Polyform statt Uniform

MONTAG, 11. AUGUST 2008



Um mit dem aus Erlangen und Kulmbach stammenden Trio "Dadajugend Polyform" ein Interview zu führen gibt es derzeit einige gute Gründe.

Zum einen haben die Jungs mit ihrer „Sellout“ eine EP hingelegt, die nicht nur von der Intro - 2007 wurde man hier sogar unter die besten Livebands gewählt - gelobt wurde. Zum andern gibt es sie nicht zuletzt dank ihrer neuen Booking Agentur Amadis (u.a. Plemo, Bernd Begemann, Beangrowers, der Tante Renate) künftig im ganzen Land live live zu sehen. Das nächste Gastspiel in der "Fränkischen" findet kommenden Donnerstag im Club Stereo statt. Eine gute Gelegenheit, das angelernte und bei einigen gemeinsamen Bieren auf diversen Veranstaltungen bis zur beinahe exakten Kenntlichkeit vertiefte Wissen bei Kaffee und ohne Kuchen auf einen unfassbar aktuellen Stand der Dinge zu bringen.

Hallo „Dadajugend“, klar habt ihr die Frage schon öfter gehört, aber noch mal für uns:
Wie fing das denn an mit euch, und vor allem auch wie seid Ihr auf den Namen gekommen?
Los ging das alles damals 2005 in Kulmbach, von wo wir ja auch ursprünglich herkommen. Es gab damals zwar eine große Musikszene dort, aber alles war mehr Punk und Nu-Metal orientiert. Dann haben wir angefangen, am PC erste Lieder zu schreiben und dazu verschieden Leute diverser Bands eingeladen. Weil wir textlich dabei den Dadaisten gefolgt sind, nach dem Motto der Reim ist tot es lebe der Reim, haben wir uns Dadajugend getauft. Anfangs haben sich dann klassische Textzeilen von uns so angehört:
„Beweg die Basis, weg von Bild! und Ton
werft König Axel heute noch vom Sockel“
Das "polyform" kam als Gegensatz zum "uniform" noch hinzu. Aber mittlerweile hat das Ganze mehr eine Vor- und Nachnamen Dynamik entwickelt.

Wie ging es dann musikalisch weiter bei euch?
2005 haben wir unsere erste CD aufgenommen, nicht mal vier Wochen später hat das erste Label angeklopft. Das lustige dabei ist, dass es ein Kulmbacher Label war namens „Auf die Plätze! Tonträger“, das wir vorher als Kulmbacher nicht mal kannten. Und jetzt teilen wir uns das Label mit Bands wie „Charlotte“ und „Top Trash Pot“.
Seit 2006 haben wir endlich einen vernünftigen Proberaum, konnten dadurch verstärkt mit Gitarre arbeiten und so auch unsere Songstrukturen weiterentwickeln. Dann haben wir bei „Auf die Plätze! Tonträger“ unsere „Sellout“-EP veröffentlicht. Da unser Label in der Zwischenzeit von „Samsonido“ übernommen wurde, ist unsere EP in die ganzen Online-Portale rein gekommen, und hat viel positive Kritik bekommen, die auch unseren Bekanntheitsgrad gesteigert hat.
Zwischenzeitlich, nachdem wir Ewigkeiten vergeblich einen geeigneten Sänger und Drummer gesucht haben, entschieden wir uns, selbst zu singen und als neues Bandmitglied einen Roland Sp 404 aufzunehmen. Das waren dann auch die letzten Schritte zum live spielen.

