Wer oder was ist „Don Teutsch“? – Und was hat das mit Kunst zu tun?

1. APRIL 2023 - 15. APRIL 2023

#AdbK, #Ausstellung, #Don Teutsch, #Kunst, #La TRATTORIA, #Soziokultur, #Studierende

Studierende der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bespielen zwei Wochen lang eine verlassene Trattoria „Don Teutsch“ in der Nürnberger Trabantenstadt. Unser rasender curt-Reporter Silvan Wilms hat sich die Ausstellung angeschaut. Ein Gastbeitrag.

Eigentlich beginnt die Erfahrung dieser Ausstellung schon vor dem Betreten der Räumlichkeiten. Umgeben von Reihenhäusern und Plattenbauten im südöstlichsten Randgebiet von Nürnberg gelegen befindet sich das ehemalige Lokal für italienisch-rumänische Küche. Was dieser Ort einmal war: Treffpunkt und Herzstück sozialen Miteinanders in einer kleinen Trabantenstadtsiedlung.
Was diesem Ort gänzlich fehlt: Jegliche Atmosphäre von Elitismus, wie sie Kunst und Kunstveranstaltungen doch zumeist wenigstens zu einem gewissen Grad anhaftet.
Genau darin liegen der Reiz und die Intention dieser Ausstellung, die ganz bewusst die Grenzen dessen, was gemeinhin gerne als „Hochkultur“ bezeichnet wird, in Frage stellt, nach Momenten der Durchlässigkeit und Vermischung zwischen soziokulturellem Raum und Kunst sucht, und fündig wird.
Buchstäblich manifestiert sich der Gedanke der Permeabilität etwa in den Filtermembranen eines Originalwasserfilters aus der örtlichen Wasseraufbereitungsanlage. Aber auch auf anderen Wegen treten die präsentierten Arbeiten in Austausch mit der Umgebung, allem voran den unmittelbaren Räumlichkeiten der verlassenen Trattoria, die immerhin erst seit eineinhalb Jahren geschlossen ist.  Es ist eine forscherische Auseinandersetzung mit dem, was gerade noch gegenwärtig war: ein archäologisches Interesse am eben erst vergangenen. Nostalgisch aufgeladen und angefüllt mit Relikten wirkt der Ort gleichzeitig noch kaum angegriffen von der Zeit und doch schon hochgradig rätselhaft, gar mystisch. Nicht nur verbleibt die Einrichtung nahezu unberührt, es finden sich auch eine 10 Liter Konserve mit eingelegten Peperoni und andere zurückgelassene Vorräte. Der Herd hingegen ist verschwunden. Wie? Warum? Wohin? Ungewiss.
Spätestens wenn man sich in den Keller wagt, mischt sich zu der anheimelnden Nostalgie des Schankraums auch ein gewisser Gruselfaktor. Hinter einer mit einem massiven Eisenrohr verrammelten Stahltüre lauert (Achtung Spoiler!) glücklicherweise keine Horde blutrünstiger Zombie-Bestien, auch wenn die Szenerie eins zu eins aus einem entsprechenden Film stammen könnte. Was es allerdings mit dem einsamen eingetopften Oleanderbaum in der dahinter gelegenen düsteren Tiefgarage auf sich hat…
Auch die Antwort auf diese Frage bleibt der eigenen Vorstellungskraft überlassen.
So vielseitig das atmosphärische Potenzial der Lokalität, so unterschiedlich sind auch die künstlerischen Antworten, oder auch Fragen, die an sie gestellt werden.
Aus dem Dunstabzug wird in großen gelben Lettern der „KUNSTABZUG“, die vermeintlichen Schmucksteine eines Colliers entpuppen sich als Oliven, der Erosion des Verzehrs ausgesetzt. Von plakativ bis ironisch-subtil finden sich in den insgesamt zehn künstlerischen Arbeiten von acht Studierenden eine große Bandbreite humoristischer Bemerkungen, aber auch nachdenklichere, verschlüsselt-intime Ansätze.

---

Bis 15. April (geschlossen 7. bis 10. April)
La TRATTORIA
In der Off-Galerie "Don Teutsch", Bonhoefferstr. 12, Nürnberg-Langwasser
Jeweils geöffnet 14-18 Uhr

---
Künstler*innen: Anᵭa Antunoviḉ, Theresa Koller, Nora Martin, Kim Nespor, Simon Pröbstl, Jonas Rausch, Johannes von Ruedorffer, Elena Speier

 




Twitter Facebook Google

#AdbK, #Ausstellung, #Don Teutsch, #Kunst, #La TRATTORIA, #Soziokultur, #Studierende

Vielleicht auch interessant...

