Über das gesamte Nürnberger Stadtgebiet verteilt gibt es wunderbare kleine Museen zu Spezialthemen, über die man noch nie in seinem Leben nachgedacht hat. Jedes Mal, wenn ich durch Zufall auf eines dieser Museen stoße, nehme ich mir vor, hinzugehen – und tue es dann doch nie. Deshalb war mein guter Vorsatz für 2025, einige dieser Kleinode zu besuchen. Von Maren Zimmermann.

Als erstes bin ich nun zum Laubenmuseum gefahren. Die Idee "mal schnell ins Museum" ging – zeitlich betrachtet – direkt deutlich schief. Aber der Reihe nach: In der Kleingartenanlage Karwendelstraße 30 steht das erste Laubenmuseum Deutschlands. Ausgestellt sind sieben Lauben aus der Zeit ab 1920, die aus anderen Anlagen gerettet und hier wiederaufgebaut und restauriert wurden. Liebevoll eingerichtet sind sie mit Haushaltsgegenständen und Gartengerät aus der Zeit ihrer Entstehung. Allerdings werde ich direkt darauf hingewiesen, dass Kleingärten damals reine Nutzgärten waren und die Lauben anders als heute nur dazu dienten, Geräte unterzustellen und sich vor schlechtem Wetter zu schützen. Die Inneneinrichtung ist also der Gestaltungsliebe der Betreiber zu verdanken. Die sieben Lauben hat man in der Tat in überschaubarer Zeit besichtigt. Aber nach der letzten Laube lese ich auf einem Stein den Artikel 24 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: "Jeder Mensch hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub."

In Verbindung mit Artikel 24 bekommt diese kleine Idylle direkt eine ganz andere Bedeutung. Und damit auch mein Blick auf die große Tafel, die in der Mitte der Lauben aufgebaut ist. Bei Kaffee, Kuchen (und diversen alkoholischen Getränken), sitzt eine gut gelaunte Gruppe. Klar, denke ich mir, Kleingartenbesitzer am Sonntagnachmittag. Aber weit gefehlt. Als ich gehen will, werde ich auf einen Kaffee eingeladen. Ich erkundige mich, ob sie alle hier Gärten in der Kolonie hätten. "Nein", ist die prompte Antwort, "die sitzen in ihrem eigenen Garten."

Die unfassbar gastfreundlichen Betreiber dieses kleinen zauberhaften Museums bieten also nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Laubenkultur, sondern allen, die Lust haben, sich bei schönem Wetter etwas länger aufzuhalten, gegen Spende Kaffee, Kuchen, Gespräche und Brettspiele.

Als ich über einer Stunde später gehe, weiß ich, wie es war, als die Gärten noch der Grundversorgung dienten und einem als Kind schon der Geruch des Kohls im Flur des Mietshauses die Lust am Essen vertrieben hat. Ich weiß, was Kleingärten für das ökologische Gleichgewicht tun können und dass ich auf dem Balkon Insekten zuliebe die Pflanzen über Winter in den Blumentöpfen lassen soll.

Außerdem bin ich ausgestattet mit verschiedenen Ideen, wie man Grünkohl lecker zubereiten kann, sowie mit mehreren Gläsern selbst gekochter Marmelade – und alles, obwohl ich den Zeitpunkt verpasst hatte zu erzählen, dass ich einen Artikel über das Museum schreiben möchte. Verabschiedet wurde ich mit dem Satz: Kommen sie wieder und empfehlen sie uns weiter. Was ich hiermit gerne tue! Aber stellt euch darauf ein, dass es länger dauern könnte als gedacht.

Und da wir hier über Kulturtipps reden: Ich habe mir fest vorgenommen, wenn ich das nächste Mal durch die Straße der Menschenrechte gehe, bei Dani Karavans wunderbarem Kunstwerk anzuhalten und zu schauen, über welche weiteren Menschenrechte ich bisher noch nie nachgedacht habe.

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LAUBENMUSEUM
Kleingartenanlage Karwendelstr. 30, Nürnberg-Langwasser
Geöffnet: 08.06. / 22.06 / 06.07. / 20.07. / 03.08. / 17.08. / 31.08. / 14.09. /
28.09. / 12.10. / 26.10. ... von 14–17 Uhr. Am 23.10. von 16–20 Uhr.
Sonderöffnung Stadtverführungen: 20. und 21. September

Maren Zimmermann
war von 2000 bis 2011 Dramaturgin am Staatstheater Nürnberg und ist seitdem in selber Funktion international unterwegs (Deutschland und Österreich). Als Autorin veröffentlichte sie bisher in den Bereichen Tanz, Schauspiel und Fußball.