit dem Heinz-Badewitz-Preis 2017 ausgezeichneter Film. Eintritt frei.
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LARA SIELMANN,
geboren und aufgewachsen in Berlin, arbeitet als Kulturschaffende und Journalistin in Nürnberg. Für curt schreibt sie diese Kolumne seit Februar. Lara freut sich über themenbezogene Fragen, Anregungen und Tipps – einfach per E-Mail an
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