Wer oder was ist „Don Teutsch“? – Und was hat das mit Kunst zu tun?
#AdbK, #Ausstellung, #Don Teutsch, #Kunst, #La TRATTORIA, #Soziokultur, #Studierende
Studierende der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bespielen zwei Wochen lang eine verlassene Trattoria „Don Teutsch“ in der Nürnberger Trabantenstadt. Unser rasender curt-Reporter Silvan Wilms hat sich die Ausstellung angeschaut. Ein Gastbeitrag.
Eigentlich beginnt die Erfahrung dieser Ausstellung schon vor dem Betreten der Räumlichkeiten. Umgeben von Reihenhäusern und Plattenbauten im südöstlichsten Randgebiet von Nürnberg gelegen befindet sich das ehemalige Lokal für italienisch-rumänische Küche. Was dieser Ort einmal war: Treffpunkt und Herzstück sozialen Miteinanders in einer kleinen Trabantenstadtsiedlung.
Was diesem Ort gänzlich fehlt: Jegliche Atmosphäre von Elitismus, wie sie Kunst und Kunstveranstaltungen doch zumeist wenigstens zu einem gewissen Grad anhaftet.
Genau darin liegen der Reiz und die Intention dieser Ausstellung, die ganz bewusst die Grenzen dessen, was gemeinhin gerne als „Hochkultur“ bezeichnet wird, in Frage stellt, nach Momenten der Durchlässigkeit und Vermischung zwischen soziokulturellem Raum und Kunst sucht, und fündig wird.
Buchstäblich manifestiert sich der Gedanke der Permeabilität etwa in den Filtermembranen eines Originalwasserfilters aus der örtlichen Wasseraufbereitungsanlage. Aber auch auf anderen Wegen treten die präsentierten Arbeiten in Austausch mit der Umgebung, allem voran den unmittelbaren Räumlichkeiten der verlassenen Trattoria, die immerhin erst seit eineinhalb Jahren geschlossen ist. Es ist eine forscherische Auseinandersetzung mit dem, was gerade noch gegenwärtig war: ein archäologisches Interesse am eben erst vergangenen. Nostalgisch aufgeladen und angefüllt mit Relikten wirkt der Ort gleichzeitig noch kaum angegriffen von der Zeit und doch schon hochgradig rätselhaft, gar mystisch. Nicht nur verbleibt die Einrichtung nahezu unberührt, es finden sich auch eine 10 Liter Konserve mit eingelegten Peperoni und andere zurückgelassene Vorräte. Der Herd hingegen ist verschwunden. Wie? Warum? Wohin? Ungewiss.
Spätestens wenn man sich in den Keller wagt, mischt sich zu der anheimelnden Nostalgie des Schankraums auch ein gewisser Gruselfaktor. Hinter einer mit einem massiven Eisenrohr verrammelten Stahltüre lauert (Achtung Spoiler!) glücklicherweise keine Horde blutrünstiger Zombie-Bestien, auch wenn die Szenerie eins zu eins aus einem entsprechenden Film stammen könnte. Was es allerdings mit dem einsamen eingetopften Oleanderbaum in der dahinter gelegenen düsteren Tiefgarage auf sich hat…
Auch die Antwort auf diese Frage bleibt der eigenen Vorstellungskraft überlassen.
So vielseitig das atmosphärische Potenzial der Lokalität, so unterschiedlich sind auch die künstlerischen Antworten, oder auch Fragen, die an sie gestellt werden.
Aus dem Dunstabzug wird in großen gelben Lettern der „KUNSTABZUG“, die vermeintlichen Schmucksteine eines Colliers entpuppen sich als Oliven, der Erosion des Verzehrs ausgesetzt. Von plakativ bis ironisch-subtil finden sich in den insgesamt zehn künstlerischen Arbeiten von acht Studierenden eine große Bandbreite humoristischer Bemerkungen, aber auch nachdenklichere, verschlüsselt-intime Ansätze.
---
Bis 15. April (geschlossen 7. bis 10. April)
La TRATTORIA
In der Off-Galerie "Don Teutsch", Bonhoefferstr. 12, Nürnberg-Langwasser
Jeweils geöffnet 14-18 Uhr
---
Künstler*innen: Anᵭa Antunoviḉ, Theresa Koller, Nora Martin, Kim Nespor, Simon Pröbstl, Jonas Rausch, Johannes von Ruedorffer, Elena Speier
#AdbK, #Ausstellung, #Don Teutsch, #Kunst, #La TRATTORIA, #Soziokultur, #Studierende