Sekten und selten: Jonestown

30. MäRZ 2017 - 2. APRIL 2017, AEG-GELäNDE

#Auf AEG, #Bird Berlin, #Claudia Schulz, #Martin Fürbringer, #Theater, #Zwangsvorstellung

Das Theaterstück Jonestown erzählt die Geschichte der 900 Mitglieder der US-Sekte People‘s Temple, die sich ihrem Anführer Jim Jones und seinem System aus Folter und Unterdrückung vollständig unterwarfen, und im unfreiwilligen Massen(selbst)mord ihr Ende fanden. Das Theater Zwangsvorstellung nimmt die Zuschauer mit auf die Reise ins Innere der Sekte, macht sie zu Zeugen eines perfiden Spiels um Macht, Abhängigkeit und den Glauben an das Gute in der Welt. Wir haben den Propheten, Choleriker und Psychopathen in einem exklusiven fikitven Interview dazu befragt.



 


curt: Herr Jones, waren.…

Jim Jones: Bitte nennen sie mich Vater Jones.

curt: Ah, Okay. Vater Jones, waren Sie überrascht, als die Anfrage von Theater Zwangsvorstellung kam, ein Stück über Sie und mit Ihnen zu verwirklichen?

Jim Jones: Nein, mich kann man nicht überraschen. Ich sehe die Dinge weit im Voraus und ich wusste schon lange, dass sie mich fragen werden, sie mussten nur selbst ihre Ängste und Zweifel hinter sich lassen und genügend Geld auftreiben, das dauerte einige Jahre.  

curt: Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit den Theaterleuten?

Jim Jones: Fruchtbar. Ich bin kein Durchschnittsmensch. Sie sehen Jesus in mir, die Hoffnung auf Herrlichkeit.

curt: Nun gut. Wie gefällt Ihnen Nürnberg? Glauben Sie, dass sich hier ein gutes Publikum finden lässt?

Jim Jones: Auf jeden Fall! Ich verkörpere das göttliche Prinzip! Gleichheit! Eine Gemeinschaft, in der alles allen gehört, wo es weder arm und reich noch Rassen gibt! Wo Menschen um Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit kämpfen, dort ist mein Platz, und dort engagiere ich mich! Nürnberg als Stadt der Menschenrechte erscheint mir hierfür hervorragend geeignet zu sein. Ich will Seelen mit kämpferischem Geist, Menschen, die unterschätzt, unterprivilegiert und missverstanden werden, denen nicht die Chance gegeben wurde, ihr Potenzial zu verwirklichen, davon scheint es hier eine Menge zu geben.

curt: Äh, warum sehen Sie mich so an?

Jim Jones: Du weißt gar nicht, wie hübsch Du bist. Auch Du kannst dich unglaublich entwickeln, wenn Du dich in meine Aura begibst. Es ist kein Zufall, dass Du heute hergekommen bist.

curt: Nein, wir waren ja verabredet…oder? Egal, Vater Jones, es gibt Gerüchte, dass die Theaterleute sehr strenge Regeln befolgen müssen, es ist von Schlafentzug und sogar Folter die Rede.

Jim Jones: Das sind nichts als Lügen. Und wenn Sie auch nur ein Wort darüber schreiben, habe ich Mittel und Wege, Sie zum Schweigen zu bringen.

curt: Drohen Sie mir gerade?

Jim Jones: Das habe ich nicht nötig.  Darf ich Ihnen einen Schluck von meiner Limonade anbieten?

curt: Äh, nein, lieber nicht. Was erwartet denn die Zuschauer in Jonestown?

Jim Jones: Mir ist der Begriff Anhänger lieber. Wer mir folgt, dem verspreche ich ein neues, besseres und gerechteres Leben. Ich möchte nicht anmaßend sein, aber ich denke der Begriff Paradies trifft es ganz gut, ja, wer mir folgt, wird gemeinsam mit mir im Paradies leben! Und wer mir nicht folgen mag, der fahre zur Hölle und belästige mich nicht!

curt: Okay, dann vielen Dank für das Interview, Vater Jones und viel Erfolg für ihr Theaterstück. Ich hoffe, dass die Geschichte für alle Beteiligten diesmal besser ausgehen wird.

