Der Wahnsinn, der Glubb heißt: Fußball als Nahtoderfahrung

DIENSTAG, 16. FEBRUAR 2021, MAX-MORLOCK-STADION

#1. FCN, #Buch, #Fußball, #Fußball als Nahtoderfahrung, #Nürnberg, #Oliver Fritsch, #starfruit publications

Am 11. Juli 2020 spielten zwei Mannschaften Fußball gegeneinander: im Relegationsspiel zwischen dem FC Ingolstadt und dem 1. FC Nürnberg. Dieses Spiel wurde zu einem Ereignis, das all die Menschen Lügen strafte, die immer noch behaupten wollen, Fußball sei ja eigentlich gar nicht so wichtig. „Mit den Steinen, die von ihren Herzen fielen“, schreibt der Autor und Sportjournalist Oliver Fritsch, „hätte man Nürnbergs Burg und Altstadt noch einmal aufbauen können.“

In den Relegations-Spielen, das sei den nicht Fußball-affinen Leser*innen kurz erklärt, geht es darum, welches Team aufsteigen darf und welches absteigen muss. Eine Mannschaft aus einer höheren tritt nach dem Ende der Saison gegen eine aus einer niedrigeren Liga an, in diesem Fall der Club aus der 2. Liga gegen den FC Ingolstadt aus der 3. Liga. Der Abstieg wäre für Nürnberg mit einer Katastrophe gleichgekommen, einem Desaster, Schmach und Schande wären über den Verein ausgeschüttet worden, der Schmach und Schande ja eigentlich gewohnt ist. Aber nicht in diesem Ausmaß. Und ganz handfest: Hier winkte der finanzielle Zusammenbruch aus dem Abgrund.

Jedenfalls hatte Nürnberg das Hinspiel mit 2:0 gewonnen und schien auf einem guten Weg, diese Saison zu retten. Jetzt musste man noch das Rückspiel überstehen. Kein Tor fiel in der ersten Halbzeit, alles gut. Dann trafen die Ingolstädter. Und nochmal. Und nochmal. Innerhalb von 13 Minuten. Etwas mehr als eine halbe Stunde Spielzeit blieb dem Club, um das Unheil irgendwie abzuwenden. Die 96. Minute dieses Spiels wird kein Fan je vergessen. Das ganze Spiel wird kein Fan je vergessen, zeigt es doch den ganzen existenziellen Wahnsinn, den dieser Sport bedeuten kann.

Oliver Fritsch hat ein Buch darüber geschrieben. Es trägt den passenden Titel Fußball als Nahtoderfahrung. Darin verarbeitet er, der das Spiel im Innenraum des Max-Morlock-Stadiums verfolgen konnte, dieses traumatische Ereignis. Der Großteil des Buchs besteht aus einem Zwiegespräch zwischen Fritsch und seinem Kumpel Roland Wittner. Außerdem kommen Insider zu Wort, Angestellte des FCN, der Fotograf  vor Ort, Trainer, Spieler. Ein Buch für alle, die wirklich verstehen wollen, was dieser Fußballwahnsinn mit einem Menschen anstellen kann. Und auch für Nicht-Fans, versprochen, eine fesselndes literarisches Denkmal für einen denkwürdigen Moment.

Ein Kapitel im Buch gehört übrigens auch diesen beiden herrlich verrückten, deren Reaktion auf das erwähnte Tor man gesehen haben sollte:

 

Und einmal das Tor mit FCN-Fanradio-Kommentar:

 

Oliver Fritsch: Fußball als Hahtoderfahrung
Erschienen bei Starfruit Publications, Fürth
184 Seiten mit 51 Farb- und 6 s/w-Abbildungen, 25 Euro.




Twitter Facebook Google

#1. FCN, #Buch, #Fußball, #Fußball als Nahtoderfahrung, #Nürnberg, #Oliver Fritsch, #starfruit publications

Vielleicht auch interessant...

STAATSTHEATER. Eine dreiteilige Produktion eröffnet am 15.11. die Ballett-Saison am Staatstheater Nürnberg. Noise Signal Silence präsentiert dem Publikum die Bandbrete des Schaffens des neuen Balltt-Direktors Richard Siegal und seines “Ballett of Difference”. Eröffnet wird der Abend von Unitxt, das 2013 vom Bayerischen Staatsballett uraufgeführt wurde. Inspiriert von der Musik Alva Notos zeigt die Choreografie eine futuristische Gesellschaftsvision. Eine Uraufführung feiert an diesem Abend das Stück Lilac Time, eine Arbeit, in der Siegal zur Musik von Lorenzo Bianchi Hoesch und Benjamin Clementine ältere Choreografien an die Identität seines neuen Ensembles angepasst hat. Abgerundet wird die Vorstellung von Oval, einer Choreografie, die 2019 für das Staatsballett Berlin entstanden ist und die die Rolle des Körpers und seine Kommunikationsmöglichkeiten im digitalen Zeitalter erforscht. Auch hier stammt die Musik von Alva Noto.
Richard Siegal über seinen Karriere-Step Nürnberg: „Unser neuer Name ‚Staatstheater Nürnberg Ballet of Difference‘ steht sowohl für Erneuerung als auch für Verpflichtung – für die Kunstform, die wir schätzen, und für den Geist der Offenheit und Neugier, der unsere Gemeinschaft auszeichnet. ‚Difference‘ tragen wir nicht nur im Namen, sondern es ist auch unser Leitprinzip. Es lebt im internationalen Charakter unseres Ensembles, in der Vielfalt unserer künstlerischen Stimmen und im Dialog, den wir zwischen Tradition und Innovation schaffen.“

Noise Signal Silence Choreografien von Richard Siegal
Premiere: 15.11., 20 Uhr  >>
20251201 curt insta
20251201_da_Vinci
20251201_Pfuetze
20251106_LORENZMUSIK
20251001_ebl
20251201_schauspiel_erlangen
20251125_Retterspitz_Juniper
20250801_VAG_Heimstetten
20251201_Memorium
20251017_Kulturoptimisten_GENESIS
20251112_TH_Ingolstadt
20251201_Kaweco
20251201_BERG_Einhorn
20251201_Luminscene
No upcoming events found