KULTUR.LOKAL.FüRTH. Mal wieder was Spannendes aus dem kultur.lokal.fürth, das sich zum Anfang des Jahres in einen artsy Postkartenshop verwandelt. Schöne Grüße aus Fürth ist ein Konzept von Barbara Engelhard und Stephan Schwarzmann, die den Raum in der Fürther Innenstadt vom 12. bis 23. Januar in ein offenes Atelier verwandeln, in dem tatsächlich Postkarten produziert und ausgestellt werden und auch erworben werden können. Die Postkarte feierte 2019 ihren 150. Geburtstag und hat es in diesen Zeiten der permanenten digitalen Kommunikation und Bilderverschickerei in die Familiengruppe wahrscheinlich so schwer wie noch nie. Aber mal ehrlich: Über so eine richtige Karte freut man sich doch eigentlich viel mehr. Insbesondere, wenn es dich dabei zudem um ein Kunstwerk handelt. Barbara Engelhard setzt und näht Karten aus alltäglichen Materialien, Zeichnungen und Malereien collagenartig zusammen. Stephan Schwarzmann greift zum scharfen Messer und Linoleum und druckt mit der Druckerpresse plakative Postkarten im Hochdruckverfahren. Ziemlich gut geeignet zum Zwecke des netten Neujahrsgrußes.

Öffnungszeiten: Vom 12. bis 23. Januar 2024 von Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr.
Eröffnung am Donnerstag den 11. Januar 2024 um 19 Uhr statt.
   >>
NüRNBERG. Über 30 Jahre lang hat Petra Weigle, die dieses Jahr formal in den Ruhestand geht, einige Dutzend Ausstellungen des Instituts für moderne Kunst, sowie diverse andere als Kuratorin verantwortet. Entstanden sind mal vielschichtige, mal minimalistisch präzise Setzungen in den verschiedensten Räumen Nürnbergs. Höchste Zeit, mit einer der erfahrensten Ausstellungsmacherinnen der Stadt ein paar Worte zu wechseln.  >>
SASANISIMOVA: Kurznachrichten aus Charkiw
Die Künstlerin Sasha Anisimova versieht ihre Fotografien mit Zeichnungen und kurzen Texten und verbindet somit die beiden künstlerischen Gattungen Fotografie und Grafik. Die literarischen Einlassungen nehmen tagebuchartig auf die Kriegsgeschehnisse vor Ort in Charkiw Bezug und kommentieren sie. Die Charkiwer Künstlerin konnte bereits für die Teilnahme an der Ausstellung FARBE BEKENNEN in der Open-Air-Galerie am Bauzaun der St. Lorenzkirche gewonnen werden. Sashas Bilder sind bewegende Zeitzeugnisse der aktuellen Zustände in Nürnbergs Partnerstadt Charkiw.
Ausstellung im
Defethaus, Nbg, bis 08.10.

OUTPUT
Fotoszene Open-Air geht in eine neue Runde: Im Rahmen der diesjährigen FreiLuftGalerie Fürth zeigt die fotoszene nürnberg e.V.* - forum freier fotografen, wieder Kunst im öffentlichen Raum, diesmal im Stadtpark Fürth. „Not macht erfinderisch“ besagt eine Redewendung, wenn wichtige Dinge fehlen und besondere Ideen vonnöten sind, um dennoch zum Ziel zu kommen. So waren die durch die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen Grund dafür, dass die fotoszene nürnberg e.V.* den öffentlichen Raum für sich und die Fotografie als Präsentationsplattform entdeckt hat. Beginnend mit einer großen Ausstellung anlässlich des Internationales Fotofestival Nürnberg 2021 im Nürnberger Stadtpark, folgte deren Präsentation im Stadtgarten Roth. Der Gedanke, im Freien einen „white cube“ zu installieren, das heißt, ein Ausstellungsforum einzurichten, das den Interessierten in den Weg gestellt ist und ohne Schwellenhemmnis betreten werden kann, führte schließlich zu neun Open-Air-Ausstellungen an einem Bauzaun rund um die St.Lorenzkirche in der Innenstadt Nürnbergs.
Doch das war mal, der Bauzaun steht längst nicht mehr. In der FreiLuftGalerie Fürth sind Arbeiten von James Edward Albright jr., Mile Cindric, Günter Distler, Tim Händel, Stefan Hippel, Steffen Kirschner, Lena Mayer, Jutta Missbach, Rudi Ott und Jens Wegener zu sehen.
Open-Air-Ausstellung im Stadtpark Fürth, noch bis 25.09.

---

fotos zene nürnberg*
www.die-fotoszene.de
Festivalhomepage: www.fotofestivalnuernberg.de


   >>
20240401_Pfuetze
20240401_Stadttheater_Fürth
20240401_Staatstheater
2024041_Berg-IT
20240401_Comic_Salon_2
20240401_Idyllerei
20240401_ION
20240201_mfk_PotzBlitz
20240401_Theater_Erlangen
20240401_Neues_Museum_RICHTER
20240201_VAG_D-Ticket
20240411_NbgPop_360
20240401_Wabe_1
20230703_lighttone
20240401_D-bue_600