Der Triumph des zärtlichen Gefühls: H. v. Veen in der Meistersingerhalle
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Der holländische Entertainer Herman van Veen mit einer hinreißenden Show in Nürnberg – ein Nachbericht von Andreas Radlmaier.
Kunst ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage des Alterns: Und kaum einer bleibt so jung im Tun wie der niederländische Harlekin und Herzensbrecher, Menschenfischer und Entertainer Herman van Veen. Sein famoser Auftritt in der Nürnberger Meistersingerhalle war der Beweis. 80 Jahre wurde er im Frühjahr, aber seinen Harlekinladen hat er immer noch feinsinnig im Griff.
Gut, er singt gleich zu Beginn "Auf Wiedersehen" (weil man ja in diesem Alter nie weiß, ab man das Ende des Konzerts noch erlebt), macht den Abstieg von einem Stuhl zur hinreißend komischen Clownsnummer und lässt die Vorführung von Bodypercussion zwischen Bauch und Hintern in ächzende Hüftsteifheit münden und weiß, dass er seine große Zukunft schon hinter sich hat. Kein Wunder also, dass er von einem Freund zum 80. Geburtstag eine japanische Porzellandose bekommen hat - für Kaffee, Tee oder Asche.
Jede Geschichte, jeder Gedanke, jede Geste sitzt in diesem weisen Programm, das er mit einer jungen, siebenköpfigen Truppe zum herzerwärmenden Vergnügen verdichtet. "Anne" schaut vorbei, das Heitere in "Warum bin ich so fröhlich" kippt in die stimmliche Schräglage, das "Zärtliche Gefühl" kehrt in die Muttersprache zurück. Van Veen bleibt ein Poesie-Kraftwerk mit wundersamen, rätselhaften Ressourcen und bemerkenswert stabilem Bariton.
Herman van Veen erfindet sich neu und bleibt der Alte. Ein Künstler, der aus einer Zeit stammt, als es noch Kritiker und Formulierlust gab und das emotionsbefeuernd Musikerlebnis noch nicht als Handy-Foto konserviert wurde. Kurios, zu welchem Selbstbetrug an unseren Sinnen wir fähig sind!
Es weht der Mut, blüht die Phantasie, spottet die Beschreibung, kaudert der Welsch. Wenn's sein muss in herrlich albernem Kunst-Japanisch. Denn der Holländer bleibt kluger Clown. Die rote Clownsnase hängt daher durchgehend in dieser furiosen Show am Notenständer. Unnachahmlich! In drei Jahren, sagt er, kommt er wieder. Na hoffentlich!!!
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