Andis Katerfrühstück_1 - Gabalier, Nackter Mann, Klassik-Open-Air

MONTAG, 22. JULI 2019



Der curtblick auf die Woche vom 15. bis 21. Juli.

Das Unerfreulichste zuerst: 50.000 lautet die Zahl der vergangenen Woche, die anfangs auch ungläubig raunend durch die Redaktion geistert. So viele Menschen waren beim Gabalier im Stadion, aufgebrezelt in Dirndl und Lederhosen, fesch gemacht, wie es der Schmier-Elvis im Vorfeld gewünscht. So viel über die Maßen verstörende Geschmacklosigkeit und politische Irrlichterei: Wer sind diese 50.000 Menschen? Hinterher will es wieder keiner gewesen sein.
(Schön in dem Zusammenhang die Geschichte einer Bekannten, die mit ihrem Partner von offenbar bösmeinenden Kindern zum Konzert geschickt wurde. Als sich danach die Ausfahrt aus dem Parkhaus um zwei Stunden verzögerte, schlief das Paar im Wagen ein. Endlich Ruhe.)

Nürnberg macht aber auch mit Erfreulichem von sich Reden. Es ist nämlich eigentlich alles sehr kunstvoll dieser Tage. In der Akademie gab es Jahresausstellung und Festivität und im Kunsthaus verliehen die Kollegen von den Nürnberger Nachrichten ihren Kunstpreis. Gediegene Veranstaltung eigentlich, Lehner spricht, alles nach Protokoll, bis sich, Schockschwerenot, ein Nackter aus Tableau wagt. Gibt’s denn das! Ein Kunstflitzer, definitiv nicht untrainiert, braungebrannt, streckt die Zunge raus …    
Aber gut, wir befinden uns im Kunstkontext, echt ist hier erstmal nix, nicht mal der Flitzer. Der Mann gehört zum Bild von Susanne Heinrich, bzw. stand dafür neben anderen Modell und ist im richtigen Leben auch noch Stripper. Was läge also näher, als im Preisverleihungs-Sektchen-hier-Sektchen-da-Umfeld mal ein bisschen für „Aufsehen“ zu sorgen. Einige seien, so die Künstlerin zur NN, sogar irritiert gewesen. Oha.

Wer dachte, die Volksrocker-Besucherzahl würde auf ewiglich unangetastet bleiben, kennt den Nürnberger Festivalsommer nicht, dessen Auftakt die Woche beschließt. Am Sonntag wurden also wieder die Picknickmassen in den Luitpoldhain geschleust. Schoschtakowitsch, Bernstein und Strauß lockten 75.000 Menschen in den Park, der eigentliche Star des Abends war aber natürlich, e pluribus unum, der Söder Markus. Nein, Blödsinn, Joana Mallwitz, die Chefdirigentin bei ihrem Open-Air-Debut. Wir gratulieren!
 
Außerdem gelesen: Wir werden blöder. Gefühl war das ja schon lange so, tatsächlich aber nicht. Denn weil sich der Mensch heutzutage besser ernährt, mehr Zugang zu Bildung hat und besser medizinisch versorgt wird, heißt es, sei er im Schnitt 30 IQ-Punkte schlauer als der von vor 1909. Seit Ende der 80er/Anfang der 90er-Jahre verlangsamt sich die Entwicklung, stagniert zum Teil und ist, in Europa, sogar rückläufig. Die Jüngeren schneiden schlechter ab als die Alten und schuld ist freilich … nein, das ist schwer zu sagen und viel zu komplex.
Was hilft? Den Kopf aus der Sonne nehmen, beim Radfahren die Reifen nicht in die Straßenbahnschienen tun, Kulturgenuss und Lesen, natürlich, Curtlesen zum Beispiel. Wir werden uns stets eifrig um einen hohen intellektuellen Anspruch bemühen.

In dem Sinne, es kann weiter gehen, guten Wochenstart,
Andi




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