Andis Katerfrühstück_9 - Opernball, Ulf, Fluchtbock, Gänsekotsauger

MONTAG, 16. SEPTEMBER 2019



Der curtblick auf die Woche vom 09. bis 15.09.2019

Vielleicht wäre man im Nachhinein dann doch gerne dabei gewesen, einfach weil es bestimmt so herrlich absurd ist und man da als Mann aus dem Volk und curt-Stinker so herrlich fehl am Platz wäre. Es war wieder Opernball im Opernhaus, dagegen kann man erstmal gar nix sagen, weil schließlich für einen guten Zweck und so.
Aber andererseits doch. Allein weil sich der Opernball so komisch bemüht ein Opernball zu sein, aber andererseits auch wieder daran scheitert. Klar gibt’s dann was Schickes mit Rote Beete zu essen, aber auch, Nürnbergseufz, Bratwurst. Okay. Und klar, gibt es bei so einem Glitzer-Schicki-Ding geladene Prominenz, aber da stößt Nürnberg halt doch an seine Grenzen. Und ausgerechnet die Schirmherren Maly und Söder sagten gar ab. Erneut! Zum Glück gibt’s, das hatten wir hier ja schonmal thematisiert, das Reality-TV als Produktions-Maschine von Gästen für genau solche Anlässe. Die Zweitplatzierte beim Bachelor, Evanthia Benetatou durfte also auch auf den roten Teppich. Man stelle sich die Sektglaskonversation mit Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, vor. 

Es ist wahr, dass man sich an diesem zweiten Septemberwochenende auch anderweitig amüsieren konnte. Zum einen beim kostenfreien Opernball-Fest vor der Oper. Ab und zu warfen die Opernballgäste sogar ein Amuse-Gueule aus dem Fenster. Zudem war ja auch ganz normale Altstadtfest mit Umzug und Pferden und so und Grafflmarkt in Fürth und natürlich, curt war in mehrfacher Hinsicht vor Ort: ulf – das Unabhängige Lesereihen Festival. Schon stark, dass das alles so möglich ist, dass da 25 Lesereihen anrücken und über 100 AutorInnen mitbringen und dass der Z-Bau es ermöglicht, dass von allen Künsten ausgerechnet die Literatur ihn ein langes Wochenende lang bespielen darf. Das ist bei Veranstaltungen dieser Art ja immer das Ziel, der Anspruch: Einen Beweis anzutreten und Überzeugungsarbeit zu leisten, zu zeigen, was geht, damit Literaturveranstaltungen ein bisschen ihren Schnarchcharme verlieren. Das sollte mit Sportgeräten, Late-Night-Show, Spiel und Spaß und Party und guten Texten doch wohl gelungen sein. Chapeau.  

Derweil, und ja, endlich geht’s wieder um Tiere, machte sich in Steinbach bei Cadolzburg ein Schafbock auf Wanderschaft. Am Donnerstag gingen bei der Polizei erste Meldungen bezüglich des flüchtigen Tiers ein. Am Sonntag befand er sich nach wie vor in Freiheit. Von einem Besitzer des Bocks fehlt jede Spur. Die Polizei fühlt sich außerstande seinem Treiben ein Ende zu setzen. Wer der verängstigten Landbevölkerung nun selbst heldenhaft zur Seite stehen und das Tier einfangen will, sei gewarnt: Schafe rennen – so sagt’s das Internet – angeblich bis zu 50 km/h schnell. Er soll ruhig rennen, meine Meinung, über saftige Wiesen im Raum Cadolzburg und frei und ungestört die schönen Spätsommertage genießen.
Ähnlich machen es ja auch die Gänse. Ja, es muss sein, es geht wieder um die Gänse vom Wöhrder See. Wir erinnern uns: Das mit Abschießen, das war nix, wollen wir nicht weiter drüber reden. Der Stadtjäger muss anderswo ansitzen. Der ganze Fall produziert aber dennoch viele neue, wunderschöne Jobbeschreibungen. So ließ die Stadt zur Brutzeit beispielsweise den Gänsen die Eier klauen, vom städtischen Gänseeierdieb. Das, sowie das Anbieten von Ausweichflächen durch den Gänseausweichflächenanbieter, hätten die Gänsekotbeschmutzung der Söderbucht schon deutlich reduziert, das sei den Daten des Gänsehaufenzählers zu entnehmen.
Um die Liegewiese nun nachhaltig sauber zu halten, kommt ab sofort ein Gerät zum Einsatz, das auf den schönen Namen Gänsekotsauger hört. Zur Bedienung brauchts da natürlich einen städtischen Gänsekotsaugerfahrer. Aber Achtung, Etikettenschwindel: Wie die Kollegin von der NN erfuhr, handelt es sich beim Gänsekotsauger eigentlich um einen Pferdeäpfelsauger. Ob man da theoretisch umschulen kann vom Pferdeäpfelsaugerfahrer zum… Okay, es reicht, es ist ein ernstes Thema.    

Eine schöne Nachricht noch aus Würzburg: Welcher Nachtschwärmer, der an Durst leidet oder an der Abwesenheit von Zigaretten in der Brusttasche oder am Hunger auf eine Naschtüte mit sauren Zungen oder klebrigen Schlümpfen, kennt nicht die ewig gleiche Klage: Ach, wenns hier doch nur einen Späti gäbe. Wie in Berlin. Die Klage wird stets hoffnungslos geäußert, denn man weiß ja, wo man ist, in Bayern, wo ein solcher Kiosk dann strengem Ladenschlussgesetz niemals seine Türen öffnen wird. Denkt man! Der Würzburger Anis Ben Hamouda betreibt derweil genau so einen, geöffnet bis 24 Uhr. Möglich ist das, weil Hamouda eigentlich ein Café eröffnet hat, dessen inhaltliche Aufmachung sich dann aber mit der Zeit den Kundenwünschen angepasst hat. Es gibt sogar Pommes. Traum. Und vielleicht Inspiriation für die nächste Person, die in Nürnberg was aufmachen will. Es muss kein Café sein, im klassischen Sinne.

In dem Sinne, es kann weitergehen,
Euer Andi


 




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