30 Jahre Straßenkreuzer

FREITAG, 1. DEZEMBER 2023, NüRNBERG

#Ausstellung, #Ilse Weiß, #Interview, #Neues Museum, #Sozialmagazin, #Straßenkreuzer

Straßen- und Sozialmagazin, regionale Mucke-Sampler, Housing First, Stadtführungen, Uni, Schreibwerkstatt und jetzt eine Ausstellung im Neuen Museum: Der Straßenkreuzer wird 30 Jahre alt und alle Städte, die ein besseres, anständigeres, cooleres Projekt dieser Art ihr Eigen nennen können, sollen mal aufzeigen jetzt. Ich seh nix! Und was sagt unsere Freundin und Straßenkreuzer-Chefin Ilse Weiß dazu?

CURT: Liebe Ilse, kannst du beschreiben, was 30 Jahre Straßenkreuzer für dich bedeutet?
Ich bin dankbar, dass ich eine gute Arbeit so stark weiterentwickeln durfte, dass ich in einem Team arbeite, das sich und anderen was zutraut. Auch, wenn manches schiefgeht, immer wieder. Dass ich Menschen wie Klaus, lls, Carlo, Steve und etliche weitere kennenlernen durfte, die verdammt viel von Armut und Obdachlosigkeit oder von Ausgrenzung und Sucht verstehen und hier den Kopf oben haben und eine so gute und sinnvolle Arbeit leisten.
Ich bin stolz, dass wir Formate wie die Schreibwerkstatt pflegen, wo Verkäufer und Leserinnen gleichermaßen großartig mitwirken – weil sie gerne schreiben, sich austauschen, für Lesungen zu haben sind. Ohne Ansehen des Geldbeutels. 30 Jahre Straßenkreuzer – keine falsche Scham, neugierig bleiben, sich (politisch) einmischen, zuhören und verantwortungsvoll journalistisch arbeiten. Nicht müde werden, auch wenn’s manchmal hart ist.

Was macht den Straßenkreuzer für dich aus?
Der Straßenkreuzer ist politisch, verbindend, zugewandt und manchmal tut er weh. Besonders ist natürlich der regelmäßige Fokus auf Menschen, die meist selten wahrgenommen werden. Weil sie arm sind oder einfach anders, weil sie fremd scheinen, nicht schillern, Misstrauen auslösen. Die manchen Zeitgenoss:innen vielleicht ein wenig Angst machen, weil sie ein Leben führen, das man für sich selbst ganz bestimmt nicht will. Genau diese Menschen kommen im Straßenkreuzer zu Wort, ihre Themen werden lebendig und wichtig.
Besonders ist am Straßenkreuzer, wie an allen Straßenmagazinen auch, dass er konkrete Hilfe zur Selbsthilfe bietet und Menschen ins Gespräch, in Beziehung bringt.

In 30 Jahren, über 20 mit dir als Chefin – was war der größte Erfolg?
Der größte Erfolg ist, dass wir nicht wegzudenken sind, der monatliche Druck gegen Armut und Ausgrenzung wirkt, er macht das soziale Klima besser, Nürnberg wärmer. Wir gehören zur Stadtgesellschaft.
Unsere Projekte, von Magazin über Uni, SchichtWechsel-Touren, CD, Pfandprojekt mit Festanstellungen und nun Housing First mit bereits 15 Menschen, die wieder eine eigene Wohnung haben – diese Arbeit zahlt sich aus. In Perspektiven und Selbstermächtigung.

___
30 Jahre Straßenkreuzer
Die Ausstellung Raumteiler: noch bis 21.01. im Neuen Museum Nürnberg.
 




Twitter Facebook Google

#Ausstellung, #Ilse Weiß, #Interview, #Neues Museum, #Sozialmagazin, #Straßenkreuzer

Vielleicht auch interessant...

