Vom Klüpfel Open Air und mehr...

DIENSTAG, 19. JULI 2011



Am 22. & 23. Juli geht das traditionsreiche Klüpfel Open Air in seine 11. Runde. Wir saßen im Vorfeld mit der Erzieherin und Mitverantwortlichen Sabine Yapi zusammen und beleuchten für Euch im Folgendenden sowohl das Festival, als auch den Wandel des Klüpfel in den letzten Jahren.

Wer bist du und was machst du?
Ich bin die Sabine Yapi und arbeite seit mittlerweile 10 Jahren als Erzieherin mit dem Schwerpunkt Musikförderung im Klüpfel. Zu meinen Aufgaben gehört auch die Organisation und die Umsetzung des Klüpfel Open Airs.

Was hat sich im Vergleich zu früher, wo das Klüpfel mit seinen Dienstagskonzerten ein nationales Renommee auch im Clubkontext hatte, verändert?
Früher war das Klüpfel auch als Musikclub bekannt. Es fanden sogar Partys bei uns statt. Im Zuge einer Umstrukturierung fand die Rückführung zur klassischen Kinder- und Jugendarbeit statt. Eine Frage, die man sich damals stellte, war, ob Agenturbands in einem Kinder- und Jugendhaus gefördert werden müssen, oder ob es da andere Locations gibt, wo sie einen besseren Spielplatz haben. Zum Beispiel die Musikzentrale. Einen Musikschwerpunkt haben wir nach wie vor, aber der liegt ganz gezielt auf jungen Bands.

Ihr wollt diese jungen Bands also ins Gesamtkonzept Klüpfel integrieren?

Es ist schon so, dass wir drauf achten, dass die Bands jung sind. Dabei müssen sie nicht unbedingt aus dem regionalen Umfeld kommen. Wir wollen durchaus auch überregionale Bands fördern. Im Falle eines Bandaustausches hat die Band aus Nürnberg dann ja auch was davon... Ne Tourband, die gerade nen „Offday“ hat, hat aber auch ne Chance bei unserem Tuesday Club (Anmerkung der Redaktion: Dienstagskonzertreihe, die jede Woche im Klüpfel stattfindet).

Damit wollt ihr euch einem breiteren Publikum öffnen...
Klar. Im Idealfall zieht so eine Band Leute, die sich unsere jungen Bands auch anschauen. Das ist natürlich ein schwieriger Spagat, aber wir versuchen so, unser Stammpublikum zu vergrößern.

Habt ihr ein Stammpublikum?
Durchaus, aber sein Kommen hängt sehr davon ab, welche Band spielt, welches Genre dargeboten wird und welche Leute die Band mitbringt. Es ist kein Vergleich zu dem, wie es früher war, wo sowohl zur Newcomerreihe montags als auch zur Konzertreihe dienstags teilweise 200 Leute da waren, wovon viele Stammgäste waren.

Man könnte da natürlich auch anfangen davon zu reden, ob die Generationen, mit denen ihr arbeitet, eine andere Sichtweise zur Livemusik haben und ob man sie mit einem konstanten Angebot überhaupt erreicht...
Da ist schon auf jeden Fall was dran. Ich glaube auch, dass das Angebot heute viel umfangreicher ist. Ich kenne das Klüpfel ja schon ewig, habe sogar selbst in einer Band gespielt, lange bevor ich hier das Arbeiten angefangen habe. Früher hieß es halt „im Klüpfel musst du gespielt haben und den Zuschauerrekord brechen“. Da gab es noch den Fünfeckturm, bei dem du wusstest, dass du dein ganzes Equipment hoch schleppen musst, und die Luise und das war es so ungefähr. Mittlerweise machen ja viel mehr Kinder- und Jungendhäuser Newcomer-Reihen. Das Lux steigt ja sogar voll in dieses Konzert-Ding ein.

In welcher Band hast du gespielt?
Das Fenster zum Hof.

Gibt es da keine Revival-Gedanken?
Die anderen machen schon noch Musik miteinander. Ich war vier Jahre dabei. Mit Beginn meiner Ausbildung wurde es mir aber zuviel.

Habt ihr eigentlich noch Anwohnerprobleme mit dem Klüpfel? Früher war das ja eine Zeit lang massiv...
Nein, es gab in letzter Zeit keinerlei Beschwerden. Wir vermuten, dass der Anwohner, der sich damals immer wieder beschwert hat, weggezogen ist oder nicht mehr lebt. Außerdem gibt es ja seit einiger Zeit das B-Quadrat nebenan - das war auch für uns nicht so schlecht.

