... und das ist mein Adventskranz
Ich muss nicht jeden Tag ein Türchen öffnen, aber im Dezember brauch ich meine wöchentliche Zuckerration, meinen Weihnachtskitsch auf Leinwand. Und in diesem Jahr läuft das berauschend gut.
Rein in den optischen Cashmeremantel, rein ins warme Lichtspielhaus, am liebsten am Nachmittag, wenn wenige um mich rum krümeln und reden. Mein erstes Lichtlein brannte mit “Love, Rosie”:
Alex und Rosie sind jung, feste Freunde, aber im Grunde seit langer Zeit ineinander verliebt, während sie mit anderen Leuten Kinder zeugen oder komische Frauen bei sich einziehen lassen, damit sie nicht so alleine sind. Ungefähr 12 Jahre verfolgen wir Rosie und ihren smarten Buddy (Sam Claflin aus dem “Riot Club”). Das ist meist eine zu lange Zeitspanne, um überzeugend zu sein. Eigentlich muss man genau hinschauen, um uns zum Mitleiden zu bringen, aber Sam Claflin und Lily Collins glaub ich jedes Wort, jeden Blick. Es ist also doch so, dass aus Kindern von prominenten Musikern was werden kann: Nach Liv Tyler ist Lily die zweite.
Weiter geht es mit “Das Verschwinden der Eleanor Rigby: So schön das Finden ist, hier geht es ums Verlieren. Die gute Nachricht ist, das man dem wunderbaren James McAvoy samt William Hurt zusehen darf. Toll traurig. Was wirklich anstrengt: Der Film dauert zwei Stunden, das ist immer ein wenig zu lange.
Das dritte Licht brennt für den deutschen Rundumschlag “Alles ist Liebe”, da werden schon beim Titel keine Gefangenen gemacht, sondern gleich die Männer als mögliche Kunden weggeschossen. Ein Ensemblefilm aus allem, was wir so zu bieten haben im deutschen Kino. Schlimm war die Pause nicht, in der Nora Tschirner mal schnell Mama wurde und zwei Filme ausließ, die sie in einer romantischen Komödie gezeigt hätten. Nun ist sie wieder da, mit “Tatort”-Kollege Ulmen, mit Friedrich Mücke, meinem “Friendship”- und “Bocksprünge”-Schätzchen, Wotan Wilke-Möhring, der nie was falsch macht und den anderen, die zum Fest bemerken, dass sie zu wenig Liebe haben.
Mein viertes Kerzchen entzünde ich für “Serena”, das ist mal ganz großer Kitsch. Melodram mit komischen Frisuren. Wenn er vorbeireitet, seinen Namen sagt und anschließend “Ich finde, wir sollten heiraten”, weiß man, es ist Weihnachten. Jennifer Lawrence schlug Bradley Cooper für die Hauptrolle vor, die beiden waren in “Silver Linings” schon ein Liebespaar, so wie Leonardo DiCaprio und Kate Winslett, die auf der “Titanic” zusammen untergingen und dann von Sam Mendes noch mal in “Zeiten des Aufruhrs” geschickt wurden, übrigens ein sensationeller Film. Und wenn mir das alles nicht reicht, gibt es am Tag nach Weihnachten “Honig im Kopf”, nicht wegen Til Schweiger, aber wegen Dieter Hallervorden, der vermutlich auch einen Schuh zu Tränen rührt.
Eigentlich wollte ich eine Taschentuch-Skala machen, aber mit ein bisschen Mühe kann man bei allen vier Filmen heulen. Weggelassen habe ich allerdings Hugh Grant, der à la Matthias Schweighöfer mit “Wie schreibt man Liebe?” ein bisschen zu sehr auf der Stelle tritt.