Theaterwegweiser im Juli/August

DONNERSTAG, 4. JULI 2019



Die Ur-Beatles im Markgrafentheater, die Spider Murphy Gang in Fürth und Abschied der Geschwister Pfister vom Nürnberger Opernhaus – die letzten Wochen der Saison bringen neben viel Song-Nostalgie vor allem noch einmal die Chance, verpasste Theater-Höhepunkte  kurz vor Torschluss nachzuholen.

ALEXAS SCHWESTER LÄSST DIE MÄNNER TRÄUMEN UND ROSIE MACHT WIEDER MAL SKANDAL IM SPERRBEZIRK

Ganz so golden strahlend wie das bei Pressekonferenzen gern dargestellt wird, sind die künstlerischen Bilanzen der großen Theater denn doch selten. Das Schönfärben gehört zum System, welches entspannte Debatten über Irrwege (ohne die Kunst niemals möglich wäre) einfach nicht eingeplant hat. Wie bei der vorigen Intendanz bei solch gegebenem Anlass halbamtlich aus dem Mund der Kulturreferentin der staunenden Öffentlichkeit mal allen Ernstes mitgeteilt wurde, Nürnbergs Oper errege sogar in New York Aufsehen (es handelte sich bei näherer Betrachtung um den Online-Eintrag eines einzelnen Touristen), berichtete die aktuelle Analyse der eben endenden Start-Saison des neuen Teams von überwältigenden Erfolgen ohne Unterlass. Muss man ebenso wenig pauschal glauben wie Leserbrief-Attacken, die daraufhin in der Tageszeitung erschienen. Beispielsweise die Ermahnung einer seit mehr als 40 Jahren abonnierten Theaterfreundin, die in Jens-Daniel Herzogs Opernhaus-Spielplan der nächsten Spielzeit lauter völlig unbekannte Stücke entdeckte. Verdis „Don Carlos“ und Bernsteins „West Side Story“ stehen da an der Spitze des Angebots. Was mich wiederum daran erinnert, dass der damalige Generalmusikdirektor Philippe Auguin für den Luitpoldhain-Sommer einst mit viel Ehrgeiz und Geschick eine Sinfonie von Gustav Mahler einstudierte und danach in der gleichen Leserbriefspalte die bittere Klage lesen konnte, hier würden zum Leidwesen der am Rasen lagernden Picknick-Hörer nur Stücke und Komponisten aufgeführt, die „kein Mensch kennt“. Egal, Streitpunkte sind manchmal bis ins Absurde hinein belebend – und jetzt ist gleich Kehraus für 2018/2019, da sollte man vor allem überlegen, welche der vielen „letzten Vorstellungen“ man doch schnell noch sehen wollte oder sollte.


STAATSTHEATER NÜRNBERG

PREMIERENFRISCH
Kaum war Premierenfeier, schon wieder sind wir knapp vor dem Abschied: Wolfgang Rihms fulminante Kammeroper JAKOB LENZ von 1978, die kurz nach der Uraufführung hier erstmals im kleinen Format auf der Probebühne zu bestaunen war, als gewagtes Experiment auf großer Szene. Mehr als sechs Aufführungen traut man sich und dem Publikum jedoch auch 40 Jahre später nicht zu. Ein Sturm-und-Drang-Dichter, der in die Schizophrenie gleitet und bei dieser Loslösung von der Realität „innere Bühnen“ zur Entfaltung baut. Das Stück zählt zu den größten internationalen Dauererfolgen des zeitgenössischen Musiktheaters, weil der emotional ansprechende Klang ohne Neutöner-Attitüde direkt auf den Zuhörer wirkt. Georg Büchner schrieb seinen Text als blutjunger Autor, Rihm war grade 25 als er ihn vertonte. Die Produktion ist auch ein Nürnberg-Comeback von Regisseur Tilman Knabe, der hier vor zwei Jahrzehnten als junges Provokationstalent die Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ mit dem Weltkarriere-Start von Marlis Petersen als Zerbinetta inszenierte. Er zeigt in seiner Interpretation, die Büchner und dessen literarischen Helden Lenz zu einer Figur verschmelzen lässt, den Beginn einer Auflehnung gegen die herrschende Gesellschaft, die sich gegen jegliche Außenseiter abschottet. Jakob Lenz ist in diesem Gegenentwurf zur literaturhistorischen Fokussierung ein obdachloser Zeitgenosse, der in den Häuserschluchten einer wolkenkratzenden Millionenstadt verzweifelt um die bessere Zukunft ringt. Motto: „Krank ist nicht der Mensch, sondern die Welt“. Realistisch durchdacht vom wandelbaren Szenenbild (desolate Sehnsuchts-Adressen wie Rotlicht-Milieu, Kunsum-Kiosk und Fernweh-Reisebüro) bis in die Kostüme, die Gegenwart signalisieren, aber auch Metapher gegen gesellschaftliche Kälte sein können. In der dominierenden Titelrolle tritt, zu Probenbeginn für den langfristig angekündigten Jochen Kupfer eingesprungen, als Gast der Bariton Hans Gröning an. Er hat die anspruchsvolle Partie bereits in Kopenhagen, Brüssel, Rotterdam und Paris gesungen. Es dirigiert der vielseitige Guido Johannes Rumstadt.
Aufführungen: Nur noch am 4., 8., 17. Juli im Opernhaus.

