Lara Neumeier: Als Baby schon im Klettergurt

MITTWOCH, 1. FEBRUAR 2023, NüRNBERG

#Bouldern, #Interview, #Klettern, #Laura Neumeier

Lara konnte klettern, bevor sie richtig laufen konnte: ihre Eltern haben sie schon früh mit an den Fels genommen. Erst nur im Kinderwagen, recht schnell dann aber schon im Gurt. Heute klettert Lara neben ihrem Studium die schwersten Routen auf der ganzen Welt. Die Reisen dorthin finanziert sie sich durch Sponsorings von adidas und Petzl. Das Interview führte Helene Schütz

CURT: Ursprünglich kommst du aus dem Allgäu. Was hat dich nach Nürnberg gebracht?
Lara Neumeier: Ich wollte für den Marketingmaster in eine neue Stadt, etwas anderes sehen. Und dadurch, dass ich so viel klettere, wusste ich dann: Ich brauche eine Stadt, die nahe an Felsen liegt. Dadurch kamen für mich nur Innsbruck oder Nürnberg infrage. Nürnberg natürlich wegen des Frankenjuras. Andere wählen den Studiengang nach Fach aus, ich nach den Klettermöglichkeiten. Das war mir wichtig.

Also ist Nürnberg offensichtlich generell ein guter Ort zum Klettern.
Ja, mega gut. Es gibt zwar keine hohen Berge, aber zum Sportklettern ist es super. Zum Alpin- und Tradklettern fahre ich dann Richtung Berge.

Was ist Trad-Klettern?
Normalerweise hat man beim Sportklettern Bohrhaken im Felsen. Beim Tradklettern sichert man sich mit Friends und Keilen in Felsstrukturen wie Rissen und Spalten ab. Im Frankenjura gibt es allerdings hierfür nur wenige Möglichkeiten. Dafür ist aber das Angebot zum Sportklettern riesig. Also alles zwischen Bayreuth, Bamberg und noch weiter außenrum.  Außerdem ist hier im Winter das Angebot an Hallen gut.

Hast du eine Lieblingshalle?
Ich finde alle Hallen ganz gut. Aber am liebsten mag ich den Steinbock, weil die ein Kilterboard (Kippbares Trainingsboard mit leuchtenden Griffen, die den Boulder vorgeben) haben. Der Steinbock in Zirndorf hat auch noch ein Moonboard, das ist so ähnlich wie das Kilter, nur etwas kleiner.

Wie bist du eigentlich zum Klettern gekommen?
Ich war schon im Klettergurt, bevor ich richtig laufen konnte. Dadurch, dass wir aus dem Allgäu kommen, waren wir schon immer viel draußen. Meine Eltern sind früher auch viel geklettert und im Familienurlaub haben wir immer Outdoor-Sportarten wie Klettern, Wandern und Radeln gemacht. Es gibt Bilder von mir, auf denen ich drei Jahre alt bin und im Klettergurt hänge. Mit elf hatte ich eine Phase, da war ich total motiviert fürs Klettern. also ging ich in eine Schulklettergruppe, mit der ich dann auch das erste Mal in einer Halle war. Irgendwie war ich da schon ganz gut und dann bin ich erst einmal, dann zweimal die Woche und später noch öfter in die Kletterhalle zum Training gegangen.

Wann hast du angefangen Wettbewerbe zu klettern?
Mit elf, zwölf Jahren habe ich bei regionalen Spaßwettbewerben mitgemacht und mit 13 das erste Mal bei der bayrischen Meisterschaft.Das lief auch gleich mega gut, da wurde ich Dritte. Ich bin dann für 3 Jahre auf deutschen Meisterschaften und auf einmal auf einer Europameisterschaft gestartet. Das war eine coole Zeit. Mit 17 habe ich allerdings mit Wettkämpfen aufgehört und erstmal mein Abi gemacht. Danach hab ich mir fürs Klettern und Reisen zwei Jahre freigenommen.

Warum war das mit den Wettbewerben nichts für dich?
Durch meine Eltern und mein Umfeld war ich schon von klein auf viel am Fels. Anders als bei den meisten heutzutage, die in der Halle zum Klettern und Bouldern anfangen. Die Wettkämpfe sind immer in Kletterhallen und auch beim Training ist man viel in der Halle.  Ich bin gern draußen in der Natur und die langen Tage am Fels geben mir viel zurück. Deswegen gab es irgendwann einen Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: Konzentriere ich mich jetzt komplett auf die Wettkampf-Kletterei und gehe nur noch in die Halle, oder höre ich auf und mache Vollgas Fels. Beides nur halb zu machen, kam für mich nicht infrage.

Möchtest du das Klettern irgendwann zu deinem Beruf machen?
Im Sommer/Herbst werde ich mit der Masterarbeit fertig. Dann werde ich den Fokus nochmal voll aufs Klettern setzen. Ich denke, komplett vom Klettern zu leben ist schwierig, aber eine Kombi aus Klettern und einem Teilzeit-Job kann ich mir gut vorstellen.

Studium, Familie, Freund*innen und so viel Sport zu vereinen, das klingt stressig. Wie oft und viel trainierst du überhaupt?
Jeden Tag. Nur in den stressigen Unizeiten schaffe ich es nur viermal die Woche. Wenn ich in die Kletterhalle gehe, dann sind das schon so drei Stunden am Stück. Wenn ich daheim was am Hangboard mache, ist es kürzer. In den Semesterferien fahre ich dann raus und mache meine Projekte am Fels, das sind dann  meistens Klettertrips in andere Länder, über ein paar Wochen.  Das viele Training und die Projekte sind aber nicht immer leicht mit dem Studium zu kombinieren, darum freue ich mich jetzt schon auf die Zeit danach, wenn ich frei habe.