Jim Jones: Das hoffe ich auch, denn diejenigen, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern, sind verdammt, sie zu wiederholen. Wir sehen uns in Jonestown!


Regisseurin Claudia Schulz, die auch das Stück schrieb, führt auch bei den Programmen von Matthias Egersdörfer Regie, schreibt Texte und steht als die Bühnenfigur Carmen zusammen mit Matthias Egersdörfer im Programm “Carmen … oder die Würde des Menschen ist ein Scheißdreck!” auf der Bühne. Musik und Liveperformance liegen in den Händen von Musiker und curt-Kolumnist Bird Berlin. Das Bühnenbild ist von Martin Fürbringer und Anders Möhl. Da die Aufführung teilweise im Freien stattfindet, wird um entsprechende Kleidung gebeten.

JONESTOWN
Eine Produktion von Theater Zwangsvorstellung
Mit: Bird Berlin, Bettina Härtel, Jörg Hundsdörfer, Andy Maurice Mueller, Claudia Schulz, u.a.
Regie: Claudia Schulz
Musik: Bird Berlin
Ausstattung: Martin Fürbringer, Anders Möhl.
Fotos: Det Paulig.
Website:  zwangsvorstellung.de

Premiere: 30.03.2017
Weiter Termine: 01.04. und 02.04.2017.
Treffpunkt: Auf AEG, Muggenhoferstr. 135, Nbg, um 20 Uhr.
Dauer: 2 Stunden, teilweise im Freien.
Tickets: 10,- / 14,-. Kartenreservierung unter jule@zwangsvorstellung.de


CURT vergibt 2x2 Tickets!
Einfach Mail an Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst , Stichwort “Jonestown”.
Einsendeschluss ist der 26.03.2017.
Viel Glück!




Twitter Facebook Google

#Auf AEG, #Bird Berlin, #Claudia Schulz, #Martin Fürbringer, #Theater, #Zwangsvorstellung

Vielleicht auch interessant...

STADTTHEATER FüRTH. Das Stadttheater Fürth begibt sich in die Zukunft: Das Jahr 2040: Die Niederlande sind schon im Meer verschwunden. Unser Leben wird bestimmt von Maschinen und Algorithmen. Umweltkatastrophen sind an der Tagesordnung. Was würden Sie tun, hätten Sie die Möglichkeit, unter Garantie ein gesundes Kind zu bekommen? Was, wenn Künstliche Intelligenzen uns aus unserer Einsamkeit befreien könnten, indem sie uns den optimalen Partner vorspielen? Was, wenn unser Partner mit einem Roboter fremdgeht?
Das Stadttheater Fürth macht Theater auf Sachbuchbasis: Der Historiker Yuval Noah Harari hat in Homo Deus die Visionen einer Menschheit entworfen, die mittels Technik in göttliche Sphären vorstößt und eine ganz neue Stufe der Evolution erreicht, der Homo Digitalis. Yael Ronen und Dimitrij Schaad haben daraus einen Theaterabend gemacht, (R)evolution – Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert, der mit viel schwarzem Humor die Frage stellt, ob die digitale Revolution und ihre Technologien dem Menschen Freiheit schenken oder Freiheit rauben.
In zwölf Szenen bzw. Szenarien werden die Gefahren der auf uns zukommenden Digitaldiktaturen heraufbeschworen, die Dystopie scheint auf einmal unwahrscheinlich nah. Inszeniert von der österreichischen Regisseurin und Horvath-Preisträgerin Christina Gegenbauer, die die Vorlage nutzt, um auch der Frage nachzugehen, wie sich KI auf der Theaterbühne darstellen lässt. Der Musiker Nikolaj Efendi komponiert den Soundtrack jedenfalls in Zusammenarbeit mit der künstlichen Intelligenz. Premiere am 02.05.

