Ki‘Luanda Interview: Wiedergeboren im Soul

DIENSTAG, 1. JULI 2025, NüRNBERG

#Interview, #Ki'Luanda, #Lokale Mukker, #neues Album

Interview: Tommy Wurm
Seit geraumer Zeit schwirrt der Name der Künstlerin Ki’Luanda in der Nürnberger Szene umher. Ihr Ruf als großartige Livemusikerin eilt ihr voraus. Jetzt kommt endlich ihr Debütalbum auf den Markt und curt will alles wissen. Let’s go!

TOMMY: Hallo Ki‘Luanda, wie geht’s dir so kurz vor dem Release deines Albums?
KI‘LUANDA: Hallo Thomas, mir geht es gut. Es ist viel los, ich spiele viele Gigs, habe Proben und das alles noch neben meiner Arbeit. Ich mag einen vollen Zeitplan im Kunstbereich, aber es kann auch anstrengend sein. Gleichzeitig bekräftigt es mich und ich kann mich sehr auf das Konzert und den Release freuen. 

Du bist ja schon seit geraumer Zeit als Musikerin aktiv. Warum war gerade jetzt die Zeit für dein Debütalbum reif?
Reif trifft auch gut auf mich zu. Nach circa achtJahren Erfahrung als Ki’Luanda bin ich mir noch bewusster geworden, was ich tue und was ich will. Die Livegigs in Nürnberg und Umgebung und die neu geknüpften Kontakte haben mich reifen lassen. Jetzt ist die Zeit, das Album zu releasen, weil ich bereit bin. Sowohl für mich als auch für die Fertigstellung der Lieder.

Wie muss man sich den Prozess vorstellen? Hast du alle Songs alleine geschrieben? Wer sind die Musiker:innen, die auf dem Album spielen? Oder entwickelst du die Songs gemeinsam mit Band?
Wie man sich das vorstellen kann, ist folgendermaßen: Die ersten Songs sind 2017 in meinem Elternhaus und im Gemeindesaal der Heilsarmee entstanden. Zu der Zeit habe ich mein Abitur abgeschlossen und mein Projekt Ki’Luanda existierte noch nicht. Erst ein paar Monate später kam das zustande. Zuvor lernte ich die González Brothers & the Gang kennen, ein Musiker:innen-Kollektiv bestehend aus drei Brüdern namens Chris (Drums), Manu (MC, Gesang) und Josh González (Gitarre), worunter auch die Musiker aus den Bands FergexFisherman und Nujakasha waren. 
Mit diesen neuen Begegnungen und frischer Inspiration schrieb ich meine Texte und die Melodien dazu entstanden währenddessen und im Nachhinein. Mein ehemaliger Mitbewohner und Bassist bei Nujakasha, Philipp Volkholz, produziert auch Beats. Aus seinem Repertoire hat er mir ein paar seiner Kompositionen gezeigt, worauf ich dann meine Texte zu Rebirth, Wings, Only Way und I will never sang. Die anderen Songs Get what’s mine, Exosphere, Important, Nzambe, Say no more, Black & Proud und Me, Myself and I habe ich allein oder zum Teil in Zusammenarbeit mit Josh González, Philipp Volkholz und Max Melanko (Vibey Vibey) produziert. Ich bezeichne mich als Produzentin, Komponistin, Arrangeurin und Singer/Songwriterin. Mir kommen Melodien oder bloße Texte in den Sinn, die ich mir aufschreibe, mit einem Diktiergerät am Handy oder über mein Homestudio aufzeichne.
Und zur Frage, wer die Musiker:innen sind: Auf dem Album hört man Wolf Laurin Schmidt (Gitarre), Moritz Neukam (Bass), Paul Ettl (Schlagzeug), Matthias Lange (Keys). Als Features mit dabei sind Maria Zwerschke (Querflöte) auf „Say no more“, Tico Sandoval (Percussion) und Max Lange (Schlagzeug) auf „Nzambe“.

Erzähl doch ein wenig vom musikalischen Stil der Platte, der doch sehr klassisch ist.
Der musikalische Stil bewegt sich zwischen den Genres Funk, Soul, R’n’B, Gospel, Hip-Hop und Afro-Folklore. 

Deine Musik muss auf die Bühne. Wie sehen deine Pläne für eine Tour zum Album aus?
Danke schön. Ja, auf jeden Fall möchte ich touren. Bisher habe ich viele Gig-Anfragen bekommen, die ich gerne entgegennehme und wofür ich dankbar bin. In Zukunft will ich zusätzlich eine für mich neue Methode ausprobieren: europaweit Locations und Veranstalter:innen anschreiben. Bisher hatte ich das Privileg, nicht anfragen zu müssen, aber jetzt lerne ich diesen Aspekt auch kennen und bin gespannt, wer und was auf mich zukommen wird. 