LETZTER AUFRUF IM OPERNHAUS
Wirklich durchschlagend war der Erfolg mit dem Musical nach Spielbergs Kino-Hit CATCH ME IF YOU CAN nicht, eher gekonnt abgespulte Routine. Der Abschied an vier Terminen (2., 13., 16., 20. Juli) wird also kaum tiefere Spuren hinterlassen, kann aber passend zur Sommerstimmung einen harmlos heiteren Abend bieten. +++ Für Paul Abrahams Revue-Operette BALL IM SAVOY war die Begeisterung bei der Premiere und ist die Trauer bei der Dernière weit größer. Vor allem, weil die wunderbaren Geschwister Pfister, die der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung nicht die Spur einer Chance ließen (Christoph Marti auf Stöckelschuhen, Andreja Schneider mit Bart, Tobias Bonn mit voller Schmetter-Kehle), samt ihrer besonderen Entertainment-Vitalität den Spielplan und die Stadt verlassen. Sie haben die leichte Muse nicht in die Jux-Ecke geschubst, sondern herzhaft umarmt (nur noch 1. und 5. Juli). Zu ihren nächsten Berliner Projekten zählt neben „Mord im Orient-Express“ mit Katharina Thalbach als Hercule Poirot auch eine Hommage an das Schnulzen-Duo Cindy und Bert, was wiederum die denkbare Heimkehr der Pfisters in die Tafelhalle ins Spiel bringt. +++ Ein Puccini pro Saison reicht, also muss MADAMA BUTTERFLY nach den Juli-Vorstellungen den Platz räumen, damit demnächst die derzeit ruhende Produktion von LA BOHÈME wiederbelebt werden kann. Die usbekische Sopranistin Barno Ismatullaeva und die Texanerin Emily Newton alternieren in der Titelpartie der fernöstlichen Harakiri-Elegie. Der polnische Tenor Tadeusz Szlenkier trompetet wacker den treulosen US-Offizier Pinkerton. Am Pult lenkt Kapellmeister Guido Johannes Rumstadt die äußerlich beherrschte, tief innerlich tobende Gemütslage. Nur noch zwei letzte Chancen (6. und 18. Juli) für die intellektuell unterkühlte Schmachtfetzen-Inszenierung der sonst vorrangig Schauspiel inszenierenden Tina Lanik. +++ Kein Platz für Richard Wagner in der Planung der nächsten Saison. Auch der eben erst mit produktiver Irritation quittierte LOHENGRIN wählt nach zwei letzten Anläufen zu Brautmarsch und -gemach (7. und 14. Juli) beim nächsten Schwan die Rückfahrkarte. Diesmal siegt ja das Böse, denn mit Hokuspokus-Hilfe des im Original gar nicht auftretenden und deshalb ganz auf Pantomime angewiesenen Papa Parzival übernimmt statt des erwarteten Erlösers am Ende der (ohnehin am besten singende) Schuft Sangmin Lee alias Telramund von der Totenbahre auferstehend das Regiment. Da hat sich das Premierenpublikum ganz schön erschrocken, aber es darf ja auch gelacht werden – und die detailverliebten Fiktion-Design-Kostüme sind die helle Freude für alle Fans von Asterix und Game of Thrones. Für die Hauptrolle tritt der nächste Saison nicht mehr im Ensemble auftauchende Kanadier Eric Laporte an. Er singt souverän und spielt nach Vorschrift. Die Philharmonie garantiert besten Wagner-Sound, und wenn GMD Joana Mallwitz mit Brittens War Requiem in der Meistersingerhalle beschäftigt ist, dirigiert – na wer schon – Kapellmeister Professor Guido Johannes Rumstadt.

