Wild und Egers: Der X-Mas-Special-Bücherstapel Teil 2
#Bücher, #Marian Wild, #Matthias Egersdörfer, #starfruit publications
Die besten Geschenke sind Bücher, die allerbesten Geschenke sind Bücher von Autor:innen aus der Region und die allerallerallerbesten Geschenke sind die Bücher von curt Autor:innen. Vom Egers und vom Wild zum Beispiel. Und hier geht’s zu Teil des Bücherstapels.
Marian Wild: Einhorn, Leder, Sternenstaub
Um den Disclaimer gleich mal voran zu stellen: Wir freuen uns immer und sind stolz wie Oskar, jedes Mal, wenn wir als Redaktion einen neuen Beweis dafür in die Hand kriegen, dass einige der Allerbesten der Region für curt arbeiten! Einer von ihnen heißt Marian Wild, betreut mit größter Fachkenntnis die Kunst in unserem Heft und schafft es parallel dazu auch noch selbst, ganz herausragende Sachbücher zu schreiben. How!?
Einhorn, Leder, Sternenstaub – Blicke ins Universum der Queerkultur ist das Ergebnis seiner Forschungsarbeit als erster Träger des Heinz-Neidel-Forschungsstipendiums. Die grundsätzliche Herangehensweise an die Arbeit ist aber uneitel und gemeinschaftsorientiert, denn: Das Buch versammelt Beiträge von Marian selbst und 25 Gast-Autor:innen, die sich alle mit den verschiedensten Aspekten dieser bunten Welt der Queerkultur beschäftigen, Schlüsselereignisse näher betrachten oder Protagonist:innen der Community vorstellen.
Erst durch diese Multiperspektive bekommt man die Chance, das ganze Universum der queeren Kultur aus unterschiedlichen Blíckwinkeln und durch utnerschiedliche Autor:innenbrillen zu betrachten und so vielleicht wirklich zu verstehen. Die rote Faden sind die Kunstwerke, teils von bekannten Namen wie Andy Warhol oder Man Ray, teils von Künstler:innen, die für viele Leser:innen Neuentdeckungen sein dürften. In diesen Geschichten aus der neueren Kunstgeschichte bildet sich, das wird schnell deutlich, das ganze Leben in seiner Buntheit, Wildheid und Schmerzhaftigkeit ab. Es geht um Fotografie und Malerei, aber auch um Krankheit und Glauben, um Biologie und Einhörner. Und es geht um ganz viele Menschen, die ihre Kunst machen mussten, mit aller Konsequenz, die ihren Lebensentwurf in die Öffentlichkeit getragen haben, die sich für Vielfalt und freie Entfaltung eingesetzt haben und dabei persönliche Risiken eingegangen sind. Die nachfolgenden Generationen danken es ihnen.
„Eigentlich“, so schreibt Marian es in seinem Vorwort, „ist es doch ganz einfach: Schaffen wir eine Welt, die allen erlaubt, so zu sein wie sie sind. Das umfasst im Übrigen auch heterosexuelle, weiße Cis-Männer und -Frauen, die jederzeit Verbündete der queeren Gemeinschaft werden können – wenn sie es sich nur selbst erlauben.“ Ein großes, ein wichtiges Buch. Gratulation, lieber Marian!
Einhorn, Leder, Sternenstaub
Bei starfruit publications, herausgegeben vom Institut für Moderne Kunst, aufwendig gestaltet von Karin Kolb,
488 Seiten mit 141 Farb- und 56 s/w-Abbildungen, 32 Euro
Matthias Egersdörfer: Langsam
Um den Disclaimer gleich mal voran zu stellen: Wir freuen uns immer und sind stolz wie Oskar, jedes Mal, wenn wir als Redaktion einen neuen Beweis dafür in die Hand kriegen, dass die allerbesten der Region ... usw, siehe Text oben. Beim Egersdörfer Matthias ist es ja mittlerweile so, dass man ihm reduzierend Unrecht tut, wenn man ihn nur als Kabarettisten, als Komiker, als Hofnarr für die bessere Gesellschaft abtut. Der Egers ist längst mindestens genauso viel Literat und beweist das nicht nur in jeder Ausgabe des curt mit einen kleinen Ausflügen in Begleitung des Herrn Jordan, sondern auch in gedruckter Buchform, siehe: Vorstadtprinz, Das Lachen des Grünspechts und nun: Langsam.
Dieser schmale Band versammelt, so heißt es, Kurzgeschichten. Es sind insgesamt 17 Stories, die der Egi hier zusammengestellt hat, in denen er vorrangig und ohne großes Versteckspiel hinter literarischen Kunstfiguren aus dem Alltag erzählt, vom Urlaub, aus dem Wirtshaus, von der Akademie, vom Trampen zwischen Hamburg, Lauf und Nürnberg und immer wieder vom zu früh verstorbenen Freund Moll. Der Stil ist eigenständig und bekannt: Der Egi schreibt weniger auf die Pointe und auch gar nicht so oft inklusive Ausraster, als das Fans der Figur aus dem Fernsehen vielleicht erwarten würden. Er erinnert, er mäandert, er schweift ab, er sucht und findet die Anekdoten im scheinbar Unspektakulären. Und warum? Weil er sich Zeit lässt. Allen voran ist Langsam nämlich keine Kurzgeschichtensammlung, sondern ein Plädoyer für den Bedacht: „Schlimm ist das Gerenne der Mitmenschen in den Straßen, das Rasen der Traktoren über die Felder, die Hochgeschwindigkeit, mit der die Nachrichten und Katastrophen blitzen und donnern“, schreibt der Egersdörfer in seinem Vorwort und weiter: „Ich bin eben von Grund auf langsam. Ich schneide Zwiebeln langsam, ich denke langsam und ich spreche in der Regel auch nicht besonders schnell. In dieser Langsamkeit habe ich auch die Texte dieses Buches geschrieben. […] Mit einer trägen Wucht stemme ich mich mit meinen Texten gegen die Schnelllebigkeit der Welt.“
Dass die Welt eine immer schnellere wird, schreiben wir Journalist:innen ja ständig ganz automatisch ohne es nachzuprüfen. Wahrscheinlich stimmt‘s auch und es tut deshalb sehr gut, dass sich einer so dagegenstemmt, mit leisen Tönen, mit kluger Selbstreflektion und freundlichen Anekdoten von der wilden Zeit. Dank der liebevollen Gestaltung mit filigranen Illustrationen von Timo Reger auch ein einfach schönes, wertiges Objekt. Gratulation, lieber Egi!
Langsam
ebenfalls starfruit publications, 148 Seiten mit 35 Illustrationen, 25 Euro
PS: Und wer sich jetzt nicht mehr traut, noch zu bestellen, weil das ja vielleicht nicht mehr rechtzeitig ankommt: Es git einen Haufen tolle Buchläden in Nürnberg, Fürth und der Region!
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