Fränkischer Sommer: Die Kunst des musikalischen Brückenbaus
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Ein bisschen was geht ja überall, andererseits ziehen die großen Acts an den kleinen Städten, den Veranstaltungsorten abseits der Zentren, ehrlicherweise meistens vorbei. Nicht so, wenn hier bei uns das Label Fränkischer Sommer drauf steht. Die Konzertreihe des Bezirks Mittelfranken, unter der künstlerischen Leitung von Franziska Hölscher, bringt noch bis Ende August ganz viel große Musikkunst an unterschiedlichste Orte.
Ganz cool ist das Angebot auf der Homepage, sich alle Locations auf einer Karte anzeigen zu lassen. Der Fränkische Sommer reicht von Rothenburg im Westen bis zum Hirtenmuseum in Hersbruck im Osten, vom St. Nikolaus Münster in Münchsteinach im Norden bis zur Anlegestelle Ramsberg am Brombachsee im Süden. Von Nürnberg aus ließe sich der Musikgenuss sozusagen mit einem herrlichen Sommerausflug verbinden.
Noch interessanter ist der Blick ins Programm. Am 14.06. kommt die beeindruckende irische Singer-Songwriterin Wallis Bird nach Neustadt an der Aisch. Sie bringt die klassische Band Spark mit und die gemeinsamen Visions of Venus, ein Klanggemälde, das von Hildegard von Bingen über italienischen Frühbarock bis zu Kate Bush Dichterinnen und Sängerinnen aus fast 900 Jahren zitiert. Barock trifft auf Dancefloor, stille Poesie auf frischen Groove. Ein extrem spannendes Projekt, das Frauen sichtbar macht, die ihre eigene Stimme gefunden haben.
Vom 20. bis 22.06. widmet der Fränkische Sommer dann drei Konzerte dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs: In Roßtal liest am 20.06. der Büchner-, Hölderlin- und Nietzsche-Preisträger Durs Grünbein unter der Überschrift Meine Familie im Nationalsozialismus aus verschiedenen Texten, die sich mit dem Sehen und dem lieber nicht Hinschauen seiner eigenen Verwandtschaft auseinandersetzen. Dazu spielt der Geiger Stephan Waarts Bach, Bartók und Werke des jüdischen Komponisten Erwin Schulhoff, der in deutscher Gefangenschaft starb und zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Am 22.06. kommen dann der Mandolinist Avi Avital und der Pianist Omer Klein nach Rothenburg. Die beiden Israelis spielen eigene Kompositionen und widmen sich Bearbeitungen und Improvisationen über Partituren des evangelischen Kirchenkomponisten schlechthin: Johann Sebastian Bach. Am selben Tag, ebenfalls in Rothenburg, gibt die Violinistin und Festivalleiterin Franziska Hölscher ein Wandelkonzert: Sie führt zu Orten jüdischen Lebens in Rothenburg. Ein Spaziergang zwischen den Welten und Jahrhunderten, der die Erinnerung aufrechterhält.
In Bad Windsheim beschwört am 28.06. der Weltklasse-Schlagzeuger Alexej Gerassimez mit Friends die Elements of Nature. Gerassimez kennt man vielleicht noch vom Klassik Open Air im vergangen Jahr, wo er mit den Symphonikern vor 75.000 Besucher:innen spielte. Im Fränkischen Freilandmuseum wird mit drei weiteren Schlagzeugern plus einem Pianisten die Stofflichkeit der Natur vertonen. Nach Uttenreuth holt der Fränkische Sommer am 29.06. die französische Trompeterin Lucienne Renaudin, die am renommierten Conservatoire National Supérieur de Paris sowohl die Klassik- als auch die Jazz-Klasse absolviert hat, was sich in ihrem Programm mit dem Pianisten Tim Allhoff im Schwarzen Adler niederschlägt, Bach trifft auf Gershwin trifft auf die Beatles.
Die Festivalleiterin Franziska Hölscher darf dann am 05.07. wieder ran. In Münchsteinach spielt sie mit der Wiederentdeckerin der Blockflöte Dorothee Oberlinger und Freund:innen Vivaldis Vier Jahreszeiten. Zum Familienfest lädt die Reihe am Tag darauf ins Wasserschloss Dürrenmungenau. Es gibt Musik zum Anfassen, einen Instrumentenzoo, Kricket, Stelzenlauf und ein Konzert unter anderem mit Studierenden der Orchesterakademie der Staatsphilharmonie und der Hochschule für Musik.
Auf halbem Weg nach Persien landet man im Deutschen Hirtenmuseum Hersbruck. Hier lädt der Cellist und Artist in Residence Kian Soltani am 11.07. zum kulinarischen Gesprächskonzert: Eine Reise von Persien nach Europa. Soltani ist dann am 12.07. auch in Fürth zu sehen, zusammen mit dem mit traditionellen Instrumente spielenden Ensemble Shiraz, das von seinem Vater gegründet wurde. Soltani wird im Zuge dessen nicht nur am Cello, sondern auch an der Kamantsche, der Stachelgeige, sein Können zeigen. Am Tag darauf darf der Artist ins Residence noch das Erlanger E-Werk kennenlernen, wo er seinen Vorgänger im Amt, den Pianisten Kit Armstrong, trifft. Die beiden widmen sich an diesem Abend der Filmmusik.
Bei allen Ausflügen wird Nürnberg nicht vergessen: Im Serenadenhof spielt am 20.07. der spektakuläre, südafrikanische Cellist Abel Selacoe, der 2023 den Publikumspreis des Fränkischen Sommers gewann und diesmal das Stuttgarter Kammerorchester mitbringt. Und in der Kirche St. Martha werden sich am 27.07. unter anderem Franziska Hölscher und der Bariton Benjamin Appl der Kunst des Brückenbaus widmen, dafür eignen sich kammermusikalische Werke von Franz Schubert und Robert Schumann. Und auch im August geht es weiter im Programm, alles online zu finden und rechtzeitig in curt.
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Fränkischer Sommer
16. Mai bis bis 23. August 2025, (fast) überall in Mittelfranken.
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