Musikfest ION 2025: Hast du heute schon den Frieden gesucht?

27. JUNI 2025 - 6. JULI 2025, NüRNBERG

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Das Musikfest ION hat sich mit einer gewissen sommerlichen Leichtigkeit und vor allem mit einem Genre-offenen Top-Programm in den letzten Jahren in die Herzen der Menschen hineinkonzertiert. Vom 27. Juni bis 6. Juli winkt schon wieder ein neuer Besucherrekord! Aber Leichtigkeit und große Namen sind bei weitem nicht alles. Thematisch geht es meist ums Ganze – und in die Tiefe. In diesem Jahr steht über den zum Teil schon lange ausverkauften Konzerten die Frage: „Wo ist Frieden?“ Zahlreiche Künstler:innen und Ensembles haben zu dem Thema und nur für Nürnberg exklusive, neue Programme entwickelt und sich damit auseinandergesetzt, was es heißt, 80 Jahre nach dem Kriegsende beim Musikfest ION aufzutreten.

Fragt man Moritz Puschke, den Intendanten des Musikfests ION, wie es zu dem Motto kam, dann wird der Blick nachdenklich und er erzählt von seinem Vater, einem friedensbewegten Pfarrer in Norddeutschland. „Der hatte in den 80er Jahren auf seinem Auto einen Aufkleber mit dem Spruch ‚Hast du heute schon dein Kind gelobt?‘ Als ich mit Oliver, unserem Dramaturgen, vor gut zwei Jahren über den Jahrgang 2025 nachgedacht habe, kam mir plötzlich dieser Aufkleber in den Sinn und ich notierte die Frage: ‚Hast du heute schon den Frieden gesucht?‘“ Daraus wurde dann das Jahresthema „Wo ist Frieden?“ 

Und wer Moritz kennengelernt hat, weiß dann auch, welche Energie er aus diesen Ideen ziehen kann. Im Kulturbüro der Stadt Nürnberg präsentierte er die Vorstellung, wie es wäre, wenn 2025 an vielen Stellen der Stadt 80 Jahre Kriegsende, aber eben auch 80 Jahre Frieden thematisch durchdrungen würden. Und er spricht dann voller Begeis-terung nicht nur vom eigenen „SingFrieden“ am 8. und 9. Mai mit über 200 Kindern, die dieses Friedensprojekt zweimal in der ausverkauften Lorenzkirche präsentierten. Er schwärmt vom Gedenkgottesdienst in 
St. Sebald, vom Programm der Symphoniker, vom Singalong auf der Straße der Menschenrechte oder vom Motto der Blauen Nacht. Das Musikfest ION als Hoffnungsmaschine und Impulsgeber für die Stadt – das ist sein Antrieb.
Und diese Energie spürt man auch im diesjährigen Programm. Das ist eine echt intensive Auseinandersetzung mit der Frage: „Wo ist Frieden?“ Zunächst sticht einem im Festivalflyer das Bild von John Lennon ins Auge. Das hätte man noch vor wenigen Jahren so auch nicht erwartet. An zwei Abenden gibt es, als Eigenproduktion des Festivals, „Imagine Peace“ in der Kulturkirche GoHo. Bei dem Line-up ist allerdings auch klar, dass die Konzerte schon wenige Tage nach dem Ticketstart ausverkauft waren. Die Rocklegende Inga Rumpf, der Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler und die Sängerin Catt teilen sich die Bühne mit Deutschlands bester Beatles-Kennerin Steffi Hempel und ihrer Band.

John Lennon, der Zweifler und Sinnsucher – dieses Thema findet seine Spiegelung in einem feinen Programm mit geistlichen Liedern des 
17. Jahrhunderts. Der Nürnberger Tenor Martin Platz, aus dem Staatstheater bestens bekannt, hat sich in diese Zeit voller Krieg, Leid und Sorgen hineingewühlt (Stichwort: Dreißigjähriger Krieg!) und herrliche musikalische Schätze zu Tage gefördert, die vor Hoffnung regelrecht funkeln. „Seelenfrieden“ ist der schöne Titel von seinem Konzert am 4. Juli, 20 Uhr in St. Martha.

In dieser tollen Location St. Martha mit der besonderen Atmosphäre kann man einen Tag später (05.07., 20 Uhr) erleben, wie lässiger Klavier-Jazz mit klassischer südindischer Musik zusammengeht. Das ist Frieden in seiner musikalisch-globalen Perspektive.

