Theobald O.J. Fuchs: The Making of Krimipreis

SONNTAG, 1. JUNI 2014



Unser Theobald schreibt ja zumeist die Nachberichte zu den Comedy-Veranstaltungen unseres Kolumnisten Herrn Egersdörfer - wir kennen und schätzen ihn! Nun hat er seine Qualitäten noch anderweitig manifestiert: mit einer Mordgeschichte. Lest hier, wie es dazu kam:

THE MAKING OF KRIMIPREIS

Früher wollten von mir alle immer nur das eine: billige Witze. Und wenn ich sie dann schrieb, die Glossen und Anekdoten und Satiren, sagten sie: ja, ja, schön und gut, aber zahlen tun wir nix. Dann wieder schrieb ich eine wunderbare Kolumne nach der anderen, bloß dann hieß es gleich: zu lang, zu kompliziert, zu schwierig, zu böse.

Deppenhaufen, dachte ich mir immer, alle vom selben Deppenhaufen gekugelt! Die haben doch keine Ahnung, diese Wurstattrappen! Nur: Was wollen die Leute denn eigentlich wirklich?

Diese Frage stellte ich schließlich meiner alten Mutter, als ich sie wie jedes Jahr an meinem Geburtstag besuchte. Sie sah auf von dem Buch, in dem sie gerade las, und sagte: „Was quasselst du? Ich hab Dir gerade nicht zugehört, weil ich in meinem Krimi hier an einer extrem spannenden Stelle angelangt bin ... und jetzt lass mich bitte in Ruhe.“ Da fielen mir doch gleich sämtliche Streusel vom Kuchen: Natürlich!, dachte ich, das ist es! Und ich schrieb schnell vor dem zweiten Gabelfrühstück einen kurzen Krimi. Bohnen und Speck waren noch nicht mal restlos in die Pfanne eingebrannt, da hatte ich den Text schon abgeschickt und eingereicht bei einem Wettbewerb. Und auch im Handumdrehen schon wieder vergessen.
Bis dann Monate später die E-Mail kam, dass ich mich gefälligst rasieren und waschen solle, mich halbwegs zivilisiert einkleiden und zum Stadttheater in Fürth kommen. Voll nervig, der totale Aufmarsch, eine echte Zumutung. CRIMINALE in der Metropolregion, sämtliche deutschsprachigen Krimiautoren der ganzen Welt waren da. Dazu die heißesten Buchhändlerinnen, atemberaubend eloquente Marketing-Miezen, Unmengen bizarrer Drinks, Schokoladeneis durch aufgerollte 10-Euro-Scheine direkt in die Nase, Verleger, die mit brennenden Druckfahnen jonglieren - voll die krasse Gala eben. Naja. Der Rest ist Geschichte: Sie verliehen mir den ersten Preis, fielen vor mir auf die Knie, überschütteten mich mit Gold und Diamanten. Der Adelstitel ist noch in der Post, kommt aber angeblich nächste Woche. Und mein Vater stand auf, während mir auf der Bühne der Papst die Hand schüttelte, deutete auf mich und rief: „Das ist mein Sohn!“

Klar. Von meinem alten Leben sind kaum noch Spuren übrig. Ich lebe jetzt in L.A., verbringe viel Zeit mit meinen beiden Swimming-Pools und der weltgrößten Sammlung von Nasenhaar-Mähmaschinen. Freilich werde ich Tag und Nacht von sogenannten „alten Freunden“ belästigt, die etwas von mir wollen. Geld oder einen Gefallen oder Text - was ja in meinem Fall praktisch alles dasselbe ist. Andere sind total scharf darauf, sich in meinem Ruhm zu sonnen. Die Schlimmsten aber sind die, die beides wollen. Wie zum Beispiel die Typen von dem Disko-Magazin hier.

Dabei passt es mir gerade überhaupt nicht in den Kram. Ich habe Dr. Hook & The Medicine Show gebucht, bzw. was davon übrig ist. Nur für mich alleine werden sie zwei Tage durchspielen, im pinkfarbenen Salon. Ein Wiederauferstehungskonzert also.

Hell yeah!
Das wird geil!


Theobald Fuchs, „Der Tote im Wehr“.
Verlag: Ars Vivendi, in der „Tatort Franken No. 5“-Anthologie.

curt verlost 10 druckfrische Exemplare. Wie und wo ... ganz bald HIER.




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