PREMIERENFRISCH
Aus dem Fantasy-Nachlass von E.T.A. Hoffmann lag DER SANDMANN immer weit vorne im Trend der mutwillig abgedunkelten Dark-Dichtung. Die gespenstische Novelle aus dem „Schauerroman“-Zyklus von 1816 gehört zu den bedeutendsten Werken des vielseitigen Künstlers, nicht nur mit besonderem Appetit von Jaques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ geschluckt, auch bis in die jüngste Vergangenheit als Stoff für Musical, Film, Schauspiel, Ballett und Popkultur einschließlich Rabiat-Rock von Rammstein ausgewertet. Schauerliche Poesie, die den kleinen Nathanael bis ins Liebesleben verfolgt: Die beruhigende Bürgertochter Clara und der erregend puppige Automat Olimpia umschlingen ihn konkurrierend. Letztere ist in der Nürnberger Neuproduktion der jungen Regisseurin Clara Weyde die mechanische Schwester der Internet-Begleiterin Alexa, also was zum An- oder Ausknipsen. Fürs große Schaudern reicht das wie an einer Wäscheleine schaukelnde Bildertheater aus Szenen-Kompositionen nicht, für den kleinen Aha-Effekt durchaus.
Auführungen: 4., 6., 19. Juli im Schauspielhaus.

LETZTER AUFRUF IM SCHAUSPIELHAUS
Viel Blut und wenig Handlung in Shakespeares MACBETH, wie er in Nürnberg als brüchiger Ausschnitt in Endlosschleife des Machtmissbrauchs vorgeführt wird. Variationen zum Thema bis zum Abwinken. Eher Verkleinerung als Vertiefung des bestens bekannten Stoffs (noch 12. und 21. Juli). +++ Man muss Tschechows Seelenkomödie DIE MÖWE gewiss nicht weinerlich oder gar wie einen Balanceakt am Rand zum Suizid interpretieren, aber die Entscheidung zur Grimasse als Dauerzustand, wie das die zwischen München und Berlin renommierte Regisseurin Anne Lenk für Nürnberg arrangierte, bleibt denn doch zu sehr auf süffisanter Komik-Distanz (nur noch 16. Juli). +++ Die Opernlegende nach dem Ende ihrer Superstarkarriere beim mühseligen Bau der eigenen Fassade. Das Stück MEISTERKLASSE, das „die Callas“ als Auslaufmodell eines Jahrhundertereignisses während einer imaginären Unterrichtsstunde mit jungen Sängern als Edel-Gouvernante mit verkniffen verinnerlichten Kunstgeboten vorführt, ist im bereits zweiten Nürnberger Durchlauf (wir waren schon von Jutta Richter-Haaser beeindruckt) auch mit Annette Büschelberger als Charakterstudie gut angekommen, obwohl die lahmende Inszenierung nicht viel Halt zu bieten hat (nur noch 11. Juli).

DAUERLÄUFER
Wo im Kino „Der Mann der vom Himmel fiel“ knapp 40 Jahre zuvor endete, setzte Dramatiker Enda Walsh zusammen mit Film-Hauptdarsteller David Bowie kurz vor dessen Tod für dieses einzige Musical des ansonsten als Sänger, Schauspieler und Stil-Ikone vermarkteten Stars entlang an 17 alten und nachgeschobenen Songs an: LAZARUS. Außerirdischer auf Erdenbesuch, Alien als Nachbar, Welt im Umbruch. Schwer durchschaubar bis ans Ende, aber wohlklingend bis ins nebulöse Raunen. In Nürnberg findet man sich in einer Airport-Abfertigungshalle mit der unheimlichen Wechselwirkung zwischen Kathedrale und Geisterbahn wieder. Regisseur Tilo Nest inszenierte ein düsteres Videoclip-Oratorium, in dem die singenden Schauspieler mit Sascha Tuxhorn an der Spitze erfrischend individuellen Bowie-Interpretationsstil pflegen. Am 2., 7., 9., 13., 20. Juli. +++ Auf inhaltliche Wendungen kommt es bei der im Pointen-Schleudern sehr britischen KOMÖDIE MIT BANKÜBERFALL ebenso wenig an wie auf den Verbraucherschutz gegen würgend kalauernde Dialoge. Es wird übermütig dahingejuxt, was man nervend oder lustig finden kann. Die Quote an der Abendkasse ist jedenfalls gut, der Nonsens-Regisseur Christian Brey darf nächste Saison neben einer weiteren Haudrauf-Comedy mit Elvis-Imitator und  Drag Queen auch nebenan eine (übrigens britische) Operette inszenieren. Für  5. Juli gilt die Einladung zum Schenkelpatschen der ersten Runde nochmal, ab 8. Oktober dann wieder. +++ Eigentlich wollte der legendäre Münchner Theatermacher Dieter Dorn (83) für sein spätes Nürnberger Debüt gerne Becketts gedankenreiches Sandkastenspiel „Glückliche Tage“ mit dem seltener aufgeführten Grotesken-Einakter HERZLICHES BEILEID von Georges Feydeau kombinieren. Becketts allzeit strenge Erben untersagten die originelle Idee, man konzentrierte sich zwangsläufig auf den giftigen Spaß des französischen Komödianten und lässt in dieser Klamauk-Kleinkunst einen Hauch von Beckett-Absurdität ahnen. Legitim, denn der „Godot“-Schöpfer war, im Gegensatz zu seinen Erben, ein Feydeau-Verehrer. Ulrike Arnold, Thomas Nunner, Yascha Finn Nolting und Süheyla Ünlü treffen sich zum nächtlichen Disput am Bett, wo die Botschaft vom plötzlichen Tod der Schwiegermutter in Schadenfreudentänze mündet. „Ein kleines Juwel ringt um Fassung“ stand über der Kritik. Die Hommage an die Banalität am 8., 10., 17., 18., 23. Juli.

