Nie wieder entartet: Die Wiederentdeckung jüdischer Operetten
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Als die Nazis die Macht an sich rissen, bedeutete das auch einen enormen Verlust an Intelligenz und Kreativität für Deutschland. Ein Beispiel, an dem sich das in besonderer Weise nachvollziehen lässt, ist die Operette. Nürnberg galt als Hochburg der Form, große Komponisten feierten hier Erfolge, allerdings nur bis 1933, denn viele von ihnen waren Juden oder hatten jüdische Wurzeln. Das Ensemble Oper Plus hat sich auf die Suche nach diesen vergessenen Werken gemacht und daraus ein neues Programm gerwonnen: Wo bleibt denn das Glück – Als die Operette jüdisch wurde feiert am 02. November Nürnbergpremiere.
Im vergangenen Jahr fasste das Ensemble Oper Plus einen Plan: Sich für die nächste große Produktion mit der Musikgeschichte des Gründungsortes auseinanderzusetzen, Nürnberg. 1933 markierte in vierlelei Hinsicht einen einschneidenden Wendepunkt, auch für das Publikum des Opernhauses: War man bislang gern und in Scharen in die Operetten von Kálmán, Lehár, Jessel und Abraham gegangen, galten diese Werke fortan als entartete Kunst.
Wie hat sich das Musikleben in der Stadt verändert, wer wurde noch gespielt, wer verboten? Mit diesen Fragen hat sich Oper Plus auseinandergesetzt. Der Nürnberger Kulturwissenschaftler, Dramaturg und Regisseur Michael Kerstan hat die Produktion dabei mit seinem Fachwissen unterstützt. Er konnte eine umfangreiche Liste der in Nürnberg gespielten Operetten jüdischer Komponisten liefern und bestärkte Ulrich Proschka, Bettina Ostermeier und Team darin, diese Werke nicht nur in musikalischer, sondern auch in biografischer Hinsicht zu erkunden.
Aus der Arbeit mit vielen alten Aufnahmen auf Schellackplatten kristallisierten sich zwei Dutzend Lieblingsnummern heraus, die in einen dramaturgischen Rahmen gebracht werden mussten. Bettina Ostermeier notierte diese Nummern teilweise nur nach Gehör und arrangierte sie für ein kleines Instrumentalensemble, das die Sänger:innen ergänzt. Es wird den typischen 20-Jahre-Musikkapellensound zum Leben erwecken. Im Programm stehen die bekannten, genannten Namen neben vergessenen Wiederenteckungen wie Eysler oder Jary. Als Gesamtes spiegel Wo bleibt denn das Glück die Gleichzeitigkeit großer Emotionen und erzählt von Heiterkeit und Traurigkeit, höherem Blödsinn und den Schicksalen der Komponisten.
Ein ambitoniertes Projekt ganz im Sinne des Grundgedankens von Oper Plus, klassische Musik neu zugänglich zu machen. Premiere ist am 17.10. in Höchstadt/Aisch, am 18.10. ist Wo beibt denn das Glück Teil der jüdischen Kulturwoche in Rothenburg. Am 02.11. kommt das Stück dann endlich nach Nürnberg ins Orpheum und kommendes Jahr in die Kongresshalle: Am 11.04. im Segment#16.
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Wo bleibt denn das Glück – Als die Operette jüdisch wurde
Dramaturgie und Zwischentexte: Ulrich Proschka
Musikgeschichtlicher Kontext und Repertoire: Michael Kerstan
Arrangement für Kammermusikensemble: Bettina Ostermeier
Sopran: Isabel Blechschmidt
Bariton: Jakob Kreß/Philipp Gaiser
Violine: Hela Schneider
Kontrabass: Justus Böhm
Perkussion: Aron Hantke
Klavier: Olena Vasylenko/Anna Körber
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