Hältst du dich neben dem Bouldern und Indoor- und Outdoor-Klettern noch anderweitig fit?
Ja. Mit Yoga, Laufen, Dehnen oder öfter auch mal CrossFit. CrossFit ist super für die Körperspannung und man macht etwas, was auf die Pumpe geht. Beim Klettern hat man nie etwas für die Ausdauer und das brauche ich ab und zu mal: mich richtig auszupowern.

Klettern ist wie fast jede Sportart männerdominiert. Wie ist das für dich als Frau in der Profikletterszene?
Klar, es gibt sicher mehr Männer die Klettern als Frauen. Aber ich kenne zu viele coole Mädels, mit denen ich oft klettern und trainieren gehe. Und allgemein find ich, dass die Menschen in der Kletterszene mega entspannt sind und hatte nie negative Erfahrungen bisher. Manchmal kommt es vor, dass Männer sehen, wie man als Frau einen Boulder oder Route macht und probieren es dann auch gleich. Wahrscheinlich denken sie, dass es nicht so schwer sein kann. Aber da merken sie dann meistens ziemlich schnell, dass es doch echt schwer ist.

Hast du auch ein Vorbild, dem oder der du die Routen nachkletterst?
Früher war es Chris Sharma. Mittlerweile ist mein großes Vorbild die Babsi Zangerl, die auch eine gute Freundin von mir geworden ist. Sie klettert einfach in allen Disziplinen am Fels die schwersten Routen und ist als Allrounderin die stärkste Frau weltweit, würde ich sagen. Ich schätze sehr an ihr, dass sie trotz ihrer Erfolge so bodenständig ist.

Was war bisher dein eigener, persönlich größter Erfolg?
Hotel Supramonte in Sardinien gehört zu meinen größten Erfolgen. Das ist eine Mehrsteillänge im Schwierigkeitsgrad 8b mit vielen schweren Seillängen. Wir sind damals um 5 Uhr in der Früh gestartet und waren um 1 Uhr nachts erst wieder zurück. Man muss einfach den ganzen Tag voll konzentriert sein und alles geben – ich war noch nicht so fertig wie an dem Tag.

Klettern kann durchaus beängstigend sein. Sicher hattest du auch schon wirklich brenzlige Momente ...
Ja! 2018 war ich in den Bugaboos in Kanada mit einer guten Freundin und einem befreundeten Paar. Wir haben uns entschieden, zusammen einen Klassiker zu klettern und sind um circa 3 Uhr nachts vom Gletscher aus gestartet. Als wir oben am Gipfel ankamen, war es 8 Uhr abends und schon wieder dunkel. Bei uns war alles gut, aber das befreundete Paar hatte nur eine 1-Liter-Trinkflasche zu zweit dabei. Während dem Abseilen im Dunkeln hat unser Kumpel dann fast keine Luft mehr bekommen, weil sein Hals so trocken war. Es ging ihm richtig schlecht und wir Mädels hatten echt Angst, dass er uns beim Abseilen wegkippt. Zum Glück hat dann doch noch alles geklappt und wir sind um Mitternacht heil am Zelt auf dem Gletscher angekommen.

Hast du eine Lieblingsroute hier bei uns in der Fränkischen?
Im Sommer bin ich Mastermind geklettert, das ist eine 8b+. Eine richtig coole Tour! Ansonsten sind alle Klassiker von Wolfgang Güllich empfehlenswert.

Welchen urbanen Spot würdest du gerne mal direkt in Nürnberg beklettern?
Einfach mal die Stadtmauer hoch. Das habe ich mir schon gedacht, als ich hergezogen bin.

Welche Ausrede würdest du dir ausdenken, wenn die unsportlichen Männer aus der curt-Redaktion mit dir diese Stadtmauer hochklettern wollen würden?
(Lacht) Wahrscheinlich müssen die sich dann eher eine Ausrede ausdenken. Wenn sie mit mir klettern wollen, dann ist das kein Problem.

Thamm hat sehr starke Waden, aber Lampe und Matze scheinen ungeeignet – die Klettertour ist also ein echtes Wagnis. Ich befürchte jedoch, sie nehmen dein Angebot und die Challenge an ...

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Lara Neumeier
wurde 1998 geboren und startete 2009 mit dem Klettern. Sie kommt ursprünglich aus dem Allgäu, für ihren Marketingmaster und wegen der Fränkischen Schweiz zog sie nach Nürnberg. Sie ist eine der aufstrebendsten deutschen Kletterinnen in den Bereichen Sport-, Trad- und Alpinklettern. Im Frühjahr wird sie mit dem curt-Team die Nürnberger Burgmauer bezwingen.

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Wo geht’s zum Bouldern in Nürnberg, Fürth, Erlangen?

Bambule Kletterhalle
Industriestraße 21a, 90441 Nürnberg
www.bambule-kletterhalle.de

Blockhelden
Kurt-Albert-Str. 1, 91088 Bubenreuth
www.blockhelden.de/boulderhalle-erlangen

Café Kraft Boulderhalle
Gebertstraße 9, 90411 Nürnberg
www.cafekraft.de   /   @ cafekraft_nuernberg

E4 Boulderhalle
Allersberger Str. 185E, 90461 Nürnberg
www.boulderhalle-e4.de

Der Steinbock
www.dersteinbock.de
Nürnberg: Leyherstraße 54, 90431 Nürnberg
Zirndorf: Steinweg 9, 90513 Zirndorf
Erlangen: Bierlachweg 45, 91058 Erlangen

 




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