Leider geil: Deichkind
Wenn am Donnerstag Deichkind in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen aufschlagen, darf man sich höchstwahrscheinlich einmal mehr auf einen derben Auftritt gefasst machen. Genau unser Ding - logisch, dass curt das präsentiert. Obendrein haben wir noch 10 Tickets für Euch in der Verlosung!
Nicht zu Unrecht also zieren Deichkind das aktuelle Cover unseres Heftes, denn mit den Burschen verbindet uns schließlich eine lange gehegte Freundschaft im Geiste. 2005 war das. Rakete - wer erinnert sich noch? Da gab es regelmäßig spitzen Livekonzerte. Zum Beispiel von Klee, als die noch super waren, und von King Khan & The Shrines, welche die Schnittmenge aus Voodoozauber mit einem Monster aus Retrofunk perfektionierten. Oder eben auch live on stage: Deichkind. Die hatten gerade ihr HipHop-Konzept über den Haufen geworfen und die Single „Electric Super Dance Band“ veröffentlicht, mit deren Electrobeats sie sich die alte Fangemeinde in Windeseile vergraulten. Die dachten alle, Deichkind spinnen.
... Unser Litti derweil war da ganz anderer Meinung. Am Tag des Konzertes hatte er am späten Vormittag seine letzte Prüfung absolviert und war im Anschluss direkt in die erste Kneipe stolziert. Jetzt war er ein ganzer curt! Circa 25 Biere später kam er dann in den Club - seelig, sturzbetrunken und überzeugt. Wie viele Leute außer ihm da waren, interessierte ihn nicht. Er wollte ein curt-Deichkind-Bastard sein und feierte sich vor der Bühne selbst. Tanzen nennt man das auch. Aber: Wie sollte man sich denn zu diesen Verrückten und ihrer Musik so bewegen, dass nicht alle anderen denken, man hätte einen an der Klatsche? Man könnte rückblickend aber auch sagen, unser Litti war dem Rest der Welt einfach mal einen Meilenstein voraus...
Dann kam "Remmidemmi"! Ein Jahr später belehrten Deichkind alle Nörgler, Zweifler, Lästermäuler und HipHop-Grabwächter eines Besseren. Ein weiteres Jahr danach sah unser Litti die Band wieder, auf dem schönen Weinturm Open Air in Bad Windsheim. Dort flog die Kuh amtlich und zuzüglich Hüpfburg, auf der sich diese verrückt geschminkten Typen in ihren schwarzen Müllsäcken durch die tobende Menge tragen ließen.
Das im Frühjahr 2009 aufgrund des Ablebens ihres Produzenten Sebi Hackert gesetzte Fragezeichen hinter der Fortsetzung der Karriere haben Kryptik Joe, Ferris Hilton, DJ Phono und Porky inzwischen durch mehrere deutliche Ausrufezeichen ersetzt. Auch und wegen Sebi. Ihr neues Album „Befehl von ganz unten“ ist der konsequente musikalische Schritt und trotzdem ganz Deichkind-typisch. Copy-Mentalität, karrieregeile Bürohengste, Smartphones oder die Modebranche durch den tanzenden Fleischwolf gezogen. Der Song „Die Rote Kiste“ am Schluss zeugt obendrauf von einer vielleicht nicht erwarteten Punk-Affinität. Aber was erwartet man schon von Deichkind? Alles und alles! Eben. Leider geil!
[Text: dl, Fotos: Nikolaus Brade]
DEICHKIND live. Am Donnerstag, 15. März ab 20 Uhr in der Heinrich-Lades-Halle, Erlangen. PRÄSENTIERT VON CURT.DE!