Holzspachtelsymphonie
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Mit roams_adventures haben Michaela Pereira Lima und Harald Kienle eine Symbiose aus Klangskulptur und Tanz konzipiert und an drei Abenden – am 20., 21 und 22. November – die Tafelhalle in eine performative Landschaft mit Live-Sound von Veith Michel und vielen weiteren Beteiligten verwandelt. Zwischen Klang, Licht und Tanz bringen Kienles tausende kleine Holzspachteln eine bemerkenswerte Vielzahl an Bildern hervor, auch wenn es für jeden andere Wesen, Landschaften und Szenen sind. Eure beiden curt-Redakteure Marian (grün) und Silvan (blau) haben am dritten Abend ganz ungefiltert einige Impressionen gesammelt. Hier könnt ihr ihrer Assoziationskette im Minutenprotokoll folgen.
19:00
Start der Performance mit Ansprache, dritter Abend.
19:05
Die Hölzer haben sich getürmt.
19:07
Es geht hoch zur großen Bühne, Geräusche von fallenden Stäbchen im Raum.
Rhythmen spielen Frage-Antwort von beiden Seiten der Halle / call and response.
19:11
Ein blauer Baum mit einer neongrünen Lebensader in der Mitte aus hölzernem Kettengliedern im Zentrum.
Ein großer beleuchteter Holzwasserfall in der Mitte der Bühne.
Die Leute setzen sich.
19:12
Das Licht geht aus, der Wasserfall wird blau mit grünem Kern, Rhythmen aus verschiedenen Richtungen.
Morgenröte, die sich wie ein rosaner Nebelschleier über die Szene legt.
19:14
Zwei, dann drei Personen mit Holzkleid durchstreifen die Bühne und umrunden den Wasserfall. Schritt. Stopp. Schritt. Stopp.
Klappernd schleifende Geister, in Kleider/Rüstungen aus hölzernen Gliedern gekleidet, die in Rhythmen miteinander sprechen.
19:17
Ein auf und ab der Körper, Rhythmen.
Eine Marschchoreographie spielt, die strengen Regeln zu folgen scheint.
19:18
Die Personen bilden Formationen. Schritt. Stopp. Schritt. Stopp. Drehungen. Nebel wird pink.
Drei Schicksalsgöttinnen? Scheinen wie in Trance den Klang zu suchen und zu folgen.
19:22
Rückwärts laufen. Klapp. Rumoren im Holzkleid. Klapp. Klapp. Seitliche Bewegung.
Vogelartig? Balztanz.
19:24
Geräusche vom Band. Rieseln.
Wie Plätschern und Rauschen, gleichsam bedrohlich und verlockend.
19:27
Suchende Bewegungen der Tanzenden. Kreiseln der Personen. Holzkleider heben still ab. Derwische aus Holz.
Kreiselnde, wehende Harnische, trudelnd wie Ahornsamen, die vom Baum fallen.
19:31
Scheinwerfer liegen auf den drei Personen. Klapp. Lever et coucher. Die Kleider wölben sich. Hölzerne Tableau vivants. Gebeugte Schritte.
Goldenes Spotlight, Gefangene im Traktorstrahl? Eine entkommt langsam, dann auch die anderen beiden.
19:35
Sie kommen auf uns zu,
drohend mit erhobenen Kleidern,
und zwei entkleiden sich,
der Sound verstummt.
Ziehen die Kleider wieder an,
entkleiden sich erneut,
spielen damit in einer Geste,
wie auf Harfen.
Roboterhafte Abläufe. Peng. Die Kleider werden ab und um und wieder angelegt. Stille.
19:37
Pendeln. Holzharfen. Sounds.
Zwei, sich zugewandt, die Köpfe zueinander, tanzen mit Armesgesten in intimem Dialog, die Dritte weilt in der Ferne, beobachtet?
19:40
Repetitive Bewegungen. Pina Bausch. Leichte Manie.
Kollidiert mit der kreiselnden Anderen, nachdem die beiden sich getrennt haben.
19:43
Beats verdichten sich.
19:45
Zwei kehren an den Rand zurück, eine fließt noch über die Bühne, verschwindet auch, der Nebel taucht sich in weißes Licht.
Die Bühne wird leer und blau. Sounds faden aus. Drei Personen, das Licht jetzt grün. Aufreihung der Tanzenden im roten Sonnenuntergang.
Im weißen Licht nehmen die Kleider neongrüne Farbschatten an. Tiefrotes Licht strahlt auf die Drei und ersetzt es.
19:47
Drei Holzkörper winden sich. Zelte, Haufen, Schildkrötenkörper.
Sinken in ihre Kleider
wie in Schneckenhäuser oder Panzer
Schutz vor dem außen
kauern
wie langsame Kirchtiere
bewegen sie sich als abstrakte Skulpturen über die Bühne
fremdartige Wesen
19:50
Verformungen. Schmerzhafte BEWEGUNGEN. Beats.
Wieder weißes Licht, blau gar.
Knarzen der Spächtelchen aneinander.
Warmes Sonnenlicht? Vom Baum in der Mitte aus.
19:54
Flügel, kreiselnd. Verpuppungen und Einkapselung.
Eine hat ihr Kleid abgelegt und entwurschtelt die Wurzeln, zerrt die Ketten des Baumes auf, sodass sie ausstrahlen, oder mehr zu Tentakeln werden.
19:56
Quallen am Strand. Angekettet an den Wasserfall, der zum Knotenpunkt wird.
20:00
Die anderen beiden kauern in ihren Harnischen.
Eine Tentakel wird zu der einen Kauernden gezogen und diese nimmt sie und folgt ihr zum Baum, lässt den Panzer hinter sich, dringt zwischen die herabhängenden Baumketten und entfasert den Stamm immer mehr.
Körperbewegung im Wasserfall.
20:02
Eine Tentakel, weit gestreckt, wird fallen gelassen und übergibt so die Handlung an die dritte, die nun die Schnüre ekstatisch verwirbelt, aus ihrem Zentrum heraus mit ihnen tanzt und schließlich zentral unmittelbar vor dem Publikum steht, die anderen beiden stoßen von beiden Seiten zu ihr.
20:04
Die drei Tanzenden blicken uns an.
Alle drei tragen kleine Soundwürfelchen mit sich und zerstreuen sich langsam wieder im Bühnenraum.
20:05
Kienle bringt grüne Spachteln auf die Bühne und legt eine Linie.
Das Licht geht an, das Publikum folgt.
Zurück ins Foyer.
20:10
Im Foyer, ein Klavier. Grüne Holzstücke im Flügel. Holzplätschern im Hintergrund.
Pianistin im Blickdialog mit dem das Holz platzierenden Kollegen.
20:11
Crescendo, Harmonien. anschwellende Melodie.
20:17
Ende, Applaus.
Beginn der Spächtelefeier.
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