Kino

MONTAG, 6. MAI 2013



Man versucht es ganz gerne totzuschweigen, dieses unangenehme Thema. Es geht ganz viel um Einsamkeit in diesem Monat. Mal gut, dass wir unsere Arbeit haben, so als Alibi. Claudia empfiehlt Kinozeugs!

Der Tag wird kommen (02.05.)
Anarchie und Unsinn ist der Film über Not. Not ist Punk: Trinken, rülpsen, Bierdose wegwerfen. Das ist sein Tag, wenn er sich nicht am Einkaufszentrum herumtreibt. Der Alt-Punk weiß genau, wo die Überwachungskameras im Supermarkt stehen. Zum Leidwesen seines spießigen Bruders. Der trägt Anzug, verkauft Matratzen. Sie treffen sich höchstens bei ihrem Vater, den sie mit ihren Geschichten belästigen. Als Jean-Pierre gefeuert wird, wechselt der brave Bruder die Seite,
treibt sich mit Not auf dem Parkplatz herum und ärgert Frauen beim Einkauf. Mit einer unbedingt sehenswerten Schnorrer- Idee, die ich gern mal ausprobieren würde.[Casablanca]




Invasion (02.05.)
Burghart Klaußner ist einsam. Er ist doppelt so alt wie unser Love Alien auf der nächsten Seite. Als seine Frau stirbt, ist das riesige Haus so leer, dass es hallt. Schön, mal wieder Besuch zu haben. Von einer entfernten Freundin seiner Frau und deren erwachsenem Sohn. Sie trinken sich durch die Nacht und weil‘s bei Muttern so eng ist, zieht der Bub bald mit seiner Frau beim traurigen Witwer ein. Es wird spooky. Kann es sein, dass sich die tiefgründigen Herrschaften irgendwie, sagen wir mal, breit machen? Und erwähnte ich schon, dass sich bald Konstantin, der Freund der Dame, dazugesellt? Im Anschluss wird‘s dreckig. [Kommkino]




Frohes Schaffen (02.05.)
Ringelpietz. Unten links heißt der Freund Konstantin, hier der Regisseur. Und der will uns was mit auf den Weg geben zum Thema „Wer bist du eigentlich?“ Es ist einen Gedanken wert, dass wir früher drei Stunden gearbeitet haben und gut war‘s. Sagt ein Herr, der studiert hat, in dieser Doku, die sich fast nur durch Interviews pflügt. Ist aber interessant, weil keiner mehr darüber nachdenkt, warum er morgens aufsteht. Ist halt so. Wir atmen, wir arbeiten. Du nicht? Dann schau Dir den Film an, damit es nicht bald so ist. Ich geb zu, dass ich mich vom Untertitel „Film zur Senkung der Arbeitsmoral“ ködern ließ. Hab‘s aber nicht bereut. [Casablanca]




Broken Circle (02.05.)
Es wurde echt Zeit, dass mal wieder ein Film in die Kinos kommt mit Leuten, die man cool finden kann. Die Tätowiererin Elise und der Musiker Didier führen eine Beziehung. Ähnlich wie bei „Blue Valentine“, meinem Lieblingsfilm 2011, verfolgen wir sie über eine längere Zeit – und es geht ihnen gut. Bis ihre Tochter Krebs bekommt und nichts anschlägt. Der Regisseur springt wild durch die Zeiten, vom Anfang ihrer Liebe zum Verzweifeln über die Diagnosen. Wenn Begriffe wie „Käpt‘n Chemo“ fallen, um der Kleinen was vorzugaukeln, drückt das Herz – und wenn man nach vier Minuten das erste Mal heult, ist ein Film gut. [Metropolis]