„HAUSTRONAUT“ IN DEN KAMMERSPIELEN
Der als Leasing-Dichter ohne Verfallsdatum engagierte Hausautor Philipp Löhle, der sich selbstironisch „Haustronaut“ nennt, schickte nach dem Erfolg der Baumwollflöckchen-Weltreise DAS DING von den Ruhrfestspielen 2012 mit Nürnberger Wiederaufbereitung 2018 sein neues Stück mit demselben Regisseur auf gleicher Bühne los. Er ist damit am Staatstheater der einzige Autor mit zwei kompletten Produktionen im Spielplan. Und wird nächste Saison, wenn die Uraufführung der Satire „Andi Europäer“ dazu kommt, mit drei Titeln nebeneinander einen neuen Rekord aufstellen. +++ Jan Philipp Gloger inszenierte Löhles Uraufführung AM RAND (EIN PROTOKOLL) mit stabilisierenden Einfällen. Es geht um ein fiktives Grenz-Dorf, das mit seinen Problemchen zum Modellfall für die Weltlage ernannt wird. Ein pelziger Troll trifft Kinder im Wald, ein „staatenloses Wildschwein“ trampelt die zivilisatorische Ordnung nieder, offene Haustüren und Fahrradschlösser sorgen für Anarchie.  Randhausen ist aus den Fugen, außer Rand und Band eher nicht.
Aufführungen: Das Ding am 11., 17., 18. Juli. +++ Am Rand am 13., 20. Juli. In den Kammerspielen.

ERSTE OPERNHAUS-PREMIEREN DER NEUEN SAISON   
Giuseppe Verdis DON CARLOS (ML: Joana Mallwitz, Regie: Jens-Daniel Herzog ab 29. September) +++ Leonard Bernsteins WEST SIDE STORY (ML: Lutz de Veer, Regie/Choreografie: Melissa King ab 24. Oktober) +++ Francesco Cavallis LA CALISTO (ML: Wolfgang Katschner, Regie: Jens-Daniel Herzog ab 23. November) +++ Tanztheater-Doppelschlag mit Uraufführungen nach Strawinskys LE SACRE (Choreografie Goyo Montero) und PETRUSCHKA (Choreografie Douglas Lee), ML: Joana Mallwitz ab 21. Dezember.

ERSTE SCHAUSPIELPREMIEREN DER NEUEN SAISON   
Roland Schimmelpfennigs Bearbeitung der „Bakchen“ des Euripides unter dem Titel DIE BESESSENEN (Regie: Jan Philipp Gloger ab 28. September) +++ Henrik Ibsens NORA (Nürnberg-Debüt von Regisseur und Bühnenbildner Andreas Kriegenburg ab 2. November) +++ Uraufführung DAS AUTOMATENZEITALTER nach dem einzigen Roman des 1891 in Nürnberg geborenen Ludwig Friedrich Dexheimer, der sich Ri Tokko nannte (Regie: Kieran Joel ab 21. November) +++ Peter Handkes KASPAR (Regie: Jan Philipp Gloger ab 30. November).

STAATSTHEATER NÜRNBERG
Richard-Wagner-Platz 2-10, Nbg.
staatstheater-nuernberg.de


GOSTNER HOFTHEATER

WANDERTHEATER
Noch eine kleine Zugabe-Serie entlang an den imaginären Windmühlen von Gostenhof. In der mobilen Produktion being DON QUIJOTE? nehmen drei Schauspieler und ein Musiker das trittfeste Publikum mit zum literarischen Spaziergang über Straßen, durch Hinterhöfe bis in Kirchenbänke. Der spanische Cervantes-Klassiker von 1605 als Basismaterial bzw. Treibstoff für den kleinen Wandertag mit Start und Ziel in der Austraße. Thomas Witte, Tammo Winkler und Barbara Seifert marschieren als Protagonisten-Trio aus dem Roman mit Rollwägelchen voraus, Robert Oschatz sorgt für Musik.
Termine: 4., 5., 6. Juli am Gostner Hoftheater.

