Kuratiertes Entkommen: Der Escape Room im Museum für Kommunikation

MITTWOCH, 1. JANUAR 2025, MUSEUM FüR KOMMUNIKATION

#Escape Room, #Interview, #Museum für Kommunikation, #Prävention

Neulich wieder Alarm im Museum für Kommunikation: Die Beamten der Cyberforce Academy mussten anrücken und einige Gerätschaften beschlagnahmen. Am Ende aber Entwarnung für Dr. Vera Losse und ihr Team: Es waren nur Schüler:innen, die den neuen Escape Room im MfK besuchten. Und das ist wirklich ein Ding: Dieses kleine, feine Museum hat in Zusammenarbeit mit der Polizei Mittelfranken und dem Jugendamt Nürnberg zwei Räume in die Dauerausstellung integriert, in denen ab sofort hoch komplexe Präventionsarbeit auf Gaming-Basis geleistet wird. Wir sprachen mit Elke Schneider, Referentin Bildung und Vermittlung im Museum für Kommunikation Nürnberg und Johannes Mayr, Polizeihauptmeister, Kriminalfachdezernat 3 Nürnberg, Kommissariat 34 – Prävention und jetzt auch Escape-Room-Spielleiter (für Schulklassen).

CURT: Die Teilnehmenden des Escapre Rooms werden zu Azubis der Cyberforce Academy, die einen Trainings-Fall lösen müssen. Was ist denn das Verbrechen? Und muss ich mir das wie eine richtige Geschichte wie in einem Game vorstellen?
ES: Ja, es ist eine „richtige“ Geschichte: Maxi ist verschwunden und die Azubis der Cyberforce Academy schlüpfen in die Rolle von Ermittlern. Sie suchen Spuren, wo der Teenager sein könnte, und finden auch Hinweise auf Alex, der ursächlich für das Verschwindens sein könnte. Maxi zu finden, aber auch den Täter zu überführen, sind die beiden Hauptquests (also Rätsel) des Escape Rooms.

Welche Gefahr ist momentan, zum Beispiel anhand der Kriminalstatistiken, die größte für Jugendliche im Netz? Oder geht es da weniger um strafrechtlich Relevantes und mehr um schlicht Desinformation?
JM:  Die größte Gefahr für Kinder und Jugendliche ist seit vielen Jahren das Thema „Cybergrooming“ also das Ansprechen von Kindern und Jugendlichen im Internet durch Erwachsene mit meist sexuellen Hintergrundgedanken. Dieses Thema zieht sich durch die Hauptstory des Escape Rooms. Die Zahlen sind hier noch erschreckend hoch mit 25% aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 8-18 Jahren die bereits mit diesem Thema konfrontiert wurden, seit 2024 leicht rückläufig. Ein weiteres Problem stellt das Teilen und Verschicken von verbotenen oder jugendgefährdenden Inhalten in Gruppenchats dar. Das reicht von Gewaltdarstellungen bis hin zu kinder- und jugendpornographischem Material. Hier machen sich die Kinder und Jugendlichen häufig selbst strafbar, sicher oft auch unwissend.

Was ist die Kernbotschaft der Polizei in dieser Sache an die Jugendlichen?
JM: Die Hauptbotschaft rund um die „Gefahren im Internet“ ist: Schütze deine persönlichen Daten und habe ein gesundes Misstrauen, gegenüber allen Informationen und Personen im Internet.
ES: Aber auch: Vermeide es selbst, Verbotenes zu tun, zum Beispiel beim Posten von Bildern.

Wie muss ich mir den Escaperoom vorstellen, wo befindet er sich im Museum? Wie werden die Inhalte vermittelt?
ES: Der Escape Room befindet sich in einem eigenen Raum mitten in der Dauerausstellung des Museums. Es sind zwei ganze eigene Erlebniswelten für Maxi und Alex entstanden, in diese Erfahrungsräume tauchen die Spielenden ein. Das „so tun als ob“ im Escape Room erlaubt es, Dinge auszuprobieren und Möglichkeiten auszuloten. Dabei werden Problemsituationen im Spiel konkret und damit handhabbar. „Gefahren im Internet“ sind oft mit Geboten und Verboten belegt: Im Escape Room zum Thema können Kinder und Jugendliche nun dessen Aspekte selbständig, erkenntnisreich und mit Vergnügen erarbeitenm indem sie sich den Herausforderungen der Mission stellen, Rätsel knacken, Entscheidungen treffen und Hindernisse überwinden. Sie unterstützen sich gegenseitig im Team und haben Spaß, schließlich warten Lösungen als Belohnung.

Aus pädagogischer Sicht: Mit welchen Mitteln erreicht man bei so einer Präventionsarbeit einen wirklich nachhaltigen Effekt bei Jugendlichen? Welche Skills haben die Teilnehmenden im Idealfall im Nachhinein erworben?
JM: Da die Inhalte auf spielerische Weise vermittelt werden und nicht mit erhobenem Zeigefinger stößt es bei unserer Zielgruppe auf mehr offene Ohren. Gleichzeitig bietet der Escape Room ein Erlebnis, dass den Kindern und Jugendlichen in Erinnerung bleibt. Es kann so der schöne Nebeneffekt passieren, dass sich die Themen weiter multiplizieren.
ES: Aus medienpädagogischer Sicht werden wichtige Themen angeschnitten wie Identitäten im Netz, Passwortsicherheit, KI-generierte Inhalte oder Bildrechte. Museumspädagogisch gesehen, stehen Kommunikationsmedien der letzten 50 Jahre im Mittelpunkt: Kinder und Jugendliche bedienen Opas Radio oder nutzen Mamas Mobiltelefon, indem sie Textnachrichten mit der Zifferntastatur schreiben. Das ist perfekt, um Familien miteinander ins Gespräch zu bringen. Und allgemein hilft es sehr, aufmerksam zu sein und genau hinzuschauen.

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Museum für Kommunikation
Cyberforce Academy – Gefahren im Internet

Eine Kooperation von Museum für Kommunikation, Polizei Mittelfranken – Prävention und Jugendamt der Stadt Nürnberg, unterstützt von der NÜRNBERGER Versicherung und gefördert von der DATEV Stiftung Zukunft sowie der Ursula Fischer-Schwanhäußer und Gebhard Schönfelder Stiftung Nürnberg.

Der Escape Room kann dienstags bis freitags von Schulklassen ab der 7. Jahrgangsstufe und am Wochenende von Familien und Gruppen bis max. 7 Personen gebucht werden


 




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#Escape Room, #Interview, #Museum für Kommunikation, #Prävention

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Love, Marian  >>
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