Wenzel Storch Werkschau (18.-20.05.)
Kaum sind die B-Movies mit ihren wohlklingenden Titeln aus dem Kommkino raus, kommt Wenzel „Freak“ Storch, um an drei Abenden seine Werke zu präsentieren. Er ist der Mann, der Belas wunderschönes Video zu „Altes Arschloch Liebe“ drehte. Früh hatte er einen Hang zum Skurrilen und fiel öfter auf in dem Dorf, wo er lebte. In seinen Filmen verliert man schnell mal den Faden, kann aber problemlos wieder einsteigen, wenn Sätze fallen wie „Nun wollen wir dem Gott der Kehle ein Bier opfern“ oder „Oleander rülpst und es riecht sofort nach Spekulatius“, wobei Oleander nicht die Pflanze ist, sondern der Hauptdarsteller vom 20 Jahre alten „Sommer der Liebe“. [Kommkino]








11 Freundinnen (23.05.)
Eigentlich reihen die Frauen um Natze Angerer im Schlaf Erfolg an Erfolg. Doch wir erinnern uns dunkel, dass es 2011 bei der WM im eigenen Land nicht so geklappt hat. Die Regisseurin von „Full Metal Village“ hat sich mit den Spielerinnen getroffen, bevor es los ging und keiner ahnte, dass Japan ein Stolperstein werden könnte. Wir dürfen ins Schlafzimmer lugen, sind bei Fotosessions dabei. Klar wird, wie wenig die weiblichen Kicker im Gegensatz zu ihren medial erfahrenen Kollegen funktionieren. Sie sind wie erstarrt durch das Interesse. Das sieht man. Was fehlt, sind ein paar mehr Infos, und auch eine Erklärung, warum Dreh- und Angelpunkt Birgit Prinz so ausgespart wurde oder werden musste. [Cinecitta]




Love Alien (16.05.)
Der Filmemacher heißt Wolfram, hat einen gar nicht mal stylischen Bart und erzählt – zum Beispiel in der Badewanne – von sich selbst, von den Abenden, die am schlimmsten sind. Denn je später es wird, umso klarer wird ihm, dass er auch heute alleine ins Bett geht. Und dass er wahrscheinlich auch zu seinem nächsten Geburtstag ein Augustiner vorm Computer aufmacht. Party of one. Wolfram Huke ist ein wenig pummelig, aber das kann doch nicht der Grund sein. Zumindest nicht allein. Er meldet sich bei einem großen Single-Abzockerportal an und geht nebenbei zu einer Psychologin. Denn Ziel – und Inhalt – dieses Films ist Nachdenken, warum es nicht klappt. Wolfram hatte noch nie eine Freundin.
Eigentlich wollte er nur Material sammeln und über andere berichten. Die Idee, sich selbst zu porträtieren, kam ihm erst später, weil ihm und seinen Freunden auffiel, dass er ganz schön betroffen ist. Er ist ein Love Alien und überzeugt, dass er nicht der Einzige ist. Und so entstand zwischen seinem 29. und 30. Geburtstag diese Doku. Mehr Ich-Perspektive geht nicht. W. steht komplett ohne Hose da, nicht nur wenn er in die Dusche huscht und selbst mit der Kamera dabei ist. Er erzählt von früher und heute ... Die halbe Kinowelt handelt davon, Einen/Eine abzubekommen. Aber in dieser Offenheit hat sich noch niemand an dieses Thema gewagt. Hammertolles Ding. [Casablanca]




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Filmhaus Kino
Königsstraße 93, Nürnberg, www.kunstkulturquartier.de

Cinecitta
Gewerbemuseumsplatz 3, Nürnberg, www.cinecitta.de

Metropolis
Stresemannplatz 8, Nürnberg, www.cinecitta.de

Casablanca
Brosamerstraße 12, Nürnberg, www.casablanca-nuernberg.de

Meistersingerhalle
Münchener Straße 21, Nürnberg, www.meistersingerhalle.nuernberg.de

Meisengeige
Am Laufer Schlagturm 9, Nürnberg, www.meisengeige.de


[curt]




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