PREMIERE
Das für absurden Humor mit scharfem Schliff bekannte Theater Dreamteam, seit 1998 als regionales Bühnenprojekt für Menschen mit und ohne Behinderung präsent, begibt sich wieder „auf die Suche nach dem verlorenen Witz“ und mischt diesmal sogar bei der Diskussion um die Nürnberger Bewerbung als „Kulturhauptstadt Europas“ mit. In der schon im Titel vor Spott triefenden Stückentwicklung NÜRNBERG FIRST – IN DER TRUHE LIEGT DIE KRAFT werden Spezial-Archäologen beauftragt, um im Sinne der kommunalen Imageverbesserung neben der Bratwurst und Albrecht Dürer weitere Alleinstellungsmerkmale von europäischem Format auszugraben. Eine Truhe mit unheimlichen Inhalten (Pferdeapfel, Lachsack, Hasenpfote) lässt die forschen Forscher erbeben – und die Zuschauer sicher auch ein wenig. „Jeder Franke muss dieses Stück gesehen haben“, sagen die Erfinder des selben nach kichernder Betrachtung ihres eigenen Textbuchs. Ob da die Plätze im Hubertussaal reichen?
Premiere: 12. Juli. Weitere Vorstellungen 13. und 14. Juli im Hubertussaal Gibitzenhof, Dianastraße.

START IN DIE NEUE SAISON
Das Gostner Hoftheater wird 40 Jahre alt, wühlte in den Abenteuer-Chroniken der eigenen Geschichte, streuselt Anekdoten nach Langzeitgedächtnisstütze drüber und feiert mit einer maßgeschneiderten Revue: DIE 40TY EVER YOUNG GOSTNER SHOW von Christine Mertens und Rebecca Kirchmann ab 20.09.

GOSTNER HOFTHEATER
Austr. 70, Nürnberg
gostner.de


TAFELHALLE / KATHARINENRUINE

GLUCKWERKSTATT
Die Internationalen Gluck-Festspiele haben sich wieder neu aufgestellt. Nach der Ablösung vom Opernhaus (dort war diesmal nur noch Platz für das Eröffnungskonzert) und der Berufung von Rainer Mennicken als künstlerischem Leiter ist das 2005 offensichtlich überambitioniert gestartete Festival im Geist des Musiktheater-Reformers aus der Oberpfalz inzwischen auf den Boden der Kulturrealität verpflanzt worden. Gastspiele großer Modell-Inszenierungen sind leider nicht mehr finanzierbar, aber die Verteilung der vorrangig konzertanten Veranstaltungen auf mehrere Orte zwischen Bayreuth, Erlangen und Neumarkt mischt die Karten nochmal, und Nürnberg ist mit der Tafelhalle als stilistisch offener „Gluckwerkstatt“ zentral dabei. Dort, bzw. in der Katharinenruine, wird noch bis 13. Juli  das theatralische Zwischenfach der Rezitation mit Musik und die große Show gepflegt, während die Nürnberger Pocket Opera Company zur Wurzelbehandlung nach Berching eilt, um nahe an Glucks Geburtsstätte am 13. und 14. Juli eine „Landpartie“ mit „Orpheus & Eurydike“ anzuzetteln.

IM NÜRNBERGER GLUCK-PROGRAMM   
Die Musiksparte des Theater Pfütze mit GESUCHT. IPHIGENIE (2. Juli, Tafelhalle) +++ RITTER GLUCK revisited, ein Fantasiestück nach E.T.A. Hoffmann mit Dominique Horwitz und Norbert Nagel (am 6. Juli in der Tafelhalle). +++ Literarisch-musikalischer Abend EURYDIKE & ORPHEUS mit Elke Wollmann und Béatrice Kahl (am 4. Juli in der Tafelhalle) +++ Inszenierte Lesung mit Arien der Barockzeit in DIE NACHTIGALL DES ZAREN mit dem Händelfestspiele-Orchester Halle/Saale (5. Juli Tafelhalle). +++ Die elektronische Tanz-Opern-Nacht DON JUAN TECHNO CLUB in St. Katharina (11., 12., 13. Juli).

KATHARINENRUINE
Aus dem Spielplan-Bestand der Tafelhalle kommt Eva Borrmanns Projekt PLAN MEE, das der Verbindung zwischen Orten und Erinnerungen spielerisch näher rücken will. „Kollektives Gedächtnis“ lautet das Schlagwort für DAS ERBE, eine Aufführung mit internationalem Ensemble aus fünf Tänzer*innen und acht Kindern, das nach der Entstehung in der Tafelhalle im Herbst 2018 nun unter freiem Himmel weitermacht.
Termine: 19., 20., 21. Juli in St. Katharina.