Stichwort Live: Wie habt ihr es geschafft in der Intro unter die besten Livebands 2007 gewählt zu werden und wie kann man sich euch auf der Bühne vorstellen?
Live unterscheiden sich unsere Songs vor allem dadurch, dass wir Sie härter und tanzflächenorientierter als auf CD spielen. Wir sind zu dritt auf der Bühne. Holger spielt Gitarre und schreit. Enno und ich (Sebastian) sind Hauptsänger und Hintergrundgesang abwechselnd, wer von uns gerade zweite Stimme singt, steht dabei hinterm Synthie und spielt. Im Hintergrund rumpelt unser Roland als Schlagzeugersatz vor sich hin. Dass wir unter die besten Livebands gewählt wurden, hat uns aber ehrlich gesagt selbst etwas überrascht, vor allem weil wir zu dem damaligen Zeitpunkt eine doch sehr überschaubare Anzahl an Live-Sets gespielt hatten.

Wie kam es denn zum Kontakt mit eurer neuen Booking Agentur?
Wir haben in Berlin im Rahmen der „Gold Lion Party“ im Magnet Club gespielt. Auf dem Konzert hat sich wohl einer von Amadis aufgehalten, uns anscheinend für gut empfunden und wir wurden gesignt.

Was sind die Aussichten für die Zukunft, gibt es ein Ziel das Ihr erreichen wollt?
Grundsätzlich haben wir keinen „Buisnessplan“ für die Band. Bis jetzt sind wir in alles mehr so reingerutscht mit Label, Booking Agentur und so, ohne Klinkenputzen müssen. Wir freuen uns über alles was sich ergibt. Am Wochenende irgendwo hinfahren und spielen können ist schön, aber wir müssen nicht auf Teufel komm raus alles erreichen und uns für irgendwas verbiegen.
Was jetzt Anfang Herbst rauskommen wird ist eine Remix-Vinyl. Hier hat sich der ein oder andere Bekannte aus Nürnberg, Berlin, Hamburg, Köln oder München über unsere Spuren gemacht. Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse, die ersten Remixe sind zurück und sehr viel versprechend.

Textlich ist ja der Dadaismus nicht mehr so rauszuhören bei euch. Warum ?
Es ist auf Dauer sehr schwierig ohne Reime und mit längeren Silben zu singen. Da hat sich der Text auch etwas an die Eingängigkeit anpassen müssen. Überhaupt verändern sich die Texte: waren sie anfangs eher politisch angesetzt, schlagen sie jetzt mehr eine kryptische, persönliche Richtung ein.

Zum Beispiel.
In der weiter oben genannten Textzeile, steht: „weg von Bild!“ also der Bild-Zeitung, mit „Axel“ ist dabei Axel Springer gemeint, also ein Statement gegen die Axel Springer AG und den dahinter stehenden Medienkonzern.
Dagegen handelt das Stück „Quarter Life“ auf der „Sellout“ von der Hälfte der Midlife Crisis, also nicht der um die 50, wenn man die Hälfte seines Lebens rum hat, sondern von der nach dem ersten „Lebensviertel“ so um die 22-28, wenn man grad aus Studium, Schule oder Ausbildung in die regelmäßige Arbeitswelt geschmissen wird, und man sich vielleicht mit den nächsten 40 Jahren mit dem gleichen Job abfinden muss.

Was macht Ihr sonst noch außer Dadajugend Polyform?
Sehn kann man uns wenn wir auflegen, der Holger in diversen Locations in Oberfranken, den Sebastian beim Kommodore Klub in Nürnberg. Enno sitzt am liebsten daheim und bastelt an Stundenlangen verfrickelten Electrosongs.

Ok, letzte Frage, was hört die Dadajugend im Tourbus?
Zur Zeit: Ziemlich breit - denn die Geschmäcker sind vielschichtig - von „Nathan Fake“ über "Ladytron" bis hin zu "The Rakes" oder "The View".

Vielen Dank.

P.S: Unter www.dadajungend.de gibt’s übrigens zwei Songs kostenlos zum runterladen, Videos und vieles mehr. Auf www.myspace.com/dadajugend gibt es noch Gästelistenplätze für das Konzert im Stereo zu gewinnen.
P.P.S: In unserer aktuellen Curt-Sommerausgabe gibt es ein wunderschönes
Dadajugend-t-shirt /top/button Gewinnspiel.

(ap)




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