 
Mike Herting, bekannt als Pianist von Wolfgang Niedecken, begegnet in St. Martha Shashank Subramanyam (Bamboo Flute) und Pujenthan Sivagurunathan an der Khanjira (traditionelle Rahmentrommel). Klingt spannend? Der Curt-Kenner:innen-Tipp sagt: Sollte man erlebt haben.
Kein Musikfest ION ohne starke Stimmen. Aber das ist ja eh klar, bei dieser Aura und Akustik der Kirchenräume hier in der Stadt. Die Story zum Konzert vom Chorwerk Ruhr (30.06., 20 Uhr, St. Egidien) ist bemerkenswert. Mögliche Überschrift: Die Partitur des Friedens. Der französische Komponist Francis Poulenc (1899–1963) erhielt mitten im Zweiten Weltkrieg über geheime Kanäle der Résistance Gedichte seines Freundes Paul Éluard zugespielt: „Figure humaine" – das menschliche Antlitz. Poulenc machte daraus eines der bedeutendsten Chorwerke des 20. Jahrhunderts mit dem großen Schlusschor Liberté – Freiheit! Und mit einem Schlusston, der so hoch ist, dass es schon Richtung Fledermaus-Bereich geht! Am Tag der Befreiung von Paris 1945 hing Poulenc die Partitur schließlich aus seinem Fenster, um so den Frieden zu feiern. „Es ist ein Werk, dessen Intensität, Kraft und Schönheit mich einfach umhaut,“ sagt der Dirigent Florian Helgath. Er stellt mit dem Chorwerk Ruhr dieses monumentale Werk ins Zentrum des Konzerts. Das wird ein großer und intensiver Konzertabend mit einem der besten Chöre Europas, der nach seinem umjubelten Gastspiel 2023 erneut zum Musikfest ION kommt.

St. Egidien ist so etwas wie die Chor-Kirche geworden. Zumindest packt das Musikfest ION dort regelmäßig die vokale Weltklasse hin. Im Konzert des Leipziger Vokalensembles Amarcord (01.07., 20 Uhr) erklingt neben Friedenswerken verschiedenster Jahrhunderte sogar eine Uraufführung. Der norwegische Komponist und Bandoneonspieler Per Arne Glorvigen hat in seinem neuen Werk Texte zahlreicher Friedensnobelpreisträger:innen vertont, unter ihnen Mutter Teresa, der Dalai Lama, Martin Luther King jr., Carl von Ossietzky und Albert Einstein. Und natürlich steht bzw. sitzt der Norweger selbst mit auf der Bühne.

Und wer wissen will, wie stark, ergreifend und auch politisch engagiert die sogenannte Klassik sein kann, der sollte sich schnell noch ein Ticket für das Abschlusskonzert sichern. „A Child of Our Time“ heißt das Werk von Michael Tippett, das 1944 in London aufgeführt wurde. Die Bühne in St. Sebald am 6. Juli, 18 Uhr, wird voll. Solist:innen, der Chor des Bayerischen Rundfunks und das groß besetzte Münchner Rundfunkorchester müssen dort Platz finden. Die Leitung hat der jüngste Kapellmeister Deutschlands – Patrick Hahn. „A Child of Our Time“ ist inspiriert vom Attentat des jungen Juden Herschel Grynszpan 1938 auf den deutschen Botschaftssekretär Ernst vom Rath in Paris. Es ist eine Geschichte von Widerstand, Mut, Freiheit und Frieden. Also das richtige Werk auch für „our time.“

Ist alles gesagt? Vielleicht noch eine Beobachtung: Das Festival ist in den letzten Jahren spürbar weiblicher geworden. Das Team ist sowieso 50:50 besetzt. Auf der Bühne sind da dieses Jahr neben den erwähnten Sängerinnen bei der John-Lennon-Night auch die Organistin Anna Lapwood (mit Millionen Follower:innen im Netz), die Dirigentin Ingrid KaspEr beim Mitsingkonzert (05.07.) und Johanna Soller. Sie ist Dirigentin und Organistin in München und geht karrieremäßig gerade so richtig durch die Decke. Sie spielt eines der fünf Orgel-Mittagskonzert (30.06., 12:15 Uhr, St. Sebald). Beim Musikfest ION kann man solche Künstler:innen ganz nah und direkt erleben. Und am besten danach im Festivalcafé Die Maulbeere zusammen eine Suppe schlürfen oder mit Kuchen rumkrümeln und dabei über Musik und das Leben reden.

Und an dieser Stelle kommt dann wieder Moritz, der leidenschaftliche Festivalmacher ins Spiel. Denn Nähe, Teilhabe, gute Gefühle – das ist seine Sprache. Er beschreibt das Musikfest ION gern mal ganz knapp mit „Glück, Rausch, volles Haus.“ Oder er spricht von den Hashtags auf Instagram, die echt viel über die Philosophie des Musikfests erzählen: #insoffene #nahbeidir #vermehrtglück. Die Seele soll in Schwingung geraten. All das hat viel mit äußerem und innerem Frieden zu tun. Und an dieser Stelle machen wir es auch kurz und knackig. Hin da! Peace!

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74. Musikfest ION
27. Juni bis 6. Juli 2025
Infos zu allen Konzerten und Tickets unter www.musikfest-ion.de

curt ist stolzer Medienpartner. 




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