TAFELHALLE, Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg. tafelhalle.de
ST. KATHARINA, Am Katharinenkloster 6, Nbg.


THEATER ERLANGEN

GASTSPIEL
Ringo Starr ist natürlich nicht dabei, aber Pete Best und „der fünfte Beatle“ Stuart Sutcliffe treten in BACKBEAT – DIE BEATLES IN HAMBURG auf, ganz so wie es die Chronik überliefert. Als „Love Me Do“ und „Twist And Shout“ entstanden und der britische Sound beim Ausflug ins Hanseatische 1960 einer größeren Öffentlichkeit auffiel, waren John Lennon, Paul McCartney und George Harrison schon dominierend im Team. Das Schauspiel mit Livemusik bedient sich an Biografie und dazu passender Hitparade. Das kann eigentlich nicht schiefgehen.
Termin: Nur am 2. Juli im Markgrafentheater

PREMIERENFRISCH
Als „ein Scherbengericht“ ist Kleists unverwüstliches klassisches Lustspiel DER ZERBROCHNE KRUG in der Erlanger Neuinszenierung von Intendantin Katja Ott angekündigt. Wie der korrupte Dorfrichter Adam die eigenen Verfehlungen vertuschen und seinen Prozess nach Gewohnheitsrecht „bauernschlau“ manipulieren will. Ein zertrümmerter Krug, eine blutige Schürfwunde, viele Ausreden – und der zweifelhafte Sieg des Guten durch den Eingriff „von oben“. Man kann die Bruchstellen in Keramik, Moral und Rechtsprechung aus nächster Nähe betrachten, denn das sprachlich unvermindert reizvolle Komödienkunstwerk wird mit nachgerücktem Publikum wie eine intime Verhandlung auf der Hinterbühne gespielt. Ralph Jung gibt den Adam, der die Eve nicht verführen kann. Mit der Floskel „Dem Amte wohlbekannt“ schraubt er an der Wahrheit, bis es knirscht.
Aufführungen: 5. bis 7. Juli und 14., 15. Juli im Markgrafentheater.

WEITER IM SPIELPLAN
Livetheater als Kinosimulation, Aufführungsrealität in der Fake-Dramatik von Dreharbeiten. Für die Inszenierung von Orwells FARM DER TIERE, dieser klassenkämpferischen Fabel mit der unvergesslichen Zeichentrick-Umsetzung, versucht die Erlanger Regie von Klaus Gehre eine  eigene Version von Live-Film-Inszenierung. Die Tiere, die gegen die ständige Ausbeutung durch Menschen eine Rebellion wagen, haben nichts mit „Bambi“-Niedlichkeit zu tun. Schweine sind hier besonders klug, und der theoretische Menschheitstraum von der besseren Welt rückt dem Kampfslogan „Alle Tiere sind gleich“ samt der angewachsenen Pervertierung „…aber manche sind gleicher“ sehr nah. +++ Ein Mann, der einfach nichts mehr tun will, lädt in tätiger Entwicklungshilfe zur Teilhabe von der Faulheit über den Müßiggang zur Langeweile. MACHT NICHTS  ist Titel und Philosophie, und das Loblied auf die Kreativität des Stillhaltens gibt dem Zuschauer manche Anregung zur Entspannung.
Termine: Farm der Tiere am 10., 11. Juli im Markgrafentheater  +++ Macht nichts am 12., 13. Juli im Theater in der Garage.

ERSTE PREMIERE DER NEUEN SAISON
Song-Dramatik um BOMBEN-HITS´ 68 – Revolte, Rausch und Liedertausch. UA am 27.09. im Markgrafentheater. +++ WELCHE WENDE? – Stückentwicklung zu 30 Jahre Mauerfall. UA am 7. November im Theater in der Garage.

THEATER ERLANGEN
Theaterplatz 2, Erlangen
theater-erlangen.de


THEATER FÜRTH

GASTSPIEL
Eigentlich denkt man bei dieser Operette eher an Silvester, aber Pausen-Champagner sprudelt bekanntlich auch im Juli: DIE FLEDERMAUS von Johann Strauß füllt die traditionelle Spaßmacher-Planstelle des Fürther Theaters kurz vor den Ferien dreivierteltaktvoll, und nachdem die diesbezüglich bestens bekannten Stamm-Ensembles aus Dresden und Leipzig offenbar kein gutes Angebot machen konnten, springen die Städtischen Bühnen Chemnitz gutnachbarschaftlich mit der Empfehlung „Trinke, Liebchen, trinke schnell“ ein. Blühende Landschaften des geregelten Amüsements sind die ehedem „neuen“ Bundesländer eben doch nach wie vor auch. Und sollte der sächsische Gefängniswärter Frosch an einem der Abende ausfallen, sei der Hinweis gestattet, dass Fürths Exklusiv-Duo Heißmann & Rassau die Rolle vom Nürnberger Auftritt her vermutlich spontan noch drauf hat.
Termine: 3. bis 6. Juli im Stadttheater Fürth.

