So war: ClickClickDecker im MUZ Club

DONNERSTAG, 31. MäRZ 2011

#ClickClickDecker

Auch in Nürnberg war Kevin Hamann alias ClickClickDecker im Rahmen seiner aktuellen Tour nicht mit Band, sondern lediglich mit dem Multiinstrumentalisten Oliver Stangl unterwegs. Wobei. Was heißt hier eigentlich "lediglich"? Findet auch Sebastian Gloser, der sich das Konzert für uns angeschaut hat.

++ Dass die Mittwochs-Konzertreihe im MUZclub häufig gut besucht ist, weiß man ja inzwischen. Diesmal ist es noch ein bisschen voller, denn neben den zahlreichen Gästen sind auch diverse Sitzgelegenheiten aufgebaut. Auf Wunsch von ClickClickDecker übrigens, denn Kevin Hamann ist dieser Tage nicht mit Band, sondern nur mit seinem Kumpel und Multiinstrumentalisten Oliver Stangl unterwegs, um das Livealbum „Du Ich Wir beide zu den Fliegenden Bauten“ vorzustellen.

Bevor sich die beiden aber durch ein neu arrangiertes ClickClickDecker-Best of musizieren, steht erst mal Petula auf der Bühne. Petula heißt eigentlich Sebastian Cleemann und war viele Jahre Gitarrist bei Kate Mosh. Nebenbei macht er aber auch schon seit vielen Jahren ganz alleine Musik, die sich irgendwo zwischen den Genres Singer/Songwriter und Frickelpop einordnen lässt. Im Stile eines Owen Pallett - allerdings mit Gitarre statt Geige - sampelt er sich immer wieder selbst und legt eine Spur nach der anderen auf ein schlichtes Grundgerüst bis ein wunderbar zerbrechlicher Popsong entsteht. Das ist technisch anspruchsvoll, vor allem aber ganz schön herzergreifend. Eine Gitarrenfigur bildet die Basis, die dann zum Beispiel um ein Glockenspiel ergänzt wird, bevor Cleemann seinen eigenen Backgroundchor einsingt, um dann ganz behutsam über die verschiedenen Spuren zu singen oder auch mal den verzweifelten Uremo-Schreihals zu geben. Ein wunderbar kurzweiliges Set, das es in Auszügen unter anderem auf einer Kassette mit dem Titel „Elephant Dresses“ oder einer Polaroid-EP (!) namens „Guesses“ zu hören und zu kaufen gibt. Alles mit Downloadcode versteht sich.

Dagegen wirkt der ClickClickDecker-Backkatalog fast schon altbacken: Shirts, Pullis und natürlich CDs. Die drei bei Audiolith erschienenen Studioalben gibt es beim Merchandise zu kaufen und natürlich Hamanns erstes offizielles Livealbum „Du Ich Wir beide zu den Fliegenden Bauten“. Aufgenommen wurde es bereits 2009 beim Hamburger Reeperbahnfestival und eigentlich ist Hamann auch gar kein großer Freund von Live-Alben, aber wer mit so vielen Bands und Projekten - Stichworte Bratze, Ludger, ByteFM - beschäftigt ist, der darf sich auch mal eine „Auszeit“ in Form eines Livealbums gönnen. Und schließlich muss auch das geprobt werden, denn Kevin Hamann und Oliver Stangl spielen nicht einfach nur ClickClickDecker-Songs in reduzierter Fassung runter, sondern haben die Stücke meistens komplett umgekrempelt. „Händedruck am Wendepunkt“ wird so zum Beispiel schwer entschleunigt, klingt aber nicht weniger verzweifelt als noch auf „Den Umständen entsprechend“. „Erste Schritte“ wiederum verliert ein bisschen im Vergleich zu der Fassung auf „Ich habe keine Angst vor…“. Und aus „Dialog mit dem Tölpel“ wird eine Klavierballade, die dem Original zwar leider etwas die Dringlichkeit nimmt, dafür aber unterstreicht, welch vielseitiges Potential ClickClickDecker-Songs tatsächlich in sich tragen.

Der Fokus liegt auf „Den Umständen entsprechend“, aber natürlich gibt es am Ende auch noch ein etwas älteres Stück wie „Wer hat mir auf die Schuhe gekotzt“. Teilweise erkennt man erst anhand dieser filigranen Versionen wieder, warum man ClickClickDecker über all die Jahre so schätzen gelernt hat. Es ist das Besondere in dieser alltäglichen Sprache. Scheinbar abgedroschene Redewendungen werden zu großartigen Gefühlsbeschreibungen. Hamann führt charmant wie eh und je durchs Programm, Stangl koordiniert Lapsteel, Tasten und Laptop. Lediglich „Zurecht ungerecht“ kriegen die beiden überhaupt nicht auf die Reihe. Das Publikum nimmt es mit Humor und die beiden auf der Bühne sowieso. Manche Dinge, die lässt man lieber sein. Zum Glück nicht diesen Abend.

Text: Sebastian Gloser
Foto: Dennis Dirksen




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