Wie stehst du grundsätzlich zu der ganzen, dieser Tage auch medial heiß gekochten, Anwohnergeschichte, vom zwischenzeitlichen Verbot des Boulespielens in der Rosenau bis zur Einschränkung für Clubs oder Bars?
Ich finde das ganz, ganz traurig - gerade diese Geschichte mit dem Boulespiel im Rosenaupark. Wenn so was gerichtlich verboten wird, muss man sich irgendwann schon fragen, ob man auf einem Kinderspielplatz überhaupt noch laut sein darf. Andererseits gibt es auch Fälle, wo die Belastung für die Anwohner sicherlich sehr hoch ist, weil einfach wahnsinnig viel Publikum da ist. In Verbindung mit dem Rauchverbot müssen die Leute ja jetzt raus, in Verbindung mit Alkohol sind sie dann einfach etwas lustiger und lauter. Das kann dann schon ein extremer Lärmpegel sein.

Also verstehst du die Anwohner auch?
Auf jeden Fall. Allerdings versteh ich´s in Gebieten wie Gostenhof oder der direkten Innenstadt nicht. Wenn ich meine Ruhe haben will, gibt es genug Orte zum hinziehen. Wenn ich irgendwo hinziehe, muss ich mir halt auch die Entwicklung anschauen und vielleicht auch einen Kompromiss für mich finden.

Bogen zum Klüpfel Open Air: Inwiefern spielt das Konzertgeschehen das Jahr über eine Rolle im Bandbooking für das Open Air?
Wir versuchen auf jeden Fall, uns die jungen Bands raus zu picken, bei denen wir denken, da könnte was gehen. Punch & Nerves zu Beispiel habe ich hier beim Tuesday Club entdeckt, jetzt spielen sie auf dem Open Air. Ich mag ihre Freude daran, ihre Musik zum Publikum zu transportieren.

Den ersten Festivaltag (Freitag) widmet ihr seit dem letzten Jahr der härteren Gangart. Wie ist es dazu gekommen?

Wir haben festgestellt, dass es im Nachwuchsbereich ganz viele Metal-, Screamo-, und Hardcorebands gibt. Wenn die im Klüpfel spielen, ist das meistens relativ gut besucht. Für diese Sparte gibt es in Nürnberg nicht besonders viel. Letztes Jahr hat dann eine Band den Newcomerwettbewerb in der Luise gewonnen und das war für uns eine Art Initialzündung. Wir haben dann gesagt, wir probieren es einfach mal. Das Wetter war dann leider katastrophal und wir mussten rein verlegen. Das war sehr chaotisch. Aber es waren 350 Leute da. Schon ein erfolgreicher Start unter diesen Umständen. In diesem Jahr wollten wir das fortsetzten. Weil wir uns in diesen Genres nicht so auskennen, haben wir uns jemanden mit ins Boot geholt, der sich da auskennt.

Kannst du selbst was mit Metal oder Screamo anfangen?

Manche Sachen mag ich schon, vor allem dann, wenn noch eine Melodie zu erkennen ist. Im Grunde meines Herzens würde ich von mir behaupten, die „klassische“ Rockerbraut zu sein, die auch mal was Härteres hört. Tanzbar und melodiös muss es aber sein. Wenn es dann zu brachial wird, gefällt es mir persönlich dann nicht mehr. Aber ich habe wirklich unheimlich nette Erfahrungen mit den Leuten gemacht. Die sind super und mir taugt es auf jeden Fall, da zu sein, wenn die spielen.

Samstag ist dann der gemischte Tag...
Ja, da spielen unter anderem eben Punch & Nerves, das Super Dance Orchester, Tale of Golden Keys und The Audience. Wir versuchen da, junge Bands mit etablierten Künstlern auf die Bühne zu stellen. Zum Beispiel spielt der „Schools Out Of Bound“ Gewinner Stoned Mumbling mit. Das ist eine ganz junge Band mit vielen Fans, auf die ich mich sehr freue.

Auf wen freust du dich am Meisten?
Ganz arg freu ich mich auf Punch & Nerves und am allermeisten freue ich mich auf The Audience. Deren Gitarrist Sebbi hat ja hier Zivildienst gemacht. Ist sicherlich alles Geschmacksache im Leben, aber die bringen für mich alles mit, was ein Headliner braucht: nen wahnsinns Sänger, Tanzen vom Anfang bis zum Ende - auch dann, wenn man eigentlich nicht mehr kann... da freu ich mich drauf.

Was wünschst du dir für die Zukunft im Klüpfel?
Ich würde mir schon wünschen, dass das Klüpfel als Liveclub noch interessanter in der Breite wird. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass eine Band mit einem Durchschnittsalter von 50 hier spielt. Aber eine Mischung aus jungen Bands und Bands, die nicht mehr so ganz in das „Jugendalter“ passen, aber einfach gut sind, fände ich toll, um den Tuesday Club bekannter zu machen.

KLÜPFEL OPEN AIR. AM 22. JULI (AB 18 UHR) & AM 23. JULI (AB 14 UHR) NEBEN DEM KLÜPFEL IN DER LEITZSTRASSE. EINTRITT FREI.


Interview: David Lodhi

Alle Infos zum Klüpfel und zum Festival findet ihr auf www.kluepfel.de.




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