Deine Wurzeln liegen in der Demokratischen Republik Kongo und in Angola. Welchen Impact hat das auf deine Musik?
Das hat meine musikalische Wahrnehmung und mein Verständnis von Musik stark geprägt. Ich bin mit einer großen Vielfalt an Musikstilen aus dem Kongo aufgewachsen – darunter Ndombolo, Rumba, Soukous und viele mehr. Auch in Angola gibt es eine breite Palette an Musikrichtungen, zum Beispiel Kizomba, Kuduro oder Semba. Diese unterschiedlichen Stile haben mein Gehör geschult und meinen musikalischen Geschmack tiefgreifend beeinflusst.
Deshalb lege ich mich in meiner eigenen Musik nur ungern auf ein bestimmtes Genre fest. Das Fundament meines Albums bildet der Soul, aber darauf bauen viele weitere Stilrichtungen auf.

Du setzt dich aktiv gegen Rassismus ein. Hast du selbst Anfeindungen erlebt und wie lässt du solche Erfahrungen in deine Musik einfließen? 
Leider habe ich rassistische Anfeindungen erlebt und verarbeite einen Teil dieser Erfahrung in meinem Song „Black & Proud“. Es geht mir darum, diese Themen mit Menschen zu teilen, die Rassismus erleben und sich damit allein fühlen, denn meist ist es komplexer, als man zunächst denkt. Diese Erfahrungen zu verstehen und zu verarbeiten braucht viele Jahre, sobald man sich intensiv damit auseinandersetzt. Mr. James Brown hat mich dazu sehr inspiriert, so widme ich ihm meine erste Zeile aus seinem gleichnamigen Song. 

Das Album trägt den Titel „Rebirth“. Gibt es dazu eine Geschichte?
Rebirth, was „Wiedergeburt“ bedeutet, steht für mich dafür, dass wir Menschen wieder nach innen kehren. Denn mit dem Älterwerden, mit dem Einfluss von außen und der Prägung durch die Gesellschaft lassen wir uns formen und vergessen mehr und mehr, wer wir sind, was in uns steckt und was uns als Individuen ausmacht. Mit „Rebirth“ meine ich, dass wir uns im Inneren wieder neu finden und uns wie wiedergeboren fühlen können.

Ich finde dein Album ist wirklich sehr gelungen. Wie ambitioniert gehst du deine Karriere an?
Vielen Dank. Ich bin in Teilzeit angestellt und zusätzlich nimmt das Musikbusiness sehr viel Zeit in Anspruch. Also so gesehen, wenn man alle investierten Stunden zusammenzählt, arbeite ich in Vollzeit. Das heißt, wenn ich meiner Musikkarriere nicht ambitioniert nachgehen würde, hätte ich wahrscheinlich mehr Freizeit. Jeder Tag in meinem Leben hat intensiv mit der Organisation meiner Musikkarriere zu tun. Ich bin Künstlerin und Managerin zugleich, das kann sehr anstrengend sein. Im Frühling und Sommer stehen jedes Wochenende große und kleine Konzerte an und dazu kommt den Kontakt zu Veranstalter:innen, meiner Band und meinen Hörer:innen zu pflegen. 

Du bist in Nürnberg aufgewachsen. Dein Top 3 Spots in der City?
Das ist schwer. Aber aus dem Stegreif: Gostenhof und St. Johannis. Altstadt bei gutem Wetter tagsüber. Und abends Luitpoldhain. 

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Ki‘Luanda
ist seit über acht Jahren als Sängerin, Komponistin, Produzentin und Performerin aktiv. Ihre Musik vereint Soul, Funk, R’n’B, Gospel, Hip-Hop und afrikanische Stile wie Ndombolo, Kizomba oder Kuduro – ein Spiegel ihrer kulturellen Wurzeln und vielfältigen Einflüsse. 
Mit ihrem Debütalbum „Rebirth“ verarbeitet sie persönliche Themen und gesellschaftliche Erfahrungen. Ki’Luanda steht regelmäßig auf Bühnen in Nürnberg und darüber hinaus, organisiert ihre Konzerte und Touraktivitäten eigenständig und arbeitet parallel in Teilzeit. 

Insta: @kiluandamusic



 




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