Stadttheater Fürth    

   >>
ZUKUNFTSMUSEUM / AEG. Das Brachland-Ensemble zieht bei seiner neuesten Produktion alle technischen Register, sie findet nämlich im Zukunftsmuseum statt. Interspecies Families ist vieles: ein Theater-Performance-Talk, Infotainment, TechNovela. Bezugspunkt ist die Familie, die sich nicht mehr nur aus Mensch und Tier zusammensetzt, auch die KI ist Teil des Haushalts. Wir haben Theo Fuchs zur Premiere geschickt, er schreibt: "Es bleibt letzten Endes der Mensch und seine Körperlichkeit im Mittelpunkt. Der bodennahe Ausdruckstanz, den Sarah Plattner im Duett mit einem der Regenwürmer auf dem Körper improvisiert, während Ludger Lamers das Winden und Wälzen filmt, hinterlässt wohl den stärksten visuellen Eindruck der Vorführung." Ganze Besprechung HIER. Weiter geht's mit der TechNovela am 26.04. Dann monatlich bis Oktober. Gäste und Inhalte wechseln, es lohnt sich also, jede Folge zu sehen.

Etwas wieder ganz Anderes präsentiert Brachland in der Kulturwerkstatt auf AEG. Am 09.05. feiert dort The Beginning Premiere, ein inklusives Projekt in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe, das Science Fiction und Dokumentation, Performance und Film vermischt. Das Projektteam hat sich mit dem Ende der Menschheit auseinandergesetzt, mit dem Weiterleben der Spezies auf fernen Planeten, mit realen Szenarien für die Erde. Auf der Leinwand werden Expert:innen-Interviews zu sehen sein. Auf der Bühne setzt sich die Gesellschaft zusammen, eine mixed-abled Gruppe, die eine Zukunft eerdenkt und vielleicht neue konstruktive Lösungen entwerfen kann. Weitere Aufführungen am 10. und 11.05.

___
Brachland-Enssemble
Im Zukunftsmuseum und in der Kulturwerkstatt Auf AEG
   >>
GOSTNER HOFTHEATER. Das Gostner in seiner Spielzeit der Wagnisse lässt auf die Thamm-Uraufführung eine Stückentwicklung folgen. Was heißt, aus Bochum wurde das Theater- & Performancekollektiv von Patricia Bechtold und Johannes Karl, äöü, eingeladen, das sich mit Produktionen an der Schnittstelle zwischen Theater, Performance und Installation einen Namen gemacht und bereits einige Preise eingeheimst hat. In Nürnberg setzten sich Bechtold und Karl und ihr Team (auf der Bühne neben den beiden: Matthias Eberle und Robin Braun) mit einer Flaneurin auseinander, die auf alles kackt, was uns lieb ist, einer Großstadtbewohnerin mit fragend geneigtem Köpfchen, der bislang selten zugehört wurde: Wenn die Tauben singen ist ein verspielter, musikalischer, schillernd bunter Abend, der wie ein Kessel 60s-Showkonfetti daher kommt und am Ende aber noch ein paar ernste Botschaften mit im Gepäck hat. Läuft bis 12.04. Und wird in diesem Gostner Hoftheater direkt von der nächsten Stückentwicklung abgelöst: Das neue Ensemble des Gostner, Johanna Steinhauser, und die vom Tanz her kommende Regisseurin Johanna Heusser untersuchen anhand der sieben biblischen Todsünden Faulheit, Neid, Hochmut, Völlerei, Gier, Lust und Zorn, wie das Bild der Frau von der Geschichte genährt wurde und was passieren würde, wenn die Frau aufhören würde, gefallen zu wollen, sich zu benehmen, sich anzustrengend. Die Zornigen – ein Stück mit viel Bewegung und ohne Worte, ab 15.05.  

Gostner Hoftheater   
   >>
20250401_Arena
20250310_VAG
20250311_Volksfest
20250401_ebl_AZUBI
20250401_City_of_Literature
20250401_schauspiel_erlangen
20250311_figurentheaterfestival_3
20250201_Retterspitz