GASTSPIEL
Das Lebensgefühl der 1970er-Jahre im alten Schwabing, als die Sprüche „Zur Sache, Schätzchen“ und „Nicht fummeln, Liebling“ noch für Filmtitel taugten, wird durch den fränkischen Blick völlig neu gebannt. Am Landestheater Coburg, wo schon in früheren Jahren immer wieder anspruchsvolle Showspiele gewagt und oft gewonnen wurden, haben Matthias Straub (auch Regie) und Rüdiger Eisenhauer (auch musikalische Leitung) ein absolut bayerisches Rock´n Roll-Musical über Rosies Skandal im Sperrbezirk und den Schampus-Verbrauch der Schickeria mit dem mächtig weltläufig angesetzten Titel A SPIDER MURPHY STORY versehen. Münchner G´schichten von dazumal aus strikt oberfränkischer Sicht von heute, denn zum großen Landestheater-Ensemble gehört auch das „Rock´n Roll Dancing Team“ des sportlich breit aufgestellten MTV Bamberg. Ort der Handlung ist aber eine Dorf-Disco nahe Rosenheim, also dann doch näher an der Quelle.
Termine: 17. bis 20. Juli im Stadttheater.

START DER NÄCHSTEN SAISON
Regisseurin/Choreographin Jean Renshaw kehrt im großen Bogen über Wien und Köln zurück und inszeniert Alfred Jarrys schrille Groteske KÖNIG UBU zur Premiere am 11. Oktober. Später folgen am Haus in Eigenproduktion weitere Literaturgrößen im nachportionierten Bühnenformat: Grass´ DIE BLECHTROMMEL und DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM von Heinrich Böll.

STADTTHEATER FÜRTH
Königstr. 116, Fürth
stadttheater.fuerth.de



DAS „SOMMERLOCH“-PROGRAMM DER FREILICHTSPIELE

Wenn an den Stadt- und Staatstheatern die Koffer für den Urlaub gepackt werden, erreichen die Freilichtbühnen den Gipfelpunkt ihrer Hochsaison. Frühheimkehrer und Zurückgebliebene wollen schließlich versorgt sein. Zur Orientierung die gebündelten Angebote für den Kampf gegen den Absturz ins kulturelle „Sommerloch“.

LUISENBURG-FESTSPIELE WUNSIEDEL
Rock´n´Roll, Animation, Love Story: Von Jim Jacobs/Warren Casey das verfilmte Rock´n´Roll-Musical GREASE im Live-Rückbau bis 11. August abends +++ DreamWorks-Animationskino MADAGASCAR (Deutschland-Premiere der Theaterfassung mit Songs) bis 11. August vormittags +++ DIE PÄPSTIN nach dem Roman von Donna Woolfolk Gross bis 10. August nachmittags +++ SHAKESPEARE IN LOVE nach dem Drehbuch des Hollywood-Films vom 12. Juli bis 10. August. +++ ZUCKER (Uraufführung), ein fränkisches Historien-Musical von Birgit Simmler und Paul Graham Brown als Auftragswerk, zu sehen vom 16. Bis 18. August. +++ Brechts DER AUFHALTSAME AUFSTIEG DES ARTURO UI als Zirkusspektakel im Zelt vom 19. bis 28. Juli.
www.luisenburg-aktuell.de

KREUZGANGSPIELE FEUCHTWANGEN
Frauen-Power und Räuber-Gaudi: DIE GEIERWALLY von Wilhelmine von Hillern am 3./5./7./9./12./14./17./19./23./25./27./29./31. Juli und 2./4./8./10./15./17. August. +++ ACHT FRAUEN, die vor allem als prominent besetzter Film erfolgreiche Kriminalkomödie am 2./4./10./11./13./16./18./20.21./24./28./30. Juli und 7./9./14./16. August. +++ Für Familienausflüge in Nachmittagsvorstellungen am Wochenende frei nach Preußlers Vorlage DER RÄUBER HOTZENPLOTZ UND DIE MONDRAKETE am 1./7./21./28. Juli und 3./17. August.
www.kreuzgangspiele.de

