Im Gespräch: 15 Jahre Monoton

MITTWOCH, 26. OKTOBER 2016

#Im Gespräch mit, #Interview, #mono-Ton, #Musik, #Schallplatten, #Vinyl

Musik als Ganzes, Mikrokosmos der heimischen Musikszene, Begegnungsstätte, Café, Spielstätte ... Tobias Leitmann hat die Visionen seines Plattenladens fleissig vorangetrieben. Nun feierte der Store 15. Geburtstag und wir haben mit dem Chef geplaudert.

Du hast vor 15 Jahren einen Plattenladen eröffnet. Was war der Ansporn?

Tobias: Die Liebe zur Musik und die Freiheit, für mich selber in Eigenverantwortung zu arbeiten.

Die Musikindustrie hat sich extrem verändert. Wie musstest Du Dein Business anpassen, damit das Modell Recordstore heute funktioniert?

Tobias: Als ich angefangen habe, war der Laden ein reiner Secondhand-Plattenladen. Aber mir war schnell klar, dass man damit nicht das aktuelle Musikgeschehen und Weiterentwicklungen widerspiegeln kann, und so bot ich verstärkt Neuerscheinungen an. Meine große Liebe Vinyl spielte bei mir im Laden schon immer die Hauptrolle und Vinyl-Neuerscheinungen entwickelten sich in den letzten zehn Jahren zu unserem Verkaufsschwerpunkt. In diesem Bereich ist der mono-Ton ganz vorne mit dabei.
Dazu kam im Laufe der Zeit die Idee, qualitativ hochwertige Schallplattenspieler anzubieten, mit denen Musikhören Spaß macht. Gleichzeitig hat sich durch die Instore-Konzerte eine Örtlichkeit entwickelt, die das besondere Musik-Feeling im mono-Ton unterstreicht. Durch unseren letztjährigen Umzug in die Färberstraße wurde die Ladenfläche auf einen Schlag fünf mal so groß. Hier habe ich meine Vorstellung eines kompletten Musikkosmos im Plattenladen von Anfang an konsequent umgesetzt.
Das Erste, was im neuen Laden entstand, war eine Bühne für Live-Auftritte, so dass innerhalb weniger Minuten aus dem Plattenladen ein „Musikclub“ wird. Als Nächstes entstanden ein eigener Bereich für die Hifi-Anlagen und ein Hörraum im Keller. Inzwischen bieten wir sehr erfolgreich ein Vollsortiment in diesem Segment an. Als Letztes haben wir eine Kaffeebar eingebaut, die uns und unseren Kunden seitdem jeden Tag mit Capuccino und Espresso aus der Kaffeerösterei Machhörndl verwöhnt.

Du hast früher alleine gearbeitet, das klingt jetzt gar nicht mehr danach.

Tobias: Das war mein größter Schritt im letzten Jahr, auf den ich am meisten stolz bin: vom Alleinkämpfer zu einem funktionierenden Team. Früher, als es noch zwei mono-Ton Läden gab, einen in Fürth und in einen in Nürnberg, war das schon so annähernd der Fall. Die Erfahrungen aus dieser Zeit kamen mir beim Aufbau eines tollen, vielseitig interessierten Teams zu Gute, mit dem es mir jeden Tag außerordentlich Spaß macht, zu arbeiten.

Dein Personal kennt sich in der hiesigen Musikszene bestens aus. Wer gehört zu Deinem festen Team?

Tobias: Im Moment sind wir zu viert: Cyrena, Sängerin bei Wrongkong, Hemdendienst, Radio Z, freischaffende Künstlerin. Jasmin, Kulturwissenschaftlerin und unsere Expertin für schwer auffindbare Platten. Sebastian, Hifi-Experte und sozialpädagogische Kompetenz. Dazu kommen: Philipp, er war schon als Student mit dabei und ist seitdem unser Graphiker, außerdem betreibt er selber ein Label und ist als Musiker schon mit verschiedenen Bands im Laden aufgetreten. Kris, der neben seiner Tätigkeit beim Radio in Erlangen uns dann hilft, wenn wir ihn brauchen. Und natürlich unsere graue Eminenz, der allwissende Harald, mein Freund, mit dem ich von Anfang an zusammen arbeite und der zur ganz alten Garde der Nürnberger Plattenladenmenschen gehört.

Deine Prognose: Wie geht es weiter mit den Tonträgern? Und: Wie muss man sich Dein Sortiment vorstellen?

Tobias: Spannende Frage. Insgesamt gesehen wird wahrscheinlich der Anteil der verkauften CDs weiter abnehmen und durch Streaming und Download ersetzt werden. Der Anteil des verkauften Vinyls am gesamten Tonträgermarkt ist ja schon bei meinem Start vor 15 Jahren minimal gewesen, aber immerhin für sich gesehen in den letzten Jahren um mehr als das Doppelte gewachsen.
Im mono-Ton war das immer anders. Wir hatten von Anfang an ein großes Vinyl-Sortiment, das wir Schritt für Schritt ausgebaut haben. Deshalb haben wir auch seit Jahren Zuwächse in diesem Bereich. Ich bin davon überzeugt, dass der mono-Ton auch zukünftig in dieser Nische hervorragend aufgestellt ist und weiter existieren wird.

Du betrachtest Deinen Store als Begegnungsstätte und Plattform für Musikliebhaber und Musiker. Was passiert hier?

Tobias: Hier trifft der Musiker den Banker und stellt fest, dass dies der Schulfreund ist, den er das letzte Mal vor 20 Jahren gesehen hat. Bei einem Espresso an unserer Bar tauschen sie sich über ihre gemeinsame Leidenschaft für Vinyl aus. Das klingt nach Klischee, ist aber ein Beispiel aus dem Alltag. Ich habe im neuen Laden ganz bewusst Freiräume geschaffen, die für Begegnungen und Gespräche genutzt werden können.  

Du bietest „Musik als Ganzes“. Was kann man sich darunter vorstellen?

Tobias: Musik entsteht live auf der Bühne. Wir lieben unsere Instore-Gigs, bei denen viele Musiker sich von ganz anderen Seiten zeigen, als wir sie von den Tonträgern her kennen. Eine weitere tiefere Beschäftigung mit einzelnen Musikrichtungen wird von uns zum einen durch Musikbücher, die wir anbieten, unterstützt. Vor allem aber lassen sich die Leute im gemeinsamen Gespräch über Musik inspirieren und man bekommt neue Impulse zur Erweiterung der eigenen Plattensammlung. Oft taucht dann die Frage nach einer adäquaten Anlage auf und dann hilft unser Hörraum, die optimale Lösung zu finden.

Welche Events stehen bei Dir im Store an, und sonst noch so?

Tobias: Seit September hatten wir ein umfangreiches Programm: Konzerte von Black Oak, Marianne Dissard With Her All Girls Band, Schubsen Album-Release, der Zündfunk zu Gast. Und am 31. Oktober unsere Geburtstagsparty im Z-Bau mit A Prouder Grief, The Johnny Komet & Bambi Davidson und ganz vielen Freunden und Freundinnen.
Am 10. November geht es nun weiter mit Kino im Plattenladen: Wir zeigen den Film „Searching for Sugarman“. Was dann dieses Jahr noch so passiert, das wird sich zeigen ...

MONO-TON SCHALLPLATTEN
Färberstraße 44
90402 Nürnberg

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