NEUES MUSEUM. Marian Wild im Gespräch mit Holger Rieß. Fotos: Instagramer*innen der @igers_nürnberg
Die Gegenwart wirft alte Gewissheiten zunehmend über Bord. Da scheint der „kontroverse Tabubruch“, nämlich Kunst und Design im direkten Gegenüber zu zeigen, im Rückblick tatsächlich recht niedlich. Seit 2020 präsentiert das Neue Museum in seinem Erdgeschoss mit der „Mixed Zone“ eine direkte Mischung aus Kunst und Design, die im Frühjahr 2022 mit der aktuellen Ausstellung „Double Up!“ in die bildgewaltige, zweite Runde ging.  >>
curt und die Kunst – das gehört längst zusammen. Redaktionell auf jeden Fall, emotional sowieso. 
Diese Strecke im Magazin und Online macht unsere sowieso schon immer feine Partnerschaft mit Nürnbergs erster Adresse für zeitgenössische Kunst ganz offiziell.

Text: Marian Wild. Fotos: Instagramer*innen der
@igers_nürnberg

Der Staffelstab wurde längst weitergegeben: Seit letztem Sommer leitet Dr. Simone Schimpf als vierte*r Direktor*in Nürnbergs größtes Museum für zeitgenössische Kunst und modernes Design. Dass diese Zeit langweilig gewesen wäre kann man beileibe nicht sagen, zur Corona-Pandemie und der allgemeinen Krise des Kulturbetriebs gesellt sich seit Februar Ukrainekrieg und Inflation, die Energieknappheit des Winters winkt drohend vom Horizont. All diese Fragen gehen an einem zeitgenössischen Kulturort nicht vorbei, darum war es für uns vom curt höchste Zeit für ein ausführliches Interview über Nachhaltigkeit, Zukunftspläne und den feinen Zauber des Konkreten.  >>
MAGAZIN  09.10.2020
NÜ/FÜ/ER. Wir haben wirklich schon seit vielen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis zum Sozialmagazin Straßenkreuzer. Wenn man monatlich Magazine herausbringt, die man gegenseitig gut findet, dann verbindet das eben. Und auch inhaltlich gibt es doch immer wieder mal Überschneidungen, soziale Themen sind nun mal auch curt-relevant. Da Gut gut tut, gibt es ab sofort eine eigene Kolumne in curt, in der wir ein Einblick geben werden in die vielfältigen Aktivitäten, die die Straßenkreuzer-Welt so ausmachen.   >>
IDYLLEREI. Die Idyllerei-Zentrale, Kunstraum für Menschen mit geistiger Behinderung, zeigt ab 24. Oktober die Arbeiten eines Nürnberger Kultfigur, die manche:r vielleicht über die tolle Doku der Medienwerkstatt kennengelernt hat. Stanley Schulten aka. Mr Wolf. in: Wild and Free – von Wölfen und Autos. Mr Wolf gehört sowohl dem queeren als auch dem autistischen Spektrum an. Mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren, identifiziert er sich heute als Mann, häufig aber nicht als Mensch, sondern als Wolfscharakter. Diesen Wolf erweckt er auf Leinwand, in Animationen und vor allem in Comics zum Leben. Momentan arbeitet Schulten an einer zusammenhängenden Geschichte über ein Stiefkind mit Asperger Syndrom: Der Wolf und die Stiefmutter. Lutz Krutein, Leiter der Idyllerei sagt: “Ich habe nie gesehen, dass er an irgendeiner Stelle korrigiert hätte, sondern er hat die Bilder „druckfertig“ im Kopf und zeichnet sofort ins Reine.”

Gelegenheit diesen besonderen Künstler kennenzulernen, bietet ab 24.10. die Ausstellung in der Idyllerei, die auch versucht, der spannenden Frage nachzugehen: Wie kann man etwas werden, was man offensichtlich nicht ist? Vernissage ab 18.30 Uhr. Die Ausstellung läuft bis zum 09.11. und ist den Öffnungszeiten der Idyllerei zu sehen: Do. bis Sa., 14-18 Uhr.

www.idyllerei.de
   >>
20241001_Salz_Pfeffer
20241001_Staatstheater
20241001_Einblick
20241001_pfuetze
20240801_mfk_PotzBlitz
20241104_curt_XMAS
20241001_Kaweco
20230703_lighttone
20241001_Staatstheater_Erlangen
20241001_Retterspitz
20240601_ebl
20241001_VAG_Nightliner
20241001_GNM_hallo_nature