FREILICHTSPIELE SCHWÄBISCH HALL
Ewig jung mit Aida und Jedermann: AIDA, das Rock-Musical ganz ohne Verdi-Verbindung von Elton John/ Tim Rice, inszeniert auf der großen Treppe am 13./14./16./17./18./19./20./21./23./24./25./26./27./28./30./31. Juli und 1./2./3./4./6./7. August. +++ Es muss nicht immer Salzburg sein: Hofmannsthals JEDERMANN kann es vor jeglicher Kirchenkulisse, ebenfalls auf den imposanten Stufen am 3./4./5./7. Juli und 8./9./10./11. August. +++ Schon die dritte Saison für DON CAMILLO UND PEPPONE mit artistischem Fußballmatch an der Treppe vom 27. bis 31. August. +++ Im neuen Globe Theater neben Shakespeares Komödie WAS IHR WOLLT am 18./19./20./25./26./27./28. Juli und 13. bis 18. sowie 20. bis 22. August auch die schlagerselige Senioren-Show EWIG JUNG mit 13 Vorstellungen zwischen 4. Juli und 11. August.
www.freilichtspiele-hall.de

SOMMERFESTSPIELE IM WEHRGANG DINKELSBÜHL
Deutsches Kino, frisch von der Leinwand: WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS frei nach dem Film mit Senta Berger am 2., 3. bis 7., 30./31. Juli und 1. bis 4. August. +++ HONIG IM KOPF frei nach der Verfilmung mit Dieter Hallervorden am 16. bis 21. Juli und 13. bis 18. August. +++ Schlager-Show SOMMER SONNE ´79, eine Oldie-Parade, am 9. bis 14. und 23. bis 28. Juli sowie 6. bis 11. und 13. bis 15. August.
www.landestheater-dinkelsbuehl.de

CALDERÓN-SPIELE BAMBERG, ALTE HOFHALTUNG
Boandlkramers Kirchgang: DER BRANDNER KASPAR UND DAS EWIG LEBEN von Kurt Wilhelm auf der kopfsteingepflasterten Weite neben dem Dom. Am 6. Juli sowie 10., dann 16. bis 21. und 24. bis 27. Juli.
www.theater.bamberg.de

BERGWALDTHEATER WEIßENBURG
Schmiedleitners Naturdramatik: DER LEBKUCHENMANN als Historien-Nacherzählung des österreichischen Autors Franzobel, in Regie des Wahl-Nürnbergers Georg Schmiedleitner zwischen Baum und Felsen. Am 12./13./14./19./20./21./25./26./27./28. Juli.
www.bergwaldtheater.de

BURG BRATTENSTEIN RÖTTINGEN
Broadway trifft Berlin: Jerry Hermans Broadway-Musical HELLO DOLLY am 12./13./14./21./25. Juli und 17./18. August. +++ Eduard Künnekes noch etwas reifere Berliner Operette DER VETTER AUS DINGSDA  mit dem „armen Wandergeselln“ am 4./5./6./27. Juli und 2./3./4./10./11./15./16. August +++ Die schräge Song-Biografie einer US-Millionärin, die singen wollte, obwohl sie so unmusikalisch war: GLORIOUS! Am 20./26. Juli und 8. August.
www.frankenfestspiele.de

ALTMÜHLSEE-FESTSPIELE MUHR AM SEE
Klassenkeile, Zeitdiebe und Hitler-Comeback: Nurkan Erpulats drastisches Berliner Klassenzimmer-Drama VERRÜCKTES BLUT am 4./14./18. Juli. +++ Die Geschichte von den Zeitdieben und MOMO nach dem auch schon als Film und Oper verwerteten Buch von Michael Ende am 5./6./12./13./20.Juli. +++ Hitlers groteske Rückkehr in die Medienlandschaft Deutschland ER IST WIEDER DA nach dem verfilmten Buch-Bestseller von Timur Vermes am  7./11./19. Juli.
www.altmuehlsee-festspiele.de

BAYREUTHER SOMMERSPIELE DER STUDIOBÜHNE
Wagner im Zelt oder Shakespeare im Felsen: HEDA! HEDU! HEDO! von Uwe Hoppe nach Richard Wagner. +++ LEUBALD von Richard Wagner im Hoftheater-Zeltbau am Steingraeber-Palais abwechselnd vom 20. Juli bis 24. August. +++ Shakespeares MACBETH im Felsentheater Sanspareil vom 19. Juli bis 11. August. +++  Moliéres DON JUAN im Römischen Theater Eremitage noch bis 24. August.
www.studiobuehne-bayreuth.de

DEHNBERGER HOFTHEATER BEI LAUF/PEGNITZ
Der Pfarrer mit Donnerwort und Faustschlag: DON CAMILLO UND SEINE HERDE am 11./12./13./14./18./19./20./21. Juli und 2./3./9./10./11. August.
www.dehnbergerhoftheater.de



 




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