Im Gespräch mit Schauspieler Stefan Willi Wang

MITTWOCH, 10. OKTOBER 2012



„Wer da?“ – mit diesem Ruf beginnt Shakespeares Drama Hamlet, das am 13. Oktober die neue Spielzeit im Schauspielhaus einläutet. Die Hauptrolle spielt der 35-jährige Stefan Willi Wang, der seit 2010 in Nürnberg lebt und arbeitet.

Wir haben uns mit ihm auf ein Heissgetränk im Café Regina getroffen und über seine Wahlheimat, die Schauspielerei und cross-kulturelle Träume geredet.

Wann hast du mit der Schauspielerei angefangen?
Ich hab auf jeden Fall erst ziemlich spät als Jugendlicher damit angefangen, ernsthaft darüber nachzudenken. Ich wusste, dass ich irgendwas machen will, wo ich mich zeigen kann.

Hast du es je bereut?
Der Rohdiamant, der man mal gewesen ist, wird durch die Arbeitsabläufe geschliffen. Aber man kann auch damit umgehen. Die jugendlichen Träume sind schon relativiert worden.

Was wäre denn dein jugendlicher Traum gewesen?
Man stellt sich hin, ist einer der Guten und dann holen einen die Leute von der Straße weg und man ist der Star. Egal, was Du machst und wie Du es machst, Du machst alles geil. Letzten Endes ist es verdammt harte Arbeit. Die, die Dir dann einen Job geben, die sind meistens satt und trocken. Die können sich einfach nur hinsetzten und daran partizipieren, dass Du unendlichen Bock hast und alles aus Dir rausholen willst.

Wie war dein Werdegang nach der Schauspielschule?
Ich hatte das Glück, gleich nach der Schule in Stuttgart ein Engagement in Kiel zu finden und mir das vier Jahre lang
anschauen zu können, was wirkliches, echtes Theater vor Ort ist. Ich habe mich gefragt, ob das alles ist, was zur Folge hatte, dass ich ein halbes Jahr in der Parkschleife rumstand. Ich war in Berlin und frei, was für mich eine eher komische
Erfahrung war. Ich war nicht mehr gewollt. Was ich auf keinen Fall machen wollte, waren Weihnachtsmärchen in Buxtehude oder Musical-Sommertheater. Also habe ich mich nach einem neuen Job umgesehen.

Letzten Endes bist du am Nürnberger Schauspielhaus gelandet... Wie lange bist du schon da?
Die neue Spielzeit ist meine dritte.

Wie war dein erster Eindruck von Nürnberg?
Franken hatte ich eigentlich keine Ahnung. Man kommt hier Das war auf jeden Fall ein riesiger Kulturschock. Weißt Du, in Berlin rennen so viele rum und machen einen auf wichtig, leben aber am Existenzminimum. Für mich hat sich Berlin nicht zu dieser viel zitierten, kreativen Metropole entwickelt. Von am Hauptbahnhof an, sieht diese freakigen Schaufenster und die Leute. Das ist erstmal ein Schlag ins Gesicht.

Wie hast du dann versucht, Nürnberg für dich zu entdecken?
Ich mach das immer so, das ich mir ‘ne Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufe, durch die Stadt fahre und gucke, was los ist. Die Dimensionen hier schienen mir schon ziemlich klein. Und ich bin in Bars und Clubs gegangen
und habe schon festgestellt, dass es da welche gibt, in die es sich lohnt, ein zweites Mal zu gehen. Zum Beispiel das K4, die Zwinger Bar, das Stereo oder die Regina. Das hatte und hat für mich einen ziemlich familiären Touch, in dem ich mich wohlfühle.

Du spielst die Hauptrolle bei Shakespeares „Hamlet“, das am 13. Oktober Premiere feiert. Ganz schön happig, oder?
Auf jeden Fall. Heute Abend muss ich noch zum Fechten, das ist körperlich ziemlich anstrengend. Das Stück ist ziemlich
klassisch inszeniert.

Inwiefern kannst du dich in die Rolle einbringen?
Hamlet ist wahnsinnig komplex und dadurch, dass es ein so populäres Stück ist, gibt es bereits viele Meinungen darüber.
Ich musste erstmal meinen eigenen, persönlichen Zugang finden. Hamlet ist eigentlich ein ganz moderner Typ, gar nicht so hochtrabend philosophisch. Man kann natürlich nicht all seine Facetten beleuchten, sondern ist mit der Situation auf der Bühne konfrontiert. Die muss für mich so real wie möglich sein. Ich stelle mich da ganz unprätentiös zur Verfügung.

Freust du dich darauf?
Auf jeden Fall. Es ist ein großer Schritt für mich, die Ehre zu haben, solch eine Rolle zu spielen. Jetzt, in der Phase der Endproben, sind meine Gefühle noch gemischt. Man will der Sache ja auch gerecht werden.

Gibt es Dinge, die du dir als Teil des Schauspielensembles mal vom deinem Theater wünschen würdest?
Wir sind direkt gegenüber vom Arbeitsamt. Wäre es nicht toll, den Hartz4-Empfängern eine Vorstellung für einen symbolischen Preis von 2,50 Euro zu schenken? Denen ist der Zugang zum kulturellen Leben kaum möglich. Das fände ich eine gute Aktion. Mal DJs ins Foyer zu holen oder Bands spielen zu lassen, wäre auch toll, um das Theater mehr ins kulturelle Zentrum zu rücken und sich der gesellschaftlichen Diskussion zum Thema nicht zu verschließen. Ich glaube, der Zuspruch innerhalb der Bevölkerung wäre da.

[dl]


Mehr zur neuen Spielzeit des Schauspielhauses findet Ihr auf Seite 84/85 im aktuellen Oktober-curt, dem Heft mit Theater, oder auf www.staatstheater-nuernberg.de